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Die Priesterin von Avalon

Die Priesterin von Avalon

Titel: Die Priesterin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley , Diana L. Paxson
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gelehrt, dass die Gründe, warum SIE uns auf einen bestimmten Pfad lenkt, oft erst dann erkennbar sind, wenn wir sein Ende erreicht haben…« Ich richtete die Worte ebenso an mich wie an Aelia. In den drei Tagen, seitdem Konstantius auf der Insel weilte, hatte ich ihn nicht gesehen, doch er spukte in meinen Träumen herum.
    Aelia schüttelte den Kopf. »Ich wollte nie zu den Beltanefeuern! Als Jungfrau wäre ich glücklich bis an mein Lebensende gewesen!«
    Ich nahm sie in die Arme und wiegte sie sanft. Unser offenes Haar vermischte sich auf dem Kissen, dunkles und helles Gold. »Konstantius wird dir nicht wehtun, Liebes. Ich bin zwei Tage lang mit ihm geritten - er ist sehr rücksichtsvoll…«
    »Aber er ist ein Mann!«
    »Warum hast du deine Ängste nicht erwähnt, als du auserwählt wurdest?« Ich strich ihr über das Haar. Und warum, fragte ich mich, war das Los nicht auf mich gefallen?
    »Bei unserer Weihe haben wir dem Rat Gehorsam gelobt. Ich dachte, sie wüssten am besten…«
    Ich seufzte, und mir wurde klar, wie es gewesen sein musste. Aelia war von uns allen stets die Fügsamste gewesen. Zum ersten Mal fragte ich mich, ob das Los wirklich nur durch Zufall auf sie gefallen war.
    »Sie haben gesagt, die Göttin würde mir die Kraft dazu geben, aber ich habe Angst… Hilf mir, Eilan! Hilf mir, dass ich darum herumkomme! Sonst ertränke ich mich im heiligen Teich!«
    Ich wurde still. Blitzartig kam mir der Gedanke, wie ich sowohl ihren als auch meinen Wunsch erfüllen könnte. Vielleicht hatte ich mir den Plan bereits in einem verborgenen Winkel meiner Seele zurechtgelegt, und jetzt trat er zutage wie ein sich häutendes Insekt, das im Boden versteckt war. Rechtfertigungen gab es zuhauf - Aelia war nicht die Wahl der Göttin, sondern Ganedas. Erforderlich war nur eine jungfräuliche Priesterin. Es spielte keine Rolle, wer sie war, solange sie freiwillig zum Feuer kam. Und der Austausch wäre ja so einfach! Obwohl sie blasser und auch dünner war als ich, ähnelten Aelia und ich uns derart, dass Neulinge uns zuweilen verwechselten. Die jüngeren Mädchen gaben uns die Spitznamen Sonne und Mond.
    Der einzige Grund, den ich mir gegenüber nicht einräumte, war der, der wirklich zählte: Konstantius Chlorus gehörte mir, und ich wäre gestorben, wenn ich hätte zusehen müssen, wie er eine andere Frau ins Brautgemach führte.
    »Sch… beruhige dich…« Ich küsste Aelias weiches Haar. »Die Braut und ihre Dienerinnen gehen verschleiert zur Zeremonie. Wir tauschen die Kleider, und ich nehme deinen Platz beim Ritual ein.«
    Aelia setzte sich auf und starrte mich mit weit aufgerissenen Augen an. »Aber wenn du ungehorsam bist, wird Ganeda dich bestrafen!«
    »Das macht nichts…«, antwortete ich. Nicht, wenn ich erst einmal die Nacht in Konstantius' Armen verbracht habe!

    Der Feuerschein, den ich durch meinen hauchdünnen Leinenschleier und das Geflecht aus Zweigen sah, umhüllte den Kreis mit goldenem Dunst. Vielleicht war es aber auch die Aura der Macht, welche die Tanzenden heraufbeschworen, denn mit jeder Umkreisung des Freudenfeuers wurde sie stärker. Alle Bewohner von Avalon hatten sich hier auf der Weide am Fuß des Tor versammelt, und auch aus dem Dorf am See waren die meisten Bewohner gekommen. Mein ganzer Körper vibrierte, als die Erde unter ihren Schritten bebte, womöglich lag es aber auch am Pochen meines Herzens. Ich spürte, wie der Tanz seinem Höhepunkt entgegenging. Bald… dachte ich und fuhr mir mit der Zunge über die trockenen Lippen. Bald werde ich…
    Die anderen Jungfrauen, Heron, Aelia und Wren, rutschten auf der Bank neben mir unruhig hin und her. Wir trugen die gleichen grünen Gewänder, dazu Schleier und aus Frühlingsblumen gewundene Girlanden. Doch nur ich hatte die Hagedornkrone. Meine Haut prickelte vom Wasser des heiligen Teiches, denn wir hatten Aelia beim Bad geholfen und dabei uns selbst gereinigt. Ich hatte mit ihr gefastet und Nachtwache gehalten; all die Dinge, die für das Ritual erforderlich waren, hatten wir gemeinsam vollbracht. Der Austausch mochte ungehörig sein, wäre aber zumindest kein Sakrileg.
    »Auch der Römer ist gebadet und vorbereitet«, sagte Ganeda, die mit uns wartete. »Wenn er kommt, werdet ihr zu ihm gebracht. Gemeinsam werdet ihr das heilige Mahl zu euch nehmen, und gemeinsam werdet ihr das Gemach auf der anderen Seite der Tanzfläche betreten. Ihr seid das jungfräuliche Feld, in das er die Saat säen wird, die das Kind der Prophezeiung

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