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Die Priesterin von Avalon

Die Priesterin von Avalon

Titel: Die Priesterin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley , Diana L. Paxson
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aushalten.
    »Worin besteht nun meine Strafe?«
    »Strafe?« In ihrem Lächeln war Gift. »Habe ich dem Römer nicht versprochen, dir nichts zuleide zu tun? Du hast deine Verdammung selbst gewählt, Helena . Wenn Konstantius fortgeht, wirst du mit ihm gehen…«
    »Fort… von Avalon?«, flüsterte ich.
    »Das ist es, was er fordert - sei dankbar, dass du nicht wie eine Bettlerin in die Welt hinausgejagt wirst!«
    »Und was ist mit meinem Gelübde?«
    »Du hättest dir gestern Abend Gedanken über dein Gelübde machen sollen, bevor du es gebrochen hast! Früher hätte man dich für ein solches Verbrechen verbrannt!« Bittere Befriedigung trat anstelle der Wut auf ihr runzliges Gesicht.
    Fassungslos starrte ich sie an. Ich hatte ihren Befehl missachtet, gewiss, aber ich hatte mich Konstantius doch nach dem Willen der Göttin hingegeben.
    »Du hast Zeit bis zum Sonnenuntergang, deine Vorbereitungen zu treffen«, sagte Ganeda. »Wenn die Sonne untergeht und das Fest vorüber ist, wirst du aus Avalon verbannt.«
    Bei den Christen, so hatte ich gehört, gab es eine Legende von den ersten Eltern der Menschheit, die aus dem Paradies vertrieben wurden. Als sich die Nebel von Avalon hinter mir schlossen, wurde mir klar, wie sie sich gefühlt haben mussten. Hatte es Eva getröstet, dass Adam noch bei ihr war? Zu wissen, dass mein eigener Entschluss mir dieses Schicksal aufgebürdet hatte, war wenig tröstlich.
    Ich sagte mir, dass ich bitterlich geweint hätte, wäre Konstantius ohne mich fortgegangen, doch der Kummer, der mich betäubte und schweigsam machte, während die Barke uns durch die Nebel trug, reichte viel tiefer.
    Als wir unterhalb des Dorfes am See ans Ufer glitten, verlor ich einen Moment lang die Orientierung, als wäre einer meiner Sinne verschwunden. Ich taumelte, und Konstantius hob mich auf seine Arme und trug mich den Damm hinauf. Als er mich wieder absetzte, schmiegte ich mich an ihn und versuchte zu begreifen, was mit mir geschehen war.
    »Ist schon gut«, flüsterte er und drückte mich an sich. »Wir haben jetzt alles überstanden.«
    Ich schaute zurück über den See und merkte, dass das übersinnliche Gespür, das mir stets gesagt hatte, wo Avalon lag, entschwunden war. Mit den Augen sah ich die Marsch, das Wasser des Sees und die Hütten, die wie Bienenkörbe auf der christlichen Insel standen. Früher jedoch hatte ich, wenn ich fortgegangen war, nur die Augen schließen müssen, um in einem eigenartigen Winkel zur sterblichen Welt den Weg nach Avalon zu spüren. Ich hatte die Verbindung als gegeben hingenommen. Auf diese Weise war die Hohepriesterin in der Lage, das Befinden ihrer abwesenden Töchter zu erkennen, denn auch bei Priesterinnen, die nur zu Besorgungen von der heiligen Insel geschickt wurden, blieb ein Verbindungsfaden bestehen.
    Doch den hatte Ganeda jetzt durchtrennt, und ich war wie ein Schössling, den die Flut entwurzelt und hinwegschwemmt. Als ich aufhörte zu weinen, zog ein neuer kalter, grauer Morgen herauf.
    Ich weiß nicht, ob es an Konstantius' Edelmut oder an seiner Liebe lag, dass er mich in den nächsten Wochen ertrug. Dem Wirt der Poststation, in der wir die nächste Nacht verbrachten, teilte er mit, ich sei krank, und das stimmte auch, obwohl meine Krankheit nicht körperlicher, sondern seelischer Natur war. Tagsüber war Eldris Zuneigung mein einziger Trost, und in der Nacht waren es Konstantius' starke Arme. Als ihm bewusst wurde, wie sehr es mich quälte, an einem Ort zu leben, an dem ich an jedem klaren Tag das Tal von Avalon vor Augen hatte, beendete er seine Tätigkeit in den Minen, und wir brachen nach Eburacum auf, wo in den Werkstätten, die seiner Familie gehörten, ein Teil des Bleis in Zinnwaren verarbeitet wurde.

    Konstantius mietete einen Händler, der uns über Landstraßen und Seitenwege quer durch das Land zur großen römischen Straße brachte, die von Lindinis nach Lindum führte. In den ersten Tagen ritt ich in bedrücktem Schweigen neben Konstantius her, zu sehr mit meinem Kummer beschäftigt, um Notiz von meiner Umgebung zu nehmen. Doch wenn es überhaupt eine Jahreszeit gibt, die über den Verlust von Avalon hinwegtrösten kann, dann ist es die fröhliche Zeit nach Beltane.
    So kalt der Wind zuweilen auch blies, die durchdringende Winterkälte war vorüber. Triumphierend legte die Sonne ihren goldenen Segen über das Land, und die Erde hieß sie in freudigem Überschwang willkommen. Zwischen den leuchtend grünen, frischen Blättern erklangen die

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