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Die Priesterin von Avalon

Die Priesterin von Avalon

Titel: Die Priesterin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley , Diana L. Paxson
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hervorbringen wird.«
    »Und was werde ich ihm geben?«, flüsterte ich.
    »In der Außenwelt ist das Weibliche passiv, während das Männliche in Aktion tritt. Auf den inneren Ebenen ist es anders. Ich habe mit dem jungen Mann gesprochen, und zur Zeit meint es das Schicksal nicht gut mit ihm. An dir ist es, seinen Geist zu wecken, die höhere Seele in ihm aufzurütteln und in Gang zu setzen, damit er seine Bestimmung erfüllt und zum Erneuerer des Lichts in Britannien wird.«
    Ich wagte nicht, weitere Fragen zu stellen, damit die Hohepriesterin meine Stimme nicht erkannte. Dann veränderte sich der Trommelschlag, und meine Kehle schnürte sich so schmerzhaft zu, dass ich gar nicht hätte sprechen können, auch wenn ich gewollt hätte.
    Die Druiden kamen. Sie trugen Kränze aus Eichenlaub auf dem Haupt, und ihre weißen Gewänder schimmerten golden im Feuerschein. Ich erhaschte einen kurzen Blick auf ein Gewand, das noch heller glänzte. Der Jubel der Menschen brandete wie in Wogen heran. Benommen schloss ich die Augen, und als ich sie wieder aufschlug, blinzelte ich verwirrt beim Anblick der goldenen Gestalt vor dem Feuer.
    Bei näherem Hinschauen erkannte ich, dass es nur eine safranfarbene Tunika war, die durch den Feuerschein einen tieferen Goldton erhalten hatte, doch der Kranz, den Konstantius trug, bestand aus purem Gold, wie die Krone eines Kaisers. Als ich ihn zuletzt gesehen hatte, bespritzt mit Morast und erschöpft nach unserem Kampf gegen den Sturm, hatte Konstantius nicht gerade beeindruckend ausgesehen. Jetzt glühte seine Haut, und das blonde Haar strahlte hell wie der goldene Kranz.
    »Er ist Lug, der zu uns gekommen ist«, hauchte Heron.
    »Und Apollon«, flüsterte Aelia.
    »Und Mithras, der Gott der Soldaten«, fügte Wren hinzu.
    Wie der Sonnengott stand er mitten zwischen den Eichen der Druiden. Hätte ich ihn nicht schon geliebt, dann hätte ich ihn in diesem Augenblick bewundert, denn aus dem Körper des Mannes war ein klares Gefäß geworden, durch das der Gott in ihm nach außen strahlte.
    Hätte ich noch länger hingeschaut, wäre ich vielleicht in einen Zustand der Verzückung geraten, der es mir unmöglich gemacht hätte, mich in Bewegung zu setzen, doch in diesem Augenblick wurden die Trommeln von den Klängen der Glocken und Harfen abgelöst. Die Jungfrauen an meiner Seite halfen mir auf, als das Geflecht aus Zweigen entfernt wurde. Die Menge verstummte in ehrfürchtiger Andacht; nur die Musik war zu hören.
    Konstantius drehte sich um, als wir vortraten, und sein hochgestimmter Blick richtete sich plötzlich auf mich, als sähe er durch den Schleier hindurch die Frau, oder die Göttin in ihr. Wren streute Blumen vor mir aus, Aelia und Heron gingen zunächst neben mir her, dann fielen sie zurück, und ich ging allein weiter. Konstantius und ich standen uns gegenüber, der Priester vor der Priesterin, zwischen uns ein kleiner Tisch, gedeckt mit einem Laib Brot, einem Teller Salz, einem Becher und einem Krug mit Wasser aus der heiligen Quelle.
    »Mein Herr, ich biete dir die Geschenke der Erde. Iss und stärke dich.« Ich brach ein Stück Brot ab, tunkte es ins Salz und reichte es ihm.
    »Du bist die fruchtbare Erde. Ich nehme deine Spende an«, erwiderte Konstantius. Er aß das Brot, riss ein neues Stück ab und hielt es mir hin. »Und ich werde meine Kraft darauf verwenden, mich um die heilige Erde zu kümmern.«
    Als ich gegessen hatte, nahm er den Krug, goss ein wenig Wasser in den Becher, den er mir dann reichte. »Ich werde für dich ausgegossen wie Wasser. Trink, und sei erneuert.«
    »Du bist der Regen, der vom Himmel fällt. Ich empfange deinen Segen.« Ich trank einen Schluck aus dem Becher und gab ihn zurück. »Doch alle Wasser werden am Ende aus dem Meer wiedergeboren.«
    Er nahm mir den Becher aus der Hand und trank.
    Wieder begann die Trommel zu schlagen. Ich trat einen Schritt zurück und winkte ihm, mir zu folgen. Die Musik wurde schneller, und ich begann zu tanzen.
    Meine Füße schienen mir nicht mehr zu gehören; mein Körper war zu einem Instrument geworden, um der Musik Ausdruck zu verleihen, während ich mich in den schlängelnden Bewegungen des heiligen Tanzes hin und her wiegte. Mein Gewand, dessen Leinen beinahe ebenso zart war wie die Schleier, die mein Gesicht verhüllten, schmiegten sich an meinen Körper und flatterten, wenn ich herumwirbelte. Aber Konstantius war die ganze Zeit, während ich im Kreis tanzte, mein Zentrum, dem ich mich zuwandte wie eine Blume

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