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Die Priesterin von Avalon

Die Priesterin von Avalon

Titel: Die Priesterin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley , Diana L. Paxson
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in einem Becher, der weder aus Silber noch aus Gold bestand, und als ich trank, fiel meine Müdigkeit von mir ab. Körbe voll fremdartiger Früchte standen dort, Pasteten mit Wurzeln und Pilzen in reichhaltiger Soße und Brot mit Honig.
    Das Essen erfrischte meinen Körper, obwohl ich mich fragte, ob alles nur Einbildung war, wie ich es aus Geschichten über das Feenreich kannte. Das Harfenspiel indessen nährte etwas in meiner Seele, von dem ich nicht einmal geahnt hatte, dass es Hunger litt. Ein junger Mann mit fröhlichen Augen und einem goldenen Reif auf den dunklen Locken nahm mich an die Hand und führte mich zum Tanz. Zu Anfang stolperte ich, denn das war etwas anderes als die würdevollen Schritte, die wir als angemessen für die Jungfrauen von Avalon ansahen. Der Rhythmus ähnelte den Trommelschlägen, die vom Tor dröhnten, wenn die geweihten Priesterinnen mit den Druiden um die Beltanefeuer tanzten und die Mädchen im Haus der Jungfrauen lagen und lauschten, wobei ihr Blut in einem Rhythmus pulsierte, den sie noch nicht begriffen.
    Ich lachte und ließ mich von der Musik davontragen, doch als mein Partner mich vom Tanz fort in eine Laube ziehen wollte, erkannte ich darin eine andere Versuchung, entzog mich seiner Umarmung und trat wieder an die Festtafel.
    »Hat der junge Mann dir nicht zugesagt?«, fragte die Königin. »Ich mochte ihn schon«, sagte ich und spürte, wie verräterische Röte in meine Wangen stieg, denn wenn seine Schönheit auch keine Saite in meinem Herzen zum Klingen gebracht hatte, waren meine Sinne durch seine Berührung in einer Art aufgewühlt worden, die ich nicht recht begriff. »Aber ich bin schon zu lange hier. Ich darf dich an dein Versprechen erinnern, Herrin, mich zu Dierna zu führen und dann zurück nach Hause.«
    »Dazu ist noch genug Zeit. Warte noch ein wenig: unser größter Barde wird jetzt gleich singen…«
    Doch ich schüttelte den Kopf. »Ich muss gehen. Ich will gehen - Eldri! Eldri, komm her!« Ich schaute mich in plötzlich aufsteigendem Entsetzen um. Hatte der kleine Hund, der mich schließlich hierher gebracht hatte, mich am Ende verlassen? Doch im nächsten Augenblick spürte ich, wie er an meinem Rock scharrte. Ich bückte mich, um ihn auf den Arm zu nehmen und fest an mich zu drücken.
    »Ja… dein Wille ist sehr stark«, sagte die Feenkönigin nachdenklich. »Und wenn ich dir nun sagen müsste, dass du, wenn du nach Avalon zurückkehrst, die ersten Schritte auf dem Weg gehst, der von dort fortführt? Dass du damit Ereignisse in Gang setzen wirst, die es am Ende auf ewig von der Menschenwelt abschneiden werden?«
    »Das werde ich niemals tun!«, rief ich verärgert.
    »Der Lufthauch, den ein Schmetterlingsflügel bewirkt, mag am anderen Ende der Welt ein Unwetter auslösen… im Verborgenen Land denken wir nicht an die Vergänglichkeit, daher vergeht die Zeit für uns langsam oder gar nicht. Doch wenn ich die Menschenwelt betrachte, kann ich die Folgen von Handlungen beobachten, die ihr rasch lebenden Sterblichen nie zu sehen bekommt. Lerne von meiner Weisheit, Tochter, und bleibe!«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich gehöre nach Avalon!«
    »So sei es«, sagte die Feenkönigin daraufhin. »Das eine kann ich dir zum Trost sagen: wohin und wie weit du auch gehen magst, solange du deine Hunde hast, wirst du wieder nach Hause finden… Geh nun mit dem Segen des Alten Volkes, und vielleicht wirst du dich von Zeit zu Zeit meiner erinnern…«
    »Ich werde an Euch denken…«, sagte ich. Tränen brannten mir in den Augen. Ich setzte Eldri wieder ab, und der Hund trottete zur Tür, nachdem er sich vergewissert hatte, dass ich ihm folgte.
    Wir schritten in das durch die Blätter gefilterte Licht des Feenwaldes und dann, von einem Schritt zum nächsten, in eine Dunkelheit, in der ich außer der leuchtenden weißen Gestalt des Hundes vor mir nichts sehen konnte. Dann spürte ich den kühlen Nebel auf der Haut und ging langsamer. Zitternd prüfte ich jeden Schritt, ehe ich mein Gewicht dem Untergrund anvertraute, um mich zu vergewissern, dass ich den Pfad nicht verlassen hatte.
    Ich war mir nicht sicher, wie lange es dauerte, doch allmählich wurde mir bewusst, dass der Nebel dünner wurde. Dann lichtete er sich, und nachdem ich die letzten Schwaden durchschritten hatte, stand ich auf der Wiese des Tor. Der Mond stand noch hoch am Himmel - noch fast so hoch, wie zu dem Zeitpunkt, als ich aufbrach. Ich schaute ihn verwundert an, denn das Fest und der Tanz im Feenland

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