Die populaersten Irrtuemer ueber das lernen
mathematischen Fähigkeiten von Jungen und Mädchen praktisch keinen Abstand mehr gibt, schneiden in Ländern wie
der Türkei, Italien und Griechenland die Mädchen deutlich schlechter ab. Diese Länder hinken allerdings auch in Sachen Gleichberechtigung hinterher.
Die psychologische Forschung hat gezeigt, wie sehr die Mathematik-Leistungen von Frauen von deren Selbstvertrauen abhängen. Frauen
rechnen allein schon dann schlechter, wenn man ihnen sagt, dass sie es nicht können. Weibliche Testpersonen lösen Mathe-Aufgaben weniger gut, wenn sie
vorher einen Bericht darüber gelesen haben, nach dem Frauen aus genetischen Gründen in Sachen Mathematik einfach nicht so clever sind.
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Jungs und Mädchen sind in Wirklichkeit nahezu gleich gut in Mathe. Jungen sind allerdings überzeugt, dass sie
Mathe können und gehen mit mehr Selbstvertrauen an die Arbeit. Mädchen dagegen äußern geringeres Interesse am Fach, fühlen sich weniger kompetent und
finden schlechte Noten in Geometrie und Algebra auch nicht weiter tragisch. Nach dem Gesetz der self-fulfilling prophecy (sich selbst erfüllende
Prophezeiung) wird sich das negative Selbstbild („Ich bin einMädchen, ich kann Mathe einfach nicht“) in der Realität auch irgendwann
bestätigen. Besonders in der Pubertät wollen Mädchen dem Klischee entsprechen. Manche fürchten gar, als Mathe-Cracks ausgesprochen unweiblich zu
wirken. Lehrer stehen zudem im Verdacht, Schülerinnen im Mathematikunterricht unbewusst zu benachteiligen.
Eine Hilfe für Mädchen könnte nach Geschlechtern getrennter Mathe-Unterricht sein. Ohne die männliche
Konkurrenz und Ablenkung zeigen Mädchen größere Wissbegierde und schreiben bessere Noten. 40 Prozent der Informatik-Studentinnen kommen aus
Mädchen-Gymnasien, obwohl diese nur vier Prozent der weiterführenden Schulen ausmachen. Das sollte zu denken geben. Eltern und Lehrer tun jedenfalls gut
daran, sich die Vorurteile und Klischees bewusst zu machen und sich unterschiedliche Erwartungshaltungen zu verkneifen. „Macht nix. Du bist halt ein
typisches Mädchen“, ist definitiv der falsche Trost bei einer schlechten Mathe-Note.
Irrtum: Erfolgreich ist, wer seinen Lerntyp kennt
Die Vorstellung, man könne Lernende nach bestimmten Lerntypen aufteilen, ist weit verbreitet. Pädagogen z. B. kennen sie aus
einschlägigen Fachzeitschriften und aus Fortbildungsseminaren. Eltern und vor allem Lehrer sollten jedoch wissen, dass die Lerntypentheorie
wissenschaftlich nicht begründet ist. Außerdem ist ihr Nutzen zweifelhaft. Oberflächlich betrachtet, klingt sie zunächst jedoch plausibel:
Aus Erfahrung wissen wir, dass wir uns mit Inhalten auf verschiedene Weise beschäftigen können. Wer etwas über höfische Kultur des
Mittelalters erfahren will, kann z. B. ein Buch darüber lesen, einem Vortrag lauschen oder sich mit anderen Lernenden darüber austauschen. Je nach Art der
Beschäftigung, die ein Mensch wählt, ist er nach der Lerntheorie ein „visueller“, ein „auditiver“ oder ein „kommunikativer“ Lerntyp. Manche sagen, dass
Schüler, die ihren Lerntyp kennen, im Vorteil sind: Sie können sich einen bestimmten Stoff leichter aneignen und werden ihn besser behalten. Nutzt es
einem „auditiven Lerntypen“, wenn er sich die Formel „Druck gleich Kraft durch Fläche“ aufzeichnet und sie sich anhört? Natürlich nicht. Aber es reicht
einem auditiven Lerntypen angeblich, wenn er folgende Erklärung hört:
„Übt man auf einen Gegenstand eine bestimmte Kraft in horizontaler Richtung aus, wird wegen der relativ großen Berührungsfläche des
Gegenstandes der Druck auf die Platte, auf der sich der Gegenstand befindet, keinen bedeutenden Effekt haben. Verringern wir jedoch die Berührungsfläche
des Gegenstandes bei gleichbleibender Kraft, wird der Druck die Platte durchbohren.“Ein „visueller Lerntyp“ braucht neben der Formel
folgende Darstellung:
Der „motorische Lerntyp“ versteht dagegen das Gesetz am schnellsten, wenn er ein entsprechendes Experiment macht, der „kommunikative
Lerntyp“ muss es einem anderen erklären usw.
Der gesunde Menschenverstand reicht aus, um zu erkennen, dass niemand ein „auditiver“, „visueller“ oder „motorischer“ Lerntyp
ist. Vielmehr wird ein und dieselbe Person davon profitieren, verschiedene Herangehensweisen zu nutzen.
Fans des Lerntypenkonzepts würden das wohl auch nicht verneinen. Sie räumen selbst ein, dass Lernende eher Mischtypen
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