Die populaersten Irrtuemer ueber das lernen
Langzeitspeicher abgelegt werden
kann. Doch mit Wiederholungen haben wir Inhalte noch lange nicht automatisiert. Ein Kind etwa, dem man den unbekannten Buchstaben „M“ zeigt, wird
diesen nach einer gewissen Anzahl von Wiederholungen (dabei mag das eine Kind vielleicht drei Wiederholungen brauchen, ein anderes womöglich 30) im
Langzeitspeicher ablegen, d. h. es vermag den Buchstaben auch ein paar Stunden oder gar einen Tag später als „M“ zu identifizieren. Das Abrufen der
Information, so Jansen/Streit, geht aber immer noch über den „mühsamen Weg der bewussten Verarbeitung“. Die Aufgabe, den Buchstaben korrekt zu
benennen, fordert nach wie vor „volle Aufmerksamkeitszuwendung“. Erst wenn ein Kind das Zeichen „M“ viele hundert Mal richtig erkannt hat, kommt es
zur Automatisierung. Ein „M“ wirdgesehen, und das Kind muss keinerlei Mühe darauf verwenden, es korrekt zu benennen.
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Üben, selbst wenn es als stupide empfunden wird, hat also durchaus seinen Sinn. Allerdings darf es nicht beim
Üben bleiben. Wenn jemand die Vokabeln einer Lektion super gelernt hat, heißt das noch lange nicht, dass er damit auch Sätze bilden kann. Automatisierung
ist ein wichtiger, nicht zu unterschätzender Baustein für erfolgreiches Lernen, aber er ist nicht der einzige.
Irrtum: Fernsehen macht dumm
Fernsehen ist die liebste Freizeitbeschäftigung der Deutschen. Drei Stunden und 27 Minuten täglich gucken wir mittlerweile fern, so
die neuesten Zahlen von media control. Dies allerdings ist nur der ermittelte Durchschnitt. Wer selbst also weniger schaut, darf annehmen, dass manch
anderer länger im TV-Sessel hockt. Die Bayern sind Schlusslicht der Statistik: Drei Stunden und eine Minute gucken sie in die Röhre bzw. auf den
Flachbildschirm. An der Spitze liegt Brandenburg. Dort stellt man den Apparat erst nach durchschnittlich vier Stunden und 13 Minuten ab.
Kinder und Jugendliche schauen dagegen sehr viel weniger. Während bei den eigentlichen Gaffern der Nation, den Erwachsenen, die
Fernsehzeit seit Einführung des Privatfernsehens stetig steigt, ist sie für Kinder leicht rückläufig. Im Jahre 2008 schauten die Drei- bis 13-Jährigen im
Schnitt 86 Minuten pro Tag fern. Das ist allemal noch viel, aber vier Minuten weniger als 2006. Immerhin. Kinder sitzen immer länger vor der Glotze? Nein
– auch das ein Mythos. Längst macht der Computer dem Fernsehen mächtig Konkurrenz.
Trotzdem bleibt die Frage, ob Fernsehen unsere Kinder dick, dumm und gemein macht, wie das verschiedene Wissenschaftler
behaupten. Rein spontan würden die meisten wohl erstmal zustimmen, zumal kaum etwas Familien mehr stresst als die täglichen Auseinandersetzungen ums
Fernsehen. Wann? Was? Wer? Wie lange? Und es ist erstaunlich: Je länger Kinder fernsehen, desto ungenießbarer sind sie unmittelbar danach. Zu viel
Fernsehen macht sie irgendwie unzufrieden. Vergangenes Jahr ging unser Fernseher kaputt, und zwei Wochen kehrte Ruhe ein beiuns. Kein
Zank, keine Genöle und Generve, dafür Harmonie und mehr Zeit für Gespräche und Spiele. Muss man noch mehr sagen?
Ja. Unserer Familie bekommt das Fernsehen nur in kontrollierter Dosis, aber selbst wenn die Kinder es mal übertreiben, so haben wir
doch noch nie festgestellt, dass sie davon dicker, dümmer oder gewalttätiger geworden wären. Das Lieblingsfach unserer älteren Tochter ist Natur &
Technik. Sie freut sich auf jede Stunde. Appetit bekommen hat sie dank Sendungen wie der pfiffig gemachten Klugscheißershow „Wissen macht Ah!“.
Einer der populärsten Kämpfer wider das Fernsehen hierzulande ist der Hirnforscher Manfred Spitzer. 2005 veröffentlichte er mit Vorsicht Bildschirm eine Streitschrift gegen das TV, die ein unglaubliches Echo auslöste. Spitzer ist ein Profi, und er macht seinem Namen alle
Ehre: Seine Thesen spitzt er gewohnheitsmäßig so zu, dass ihm das Interesse einer breiten Öffentlichkeit garantiert ist. „Aufgrund der Bildschirmmedien
wird es in Deutschland im Jahr 2020 40 000 Todesfälle geben“, orakelte er. Der Sache dienen die apokalyptischen Prognosen allerdings nicht, zumal
Kritiker ihm vorwerfen, für seine düsteren Zukunftsszenarien Daten aus verschiedenen Bereichen unzulässig miteinander „vermengt“ zu haben.
„Wenn wir nichts an unseren Fernsehgewohnheiten ändern“, gruselt Spitzer schon mal, „reicht unsere Bildung bald nur noch dafür aus,
T-Shirts für China zu nähen.“ Solch düstere
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