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Die Priesterin von Avalon

Die Priesterin von Avalon

Titel: Die Priesterin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley , Diana L. Paxson
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ausmacht , dachte ich leicht verärgert. Will sie, dass es mir misslingt?
    Vielleicht wäre es einfacher, wenn man nicht von äußeren Bildern abgelenkt würde. Ich wagte nicht, die Augen zu schließen und starrte ins Leere, sodass ich nur einen vagen Schleier vor mir sah, umgeben von einem Lichtkreis. Suche nach dem Marschland, sagte ich mir; was hatte Aelia beinahe gesehen? Bei diesem Gedanken tauchte das Bild vor mir auf, flimmernd und undeutlich zunächst, doch dann vollständig. Es dämmerte, der Abend brach an. Der See leuchtete schwach im letzten Tageslicht. Die Stelle aber, an der sich Marsch und Insel im Südosten vermischen, lag im Schatten. Fackeln zogen über höheres Gelände, doch mein Blick wurde von einem dunklen Teich im Schatten einer knorrigen Eiche angezogen.
    Dort bewegte sich etwas. Ich erschrak, als ich Diernas hellen Schopf sah. Mit einem Arm umklammerte sie einen umgestürzten Stamm. Den anderen hatte sie nach unten gestreckt, als halte sie etwas unter der Wasseroberfläche fest. Ich strengte mich an, um die Szene deutlicher zu erkennen, doch sie veränderte sich.
    Die Suchenden hatten sie gefunden. Im Schein der Fackeln sah ich, wie Dierna schluchzte, obwohl ich keinen Laut hörte. Zwei Druiden standen neben ihr im Wasser. Einer hob sie in Cigfollas wartende Arme. Der andere band ein Seil um etwas, das unter Wasser war. Die Männer zogen, eine blasse Gestalt stieg nach oben…
    »Becca! Ertrunken!« Abgehackt kamen die Worte aus meiner Kehle. »Bitte, lass es mich nicht sehen - lass es nicht wahr sein!« Ich zuckte so heftig zurück, dass Schale und Krug in hohem Bogen vom Tisch flogen. Ich fiel zu Boden, krümmte mich vor Schmerz und presste die Hände vor die Augen, als wollte ich auslöschen, was ich gesehen hatte.
    Sogleich packte Suona mich an den Handgelenken, nahm mich in den Arm und raunte mir beruhigende Worte ins Ohr. »Bestimmt wird sie sich wieder erholen«, ertönte Ganedas Stimme hinter mir. »Mit dieser Hysterie will sie sich nur wichtig tun.«
    Mit einem Ruck richtete ich mich auf, obwohl mir nach der raschen Bewegung schwindelig wurde. »Aber ich habe es gesehen! Richtig gesehen! Ihr müsst Becca beaufsichtigen, sonst ertrinkt sie!«
    »Das würde dir gefallen, nicht wahr?«, knurrte Ganeda. »Wieder eine weniger von meinem Blut, mit der du um meinen Platz streiten müsstest, wenn ich einmal nicht mehr bin!«
    Die massive Ungerechtigkeit ihrer Worte verschlug mir die Sprache, doch ich spürte, wie Suona versteinerte, als sie es mit anhörte.

    Sich in Trance zu versetzen war leicht gewesen. Sich zu erholen, zumal ich diesem Zustand so plötzlich entrissen wurde, war schwieriger. Noch Wochen danach war ich verstört und litt unter Weinkrämpfen. An den Tagen unmittelbar nach dem Blick in die Zukunft war mein Gleichgewichtssinn derart gestört, dass ich kaum gehen konnte; bei jedem Schritt brummte mir der Schädel. Als deutlich wurde, dass der Schlaf nur einer Nacht mir nicht die nötige Erholung brachte, kam ich ins Haus der Kranken. Als Grund wurde angegeben, die anderen Mädchen ermüdeten mich, heute jedoch glaube ich, Ganeda wollte verhindern, dass ich mit den anderen, vor allem mit Dierna, darüber redete, was ich gesehen hatte.
    Und so kam es, dass ich noch im Haus der Kranken lag - von Cigfolla verhätschelt, sobald ich aus meinen unangenehmen Träumen aufwachte -, als ich draußen vor dem Haus Rufe hörte. Ich richtete mich auf und sah durch die offene Tür das Flackern von Kerzen in der Dunkelheit.
    »Was ist los?«, schrie ich. »Was geht da vor?« Ein vertrautes Angstgefühl machte sich bereits in meinem Bauch breit. Ich versuchte, aufzustehen, doch die Schmerzen im Kopf warfen mich wieder auf mein Lager, und ich stöhnte.
    Ich saß noch auf dem Bett und versuchte, die Qualen durch behutsame Atemübungen in den Griff zu bekommen, als die Tür aufgerissen wurde und Heron hereinschoss.
    »Eilan - wir können Dierna und Becca nicht finden!«, flüsterte sie und warf einen Blick über die Schulter, um sich zu vergewissern, dass niemand sie gesehen hatte. Daraus schloss ich, dass Ganeda ihnen verboten hatte, mich zu besuchen. »Wo hast du sie in deiner Vision gesehen? Sag es mir, rasch!«
    Ich packte sie am Arm und beschrieb ihr so gut ich konnte, wo der Weidenteich, den ich gesehen hatte, vom Pfad aus gesehen ungefähr lag. Dann ging sie fort, und ich legte mich zurück. Aus meinen geschlossenen Augen drangen Tränen.
    Eine Ewigkeit hatte ich dort in meinem Elend

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