Die Porzellanmalerin
zu, was er wieder alles Neues entdeckt hatte. Sogar Ernestos Stimmung hatte sich gebessert, was an der Tonlage seines kräftigen Gesangs zu hören war, während Marie weiterhin ihr eisernes Schweigen beibehielt und lediglich ihren kleinen Sonnenschirm aufgeklappt hatte und wie einen Schutzschild vor sich hielt. Im Übrigen hatte sie genug damit zu tun, sich an das Geländer des Kutschbocks zu klammern, weil die Straßenverhältnisse in Sachsen nicht gerade die besten waren, wie sie knurrend in ihrem eleganten Französisch monierte, und der Wagen zeitweilig buchstäblich von Schlagloch zu Schlagloch holperte.
Die Contessa schien all das nicht die Spur zu interessieren.
Sie wirkte fest entschlossen, ihren Willen durchzusetzen, und der bestand ganz offensichtlich darin, »Federico zu verführen«. Kurz nachdem Friederike sich neben ihr auf der samtbezogenen Sitzbank niedergelassen hatte, hatte sie mit der Begründung, es sei so fürchterlich heiß im Wagen, ihr Mieder fast vollständig aufgeknöpft und ihre großen weißen Brüste entblößt. Nur die Brustwarzen waren noch von der kostbaren Spitze bedeckt. Auch ihre Röcke hatte sie hochgezogen, und auf eine Krinoline hatte sie von vorneherein verzichtet. Ihre Füße waren unbeschuht und in ungebührlich weitem Abstand auf dem gegenüberliegenden Notsitz abgelegt. Mehrere Strähnen hatten sich aus ihrer Hochsteckfrisur gelöst, und Friederike musste zugeben, dass sie ganz entzückend aussah.
Die Kunst der Verführung - hier kannst du etwas lernen, dachte sie bei sich. In einer Mischung aus Abscheu und Faszination schaute sie der Contessa zu, wie diese in gespielter Unachtsamkeit über Minuten hinweg ganz langsam ihre Röcke so weit hochzog, dass ihr linkes Strumpfband und ein Stück nackte Haut zu sehen waren. Ihre Hand ließ sie wie zufällig auf ihrer Scham ruhen.
Als das Objekt ihrer Begierde nach einer guten Weile noch immer nicht auf ihre Offensive reagiert hatte und weit davon entfernt schien, über sie herzufallen, stöhnte Emilia:
»Ah, dieses fürchterliche Strumpfband, es ist mir viel zu eng! Federico, bitte, hilf mir, es zu lockern.«
Friederike hätte am liebsten laut aufgelacht, wenn ihr nicht gleichzeitig so elend zumute gewesen wäre. Giovanni, wo bist du, warum befreist du mich nicht aus dieser grässlichen Situation?, dachte sie mit einem Anflug von Panik. Oder, stieg plötzlich ein unguter Verdacht in ihr auf, wusste der Angeflehte vielleicht ganz genau, was sich im Inneren der Kutsche abspielte, und ließ sie absichtlich in die Falle der Contessa tappen?
»Federico, was ist? Ma che diavolo aspetti? «
Die Contessa hatte sich aufgesetzt und zu ihr umgedreht.
Ihre Augen blitzten vor Zorn, und ihre linke Brust war nun vollständig aus dem Mieder gefallen.
»Ouh!« , schimpfte sie und packte Friederikes Hand, um sie auf ihren Busen zu legen.
Friederike konnte den Herzschlag unter der pfirsichweichen Haut spüren. Wie magisch angezogen umfasste sie das Fleisch, bis ihre Handfläche ganz ausgefüllt war. Was für ein seltsames Gefühl, eine fremde Brust zu berühren, dachte sie.
Die Contessa legte ihr linkes Bein auf Friederikes Schoß. Der roséfarbene Strumpf war ihr bis auf den Knöchel hinuntergerutscht. Irgendwie musste sie das Strumpfband gelöst haben, stellte Friederike fest.
»E adesso toccami!«
Die Italienerin hatte ihren Unterkörper so weit in ihre Richtung vorgeschoben und sich mit dem Rücken nach hinten fallen lassen, dass Friederike ihre entblößte Scham wie eine offene Frucht dargeboten bekam.
Verzweiflung packte sie. Ich will das nicht!, Ich will das nicht!, hämmerte es in ihrem Kopf.
Mit einer ruckartigen Bewegung schob sie das Bein ihrer Verführerin zur Seite und stand auf, um sich prompt den Kopf an der niedrigen Kutschendecke zu stoßen. Sie griff nach der Klinke und versuchte hektisch, die kleine Tür zu öffnen. Doch ausgerechnet jetzt waren die beiden Kaltblüter, die den Wagen zogen, in einen leichten Galopp gefallen. Schon spürte sie, wie sich zwei nackte Arme um ihre Hüften legten und zwei fingerfertige Hände am Bund ihrer Kniehose zu nesteln begannen. In dem schaukelnden Gefährt drohte sie das Gleichgewicht zu verlieren, als sie sich aus der Umklammerung befreien wollte.
»Jetzt reicht’s!«, brüllte sie plötzlich in einer Lautstärke, die sie selbst erschreckte. »Lassen Sie mich sofort los, sonst schreie ich um Hilfe!«
Die Contessa zuckte zusammen, als ob sie geschlagen worden wäre. Hastig raffte
Weitere Kostenlose Bücher