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Die Principessa

Die Principessa

Titel: Die Principessa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Prange
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das?«
    Der Offizier griff nach dem goldenen Kreuz am Hals des jungen Herrn.
    »Unterstehen Sie sich! Das Kreuz hat der Papst geweiht!«
    »Der Papst?« Im selben Augenblick vollzog sich eine erstaunliche Wandlung im Gesicht des Offiziers. Hatte er eben noch so zornig dreingeblickt, als wolle er alle Briten der Welt erschlagen, strahlte er nun wie ein Vater, der seinen verlorenen Sohn empfängt. »Dann seid ihr keine Ketzer? Gelobt sei Jesus Christus!« Ehe die beiden es sich versahen, umarmte er sie und drückte ihnen seinen gewaltigen Schnauzbart ins Gesicht. »Worauf wartet ihr, Freunde? Steigt auf eure Pferde und reitet in die Stadt! Ihr sollt mit uns feiern! Es lebe Urban, der neue Papst!«
    Er hatte noch nicht ausgesprochen, da saßen die zwei schon im Sattel.
    »Puh, das ist gerade noch mal gut gegangen!« Der junge Herr lachte, als sie auf der anderen Seite der Stadtmauer waren, und küsste sein Kreuz.
    »Gut gegangen? Wir sind mit knapper Not einer Katastrophe entronnen«, schimpfte William, noch damit beschäftigt, seine Kleider in Ordnung zu bringen. »Stellen Sie sich vor, Sie hätten sich ausziehen müssen! Oh, was für ein Land, dieses Italien! Lauter Banditen und Gauner!«
    »Jetzt hören Sie doch auf zu schimpfen, William! Schauen Sie sich lieber um! So eine herrliche Stadt!« Seine helle Stimme überschlug sich vor Aufregung, während er in verschiedene Richtungen gleichzeitig zeigte. »Da drüben, der Garten! Haben Sie je solche Pflanzen gesehen? Und die Häuser! Jedes Gebäude ein Palast! Und erst die Kleider, die die Frauen tragen! Prächtiger als die unserer Königin! Und riechen Sie nur diese Luft! So muss es im Paradies duften!«
    »Das ist das süße Gift des Schönen«, knurrte William. »Der König weiß, warum er seinen Untertanen den Aufenthalt indieser Stadt verbietet. Sie gaukelt einem die herrlichsten Dinge vor, doch dahinter? Fäulnis und Verderben! Und die Römer – lauter Jesuiten! Wenn sie den Mund aufmachen, lügen sie. Wenn sie lächeln, denken sie an Mord. Sirenengesänge überall, um brave Menschen vom Schiffsmast der christlichen Lehre loszubinden. Doch wehe, wer ihnen folgt! Er landet grunzend im Schweinestall der Circe!«
    »Oh, wie sehen die beiden denn aus?«
    Der junge Herr parierte sein Pferd und schaute zwei Frauen nach, die mit blutroten Lippen, kohlschwarzen Augen und turmhohen Frisuren durch die Menge liefen.
    »Giftige Blumen, die im Sumpf bigotter Lüsternheit gedeihen.«
    »Wie stolz sie sind! Doch was gibt’s da drüben?«, unterbrach er sich und zeigte schon wieder in eine andere Richtung. »Bei den Buden, wo sich die vielen Menschen drängen?«
    »Wahrsager, nehme ich an.« Der Tutor schnaubte verächtlich durch die rote Hakennase. »Obwohl die Leute hier dreimal am Tag in die Kirche gehen, glauben sie an Zauberei.«
    »Wahrsager?«, fragte der junge Herr begeistert und trieb sein Pferd an. »Das muss ich sehen!«
    »Wollen Sie mich beleidigen?«, rief William erbost. »Habe ich so viele Jahre darauf verwandt, Sie im Geist der Vernunft zu erziehen, damit Sie sich von solchem Unsinn verwirren lassen?«
    »Aber ich muss doch wissen, welches Schicksal mich hier erwartet!«
    »Jetzt ist es aber genug!« William griff seinem Herrn in die Zügel, sodass sich das Pferd wiehernd aufbäumte. »Sehen Sie den Gasthof am Ende des Platzes? Dort gehen wir jetzt hin. Oder wollen Sie sich in diesen Kleidern Ihrer Cousine präsentieren?« In dem Schankraum der Herberge saßen nur wenige Gäste. William wunderte sich nicht. Die Italiener aßen wie alle Spitzbuben der Welt erst spät in der Nacht, wenn anständige Menschen schliefen. Während der junge Herr mit seinem Mantelsack in einer Kammer verschwand, beauftragte William den Wirt, die Pferde zu versorgen. Er selbst wollte die Zeit nutzen, um sichNotizen zu machen. Doch daraus wurde nichts. Kaum hatte er sein Schreibzeug hervorgeholt, tippte der Wirt ihm auf die Schulter.
    »
Scusi
, Signor, darf man erfahren, woher Sie kommen?«
    »Woher wohl?«, erwiderte William und spuckte auf den mit Sägespänen bedeckten Boden. »Daher, wo alle anständigen Leute herkommen – aus England.«
    »Oh, aus England?« Der Wirt strahlte, als habe ihm die Jungfrau Maria ihr Geheimnis offenbart. »Ich liebe England! So ein großes, tapferes Volk. Und hatten Sie eine gute Reise?«
    »Reise? Es war die Hölle!« William seufzte laut auf. »Sie wissen, was die Alpen sind?«
    »
Si,
Signor. Die höchsten Berge der Welt!«
    »Allerdings. Und

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