Die populaersten Irrtuemer ueber das lernen
Hirnforscher raten Lernenden überdies davon ab, vor dem Schlafengehen einen spannenden Film zu
sehen oder ein aufregendes Computerspiel anzufangen. Es besteht die Gefahr, dass frisch erworbenes Wissen nicht ins Langzeitgedächtnis gelangt, sondern
von starken emotionalen Reizen überlagert wird. Schüler, die am Tag etwas gelernt haben, was sie anderntags dringend benötigen, sollten sich abends im
Bett noch einmal kurz damit beschäftigen. In diesem Sinne können Vokabelheft oder Sprachkassette in Kopfkissennähe dann doch ziemlich hilfreich
sein.
Irrtum: Mädchen haben weniger Talent für Mathematik
Pythagoras, Euklid, Newton, Gauß: große Mathematiker waren sie alle, und sie alle waren Männer. Nach wie vor dominiert in Mathematik
und den Naturwissenschaften das männliche Geschlecht - jedenfalls wenn es um Spitzenleistungen und Spitzenpositionen geht. Gehört Mathematik zu Männern
wie Bier oder die Bundesliga? Zahlreiche Leistungs-Vergleichs-Tests von Schülern, wie die PISA-Studien oder die Internationale
Grundschul-Lese-Untersuchung IGLU, haben zumindest für Deutschland gezeigt, dass Jungs im Rechnen tatsächlich fitter sind als Mädchen.
Im vergangenen Jahr schaffte es eine Untersuchung aus den USA in die Zeitungen, die mit dem Fazit verblüffte, Mädchen seien in Sachen
Mathematik ebenso begabt wie Jungs. Zu diesem Resultat jedenfalls waren Wissenschaftler um die Psychologin Janet Hyde von der University of
Wisconsin-Madison gelangt, nachdem sie Daten über die mathematischen Fähigkeiten von sieben Millionen amerikanischen Schülern verglichen hatten. Die
Forscher hatten auch die Leistungen bei anspruchsvollen Aufgaben geprüft, um auszuschließen, dass sich Geschlechtsunterschiede erst bei komplexeren
Problemen bemerkbar machen. Doch Abweichungen stellten sie nicht fest. Egal, wohin man schaue, „man findet keinen Unterschied“, wurde Hyde zitiert.
Die meisten anderen Untersuchungen belegen dagegen sehr wohl eine Ungleichheit, wenn auch nur eine geringe: Über den kleinen
Mittelwertsunterschieden zugunsten der Buben wird allerdings gerne übersehen, dass die Überlappungen riesig sind.Gleichwohl ist die
Frage berechtigt, ob Männern das Verständnis für Naturwissenschaften und für Mathematik in die Wiege gelegt ist.
Ein Gen, das für die Mathe-Begabung verantwortlich ist, konnte nicht gefunden werden. Biologische Gründe für die Beobachtung, dass
Jungen häufig besser im Mathematik-Unterricht zurechtkommen als Mädchen, sind gleichwohl nach heutigem Stand der Forschung noch nicht auszuschließen. Die
pauschale Behauptung „Jungs können besser rechnen“ ist dennoch nicht richtig. Immer mehr Wissenschaftler kommen zu dem Schluss, dass in erster Linie
soziale und kulturelle Gründe für das schlechtere Abschneiden der Mädchen verantwortlich sind.
Männer sind nachweislich besser in mentaler Rotation. Darunter versteht man die Fähigkeit, zwei- oder dreidimensionale Objekte im Geist zu
drehen. Frauen deshalb für blöder zu halten wäre gleichwohl ausgesprochen dumm. Vielleicht fragen Frauen sich einfach, was das denn wohl für Objekte
sein könnten, die sie da gerade im Kopf drehen. Der Kabarettist und Physiker Vince Ebert schreibt: „... die Damen geben der abstrakten Figur eine
‚Bedeutung’. Und das braucht Rechenzeit. Männer dagegen sagen sich: ‚Egal, was es ist – ich dreh das Ding einfach!’ Frauen brauchen also nicht
deswegen länger, weil sie langsamer denken, sondern weil sie ‚mehr’ denken.“ Das klingt zumindest plausibel, oder? Empirisch belegt ist etwas
anderes: Frauen können durch gezielte Übungen ihr räumliches Vorstellungsvermögen sehr schnell steigern. Zusätzlicher Trost: Eine weibliche
Informatik-Studentin wird bei einem Test zur mentalen Rotation vermutlich besser abschneiden als ein männlicher Theologiestudent.
Zusammen mit anderen verglich etwa die italienische Ökonomin Paola Sapienza dank Pisa-Test die mathematischen
Leistungen von mehr als 270 000 Schülerinnen und Schülern aus 40 Ländern und stellte fest, dass die Unterschiede zwischen den Geschlechtern insbesondere
in nordeuropäischen Ländern wie Schweden, Norwegen und Island verschwinden. Diese Länder weisen einen hohen Grad an Emanzipation auf. In
gleichberechtigten Gesellschaften trauen sich Frauen mehr zu und sind prompt erfolgreicher – auch beim Lösen von mathematischen Problemen. Während es in
den skandinavischen Ländern zwischen den
Weitere Kostenlose Bücher