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Die Priesterin von Avalon

Die Priesterin von Avalon

Titel: Die Priesterin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley , Diana L. Paxson
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war. »Britannien war nie wohlhabender. Aber Kaiser Claudius in Rom scheint uns vergessen zu haben, und nach dem Tod von Victorinus hat das Imperium Galliarum größere Sorgen, als hier Steuern einzusammeln.«
    Cigfolla lachte. »Seine Mutter Victorina herrscht jetzt hier, trotz der jungen Vettern, die sie auf den Thron gesetzt hat, um ihn warm zu halten, und soweit ich gehört habe, ist sie doppelt so gut, wie er es einmal war. Vielleicht würde sie sich über die Hilfe aus Avalon freuen!«
    »Die Fürsten haben uns freudig unterstützt, als Rom seinen Fuß in ihren Nacken gesetzt hatte«, sagte Suona. »Es ist beinahe so, als hätten sie das Gefühl, uns nicht länger zu brauchen - als könnten sie die alten Überlieferungen Britanniens vergessen, jetzt, da sie frei von direkter Kontrolle durch Rom sind.«
    Einen Augenblick lang schauten wir sie amüsiert lächelnd an. Dann räusperte sich Ganeda.
    »Schlägst du vor, dass wir die Kaiser durch Zauber wieder herbringen sollen?«
    Suona errötete und verstummte, während die anderen halblaut miteinander redeten.
    »Wir können nichts entscheiden, ohne zu wissen, was uns erwartet«, sagte Ganeda schließlich. »Und wir haben das verfügbare Wissen auf allen normalen Wegen ausgeschöpft…«
    »Was schlägst du vor?«, fragte Arganax.
    Ganeda schaute sich mit dem empörten Stirnrunzeln im Kreis um, an das ich mich so gut aus der Zeit erinnern konnte, als ich ihre Schülerin war.
    »Sind wir Griechen, dass wir unser Leben damit vertun, über die Grenzen unserer Philosophie zu diskutieren? Wenn unsere Fähigkeiten es wert sind, erhalten zu werden, lasst sie uns nutzen! Die Wende des Frühjahrs steht kurz bevor - lasst uns diesen Gleichgewichtspunkt zwischen den beiden Jahreshälften nutzen, das Orakel anzurufen!«

5. Kapitel
    A. D. 270
    » Suchende auf altem Pfade,
    Sucher auf dem Weg zum Licht,
    Heute weicht die Nacht dem Tage,
    wenn des Jahres Tag anbricht… «

    Singend schritten die Priesterinnen in dunklen Roben hintereinander im Kreis herum, die Druiden, dementsprechend in weiße Gewänder gekleidet, gingen in entgegengesetzter Richtung. Hell und Dunkel vollendeten in vollkommenem Gleichgewicht den Kreis und blieben stehen. Arganax trat vor und erhob die Hände zum Segen. Ein zweiter Priester hinter ihm wartete mit dem Gong.
    Der Höchste Druide war ein kräftiger Mann in mittlerem Alter, Ganeda indes, die ihm gegenübergetreten war, schien alterslos; das Ritual verlieh ihr Kraft. Ihr Gewand, dessen Blau im Schein der Fackeln beinahe schwarz schien, fiel in strengen Falten auf den blanken Steinboden, und die Mondsteine im Silberschmuck der Hohepriesterin schimmerten ruhig an ihrer Brust und Stirn.
    »Siehe, die Sonne herrscht im Hause des Widders, und der Mond ruht in den Armen der Zwillinge«, verkündete der Druide. »Der Winter ist vergangen, und die Kräuter strecken sich dem Sonnenlicht entgegen, Vögel kehren zurück und verkünden lauthals ihre Bereitschaft zur Paarung, Tiere tauchen aus ihrem langen Schlaf auf. Überall erwacht das Leben, und wir mit ihm, bewegt von denselben Gezeiten, angeregt von denselben Energien… Bewahret Schweigen und schauet die Wiedergeburt der Welt, und da wir alle eins sind, erblicket denselben großen inneren Wandel…«
    Gemeinsam mit den anderen schloss ich die Augen und erbebte bei den tiefen Klängen des Gongs, die von den Säulen der Großen Halle der Druiden widerhallten. Jedes kleinste Teilchen meines Wesens vibrierte. Der Schönheit des Augenblicks vollkommen hingegeben, vergaß ich, neidisch zu sein, dass Heron und nicht ich auf dem dreibeinigen Schemel sitzen und zum Brunnen der Prophezeiung hinabsteigen würde.

    » Gefährten im Kosmischen Lichte,
    der verborgene Glanz taucht wieder auf!
    Grüßet ihn laut und still im Herzen,
    werft ab alle Furcht, lasst dem Leben den Lauf! «

    Ich schlug die Augen auf. Vier junge Männer standen jetzt in einer Ecke der Halle. Sie trugen Fackeln. Jemand hatte die erste Handvoll Kräuter ins Kohlebecken geworfen, und im Schein der Fackeln glühte der Rauch, als hätte er die Luft entzündet. Jetzt sah ich die Wandgemälde - eine Insel, die einen Hafen umschloss, große Tempel, ein kegelförmiger, feuerspeiender Berg und andere Szenen aus dem legendären Land, das an einem verhängnisvollen Tag im Meer versunken war. Auch diese Geschichten gehörten ebenso wie unser Ritual zu einer Weisheit, welche die Druiden nur geerbt hatten.
    Die Zeremonie ging mit Frage und Antwort weiter,

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