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Die Porzellanmalerin

Titel: Die Porzellanmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Marten
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harten Holzbank. Was sollte das? Konnte diese aufdringliche Femme fatale sie nicht einfach in Ruhe lassen? Mit den Fingerspitzen begann sie ihre Schläfen zu massieren.
    »Kopfschmerzen?«, fragte Bianconi mitfühlend.
    Friederike hob den Blick und sah direkt in seine Augen. Tiefdunkel und unergründlich. Hilfe, dachte sie, ich falle! Wieder wurde ihr Gesicht ganz heiß. Sicher glühte sie schon wie ein paar Kohlen im Kamin. Zum Glück brachte die Wirtsfrau in dem Moment drei Krüge Bier an ihren Tisch.
    Friederike nahm einen großen Schluck und wollte gerade mit der Serviette ihren Bierbart abtupfen, als ihr einfiel, dass dies wohl nicht sehr männlich war. In einer großspurigen Geste fuhr sie sich mit dem Ärmel über den Mund. Sie spürte, wie Bianconi in sich hineingrinste, sie brauchte gar nicht erst in sein Gesicht zu sehen. Das war auch sicherlich klüger so, stellte sie fest, wenn man bedachte, dass er sie just schon zum zweiten Mal zum Erröten gebracht hatte. So etwas kannte sie gar nicht von sich. Sicher, Caspar hatte sie auch als anziehend empfunden und jedes
Mal Herzklopfen bekommen, wenn sie ihm begegnet war. Aber das war kein Vergleich zu jetzt!
    Unter den gesenkten Lidern starrte sie auf Bianconis Hände, die schmal, aber dennoch zupackend wirkten. Die feinen schwarzen Härchen überzogen die gebräunte Haut bis zu den Fingerknöcheln. Ob er wohl auch auf der Brust so viele Haare hatte? Sie versuchte unauffällig in seinen Hemdkragen zu schielen, doch ein schlichtes Spitzenjabot verhinderte jeglichen Einblick.
    »Was habt ihr so lange besprochen, Giovanni?«, unterbrach die Contessa ihre Träumereien.
    »Über unser Essen, das gerade aus der Küche getragen wird, Contessa.« Mit einem maliziösen Lächeln fragte er: »Wissen Sie eigentlich, was saure Flecken sind?«
    »No, non mi dire che siano trippa!«
    Die junge Frau verzog angeekelt das hübsche Gesicht.
    »Genau, Kutteln, Ihre Leibspeise, wenn ich mich recht erinnere! Hier gibt’s nichts anderes zu essen, Verehrteste, ich bedaure zutiefst.«
    Friederike hatte fast Mitleid mit Emilia, zumal sie selbst auch nicht gern Innereien aß. Aber vor Hunger war ihr mittlerweile fast schlecht, außerdem war sie todmüde und wollte sich schnellstmöglich in ihre Kammer zurückziehen.
    »Und dieser Brentano ist doch ein Ganove!«, ertönte es plötzlich laut vom Nachbartisch. »Ein Betrüger und Halsabschneider, das sag ich dir!«
    »Was soll man von diesen Italienern auch anderes erwarten?«, erwiderte der dritte Mann im Bunde. »Die Bolongaros sind auch nicht viel besser. Wusstet ihr, dass dieser Giuseppe, der älteste von den Tabakbrüdern, schon seit über zehn Jahren versucht, das Frankfurter Bürgerrecht zu kriegen? Bei allem, was man diesen arroganten freien Reichsstädtern ja nachsagen kann: Das lob ich mir, dass sie diesen dahergelaufenen Papisten am langen Arm verhungern lassen!«

    Bianconi hatte die Stirn gerunzelt. Friederike konnte sehen, dass er seine Wut nur mühsam im Zaum hielt. In dem Moment stellte der Wirt drei dampfende Teller auf ihren Tisch.
    » Trippa - meine Leibspeise!«, stöhnte die Contessa in gespielter Verzweiflung.
    »Hauptsache, wir haben etwas im Bauch, würde ich sagen. Der morgige Tag wird anstrengend genug, vergessen Sie das nicht, meine Liebe. Bis Jena oder gar Weimar werden wir es nicht schaffen, doch morgen Altenburg und übermorgen Köstritz sollte schon möglich sein.« Er wandte sich an Friederike: »Sie als Maler, Friedrich, sind zwar von einem anderen Fach, aber mit dem Namen Heinrich Schütz können Sie doch sicher etwas anfangen, nicht wahr?«
    Friederike dankte im Stillen ihrer Mutter, die während ihrer Salonabende stets allergrößten Wert auf eine gepflegte musikalische Untermalung gelegt und die Konzerte im Hause Simons hin und wieder sogar mit einem eigens ausgearbeiteten kleinen Vortrag zu Leben und Werk des jeweiligen Komponisten eingeführt hatte. Von Heinrich Schütz hatte sie allerdings nur behalten, dass er in einer Schänke in Köstritz geboren worden war und eine Zeitlang in Italien gelebt hatte. Genau das gab sie nun zum Besten, was ihr ein anerkennendes Nicken von Bianconi und einen entzückten Augenaufschlag der Contessa einbrachte.
    »Und wissen Sie auch, in welcher italienischen Stadt er gelebt hat?«, fragte Bianconi in dem strengen Tonfall eines Schulmeisters.
    »Venedig?«, riet Friederike aufs Geratewohl.
    »Che bello, come me!« , rief die Contessa aus. »Federico, Sie müssen mit uns

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