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Die Priestertochter: Historischer Roman (German Edition)

Die Priestertochter: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Priestertochter: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Titus Müller
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einknickten.
    »Zum Lager der Milzener, Nawyša.« Ächzend hielt sie das Gleichgewicht.
    »Haben die Zweige, die du da aufgelesen hast, auch sämtlich auf der Erde gelegen? Du weißt, welche Strafe dir droht, wenn du in den heiligen Wäldern um Rethra einen Ast abknickst!«
    Schweißtropfen rannen der Frau zwischen den Augen hinunter. »Willst du sehen? Alles trockenes Holz. Für die Festfeuer.«
    Es dauerte Alena, wie sich die Frau mühsam auf den Füßen hielt. Und zugleich war es reizvoll, sie zu befragen, bis die Kiepe sie niederzwang. »In welchem Wald warst du?«
    »Bei den Buchen im kleinen Bukov.«
    »Hast du Tierspuren gesehen?«
    »Verzeihung, ich …« Sie schwankte, packte verzweifelt die Schulterriemen der Kiepe, stemmte sich, keuchte.
    »Wohl alles leergejagt für das Fest?«
    »Hasenkot war da, sonst nichts.«
    Gnädig winkte Alena: »Also gut, geh.« Als sie sich zur großen Treppe wandte, die in die Hauptburg hinaufführte, und so die Frau aus den Augen ließ, hörte sie ein lautes Krachen hinter sich. Es erfüllte sie mit Genugtuung.
    Das war die Priestertochter, die sich Vater wünschte. Sie tat, was er erwartete, und obwohl Alena keine Erklärung dafür fand – es stellte sie zufrieden. Er würde sich im Haus befinden, weil er betrunkene Menschen haßte, und dort würde sie ihm eisig entgegentreten, ihn um einige Begleiter bitten. Daß es ihr schwerfiel, Rethra zu verlassen, und daß sie es verabscheute, von ihm dazu gezwungen zu werden, davon würde sie nichts sagen. Er wußte es ohnehin. Womit er nicht rechnete, das würde ihre Selbstbeherrschung sein. Vater würde erstaunt einsehen, daß er es mit einer ebenbürtigen Gegnerin zu tun hatte.
    Am Tor wachten Mstislav und Nakon der Eber. Sie waren Freunde Rostislavs, gehörten zu einer Gruppe von erfahrenen, besonnenen Männern innerhalb der Tempelgarde, ein Kreis von Kriegern, der gern schweigend beisammensaß und bei Einbruch der Nacht mit Stecken im Feuer stocherte. Kaum jemand genoß Vaters Vertrauen so wie sie.
    Sie erwiderte ihr Nicken. Dann klopfte sie kräftig an die Tür des väterlichen Hauses und trat ein, ohne auf Antwort zu warten.
    Miesko, Jarich und Vater saßen am Tisch vor einer Platte mit abgenagten Knochen. Es roch nach gebratenem Fleisch. Braune Blutstropfen im Sand unter den Mantelsäumen der Priester.
    »Schön, daß du kommst, Alena. Wir haben gerade beraten, wen wir mit dir schicken. Die auserwählten Männer sollten sich nicht allzu sehr besaufen heute, damit ihr im Morgengrauen aufbrechen könnt.« Vater winkte sie näher, aber sie blieb in der offenen Tür stehen.
    »Schicke Jarich und Miesko hinaus, ich habe allein mit dir zu sprechen.«
    Es war ein Augenkampf. Streng blickte der Vater sie an, runzelte die Brauen, kniff die Lippen zusammen. Er hielt ihr stand, zwinkerte nicht einmal. Schließlich aber rang sie ihn nieder. Zufrieden sah sie, wie er die beiden alten Priester mit einer kleinen Handbewegung hinauswarf. Im Gehenschüttelten sie die Köpfe. Schließlich spürte Alena die Tür im Rücken.
    »Vielleicht bist du zornig, Tochter, aber das gibt dir nicht das Recht zu einem solchen Tonfall. Auch du hast den Priestern mit Ehrerbietung zu begegnen.«
    Sie zuckte die Achseln. »Ich werde dir gehorchen und in den Westen ziehen, um ein Opfer herbeizuschaffen. Aber als Preis fordere ich, daß ich mir einen Mann erwählen darf.«
    »Du wagst … Einen Preis forderst du?« Der Vater erbleichte. »Seit wann lassen sich Kinder für ihren Gehorsam bezahlen?«
    »Bin ich ein Kind? Ich bin eine erwachsene Frau, und wie du immer sagst: Das Volk schaut auf mich. Meine Ausstrahlung wird den Mann, den ich heirate, zum Priester machen.«
    »Hör auf, mir die Worte im Mund herumzudrehen! Das hat deine Mutter zur Genüge getan.«
    »Laß Mutter aus dem Spiel«, zischte sie. »Oder willst du, daß uns ihr Geist besucht? Das Volk achtet mich, es wird auch meinen Mann achten.«
    »Wie stellst du dir das vor? Was sollen Jarich und Miesko davon halten, wenn ein Fremder statt einem ihrer Söhne Hochpriester wird?«
    »Sie können froh sein, wenn ihre Söhne eines Tages überhaupt den Priestermantel tragen dürfen. Sie sind es kaum wert. Mein Ruf als Nawyša, als Tochter des Höchsten, wird einen neuen Hochpriester rechtfertigen.«
    Plötzlich zeigte sich Nachdenklichkeit in Vaters Gesichtszügen, und kleine Fältchen rafften die Augenwinkel zusammen. Er nickte langsam. »Meine Tochter. Du bist und bleibst doch meine Tochter. Vielleicht

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