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Die Principessa

Die Principessa

Titel: Die Principessa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Prange
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niederbrannte, als wolle sie die Welt in eine Wüste verwandeln. Selbst die mächtige Kuppel des Petersdoms, unter der doch die ganze römische Christenheit Zuflucht fand, schien unter der drückenden Hitze einzusinken.
    Man schrieb den 6. August des Jahres 1623. Seit drei Wochen war in der Sixtinischen Kapelle das Konklave versammelt, um einen neuen Papst zu wählen. Es hieß, die meisten der greisen Kardinäle seien an Malaria erkrankt, einige kämpften sogar mit dem Tod, sodass bei dieser Wahl wohl nicht der frömmste, sondern eher der robusteste Kandidat als Nachfolger Petri berufen würde.
    Der Tag der Entscheidung aber schien fern – so fern, dass sich auf dem großen Platz vor dem Dom, auf dem sich sonst zur Zeit des Konklaves die Gläubigen erwartungsvoll drängten, nur ein barfüßiger Junge verlor, der mit seiner Schildkröte in der Mittagssonne spielte. An einer Leine führte er das Kriechtier über die verlassene Piazza, als er plötzlich stutzte. Er beschirmte mit seiner Hand die Augen, schaute zum Himmel, und während sein Mund immer größer und größer wurde, starrte er auf die dünne, weiße Rauchsäule, die kerzengerade aus dem Schornstein der Sixtinischen Kapelle aufstieg.
    »Habemus Papam!«
, rief er mit seiner hellen Kinderstimme in die brütende Stille. »Es lebe der Papst!« Eine Hausfrau, die irgendwo am Fenster eine Decke ausschüttelte, hörte den Ruf, blickte zum Himmel und fiel in den Ruf ein, der sich gleich darauf wie ein Echo fortsetzte, erst in der Nachbarschaft, dann in den angrenzenden Gassen, schließlich im ganzen Viertel, sodass er bald aus unzähligen Mündern erscholl: »
Habemus Papam!
Es lebe der Papst!«
    Wenige Stunden später quollen die Straßen und Plätze Roms über vor Menschen. Pilger rutschten auf Knien durch die Stadt und priesen mit lauten Gebeten den Herrn, während auf den Märkten Wahrsager, Kartenleger und Astrologen die Zukunft prophezeiten. Wie aus dem Nichts tauchten Maler und Zeichner auf, mit fertigen Bildern des soeben gewählten Papstes. Ihre Rufe wurden übertönt von den Anpreisungen fliegender Händler; für wenige Kupfermünzen boten sie Kleider und Devotionalien an, die Seine Heiligkeit angeblich noch am Vortag in Gebrauch gehabt hatte.
    Durch das Gewühl eilte ein junger Mann mit prachtvollen schwarzen Locken und feinem Oberlippenbart: Gian Lorenzo Bernini, trotz seiner Jugend von fünfundzwanzig Jahren bereits angesehenes Mitglied in der Zunft der Marmorbildhauer. Ungeduldig drängte er jeden Passanten beiseite, der ihm im Weg stand. Er war so aufgeregt wie vor seiner ersten Liebesnacht. Denn der Mann, der ihn zu sich gerufen hatte, war kein Geringerer als Maffeo Barberini, der Kardinal, der am heutigen Tag als Urban VIII. den Stuhl Petri bestiegen hatte.
    Im Audienzsaal des Papstpalastes herrschte angespannte Nervosität. Prälaten und Bischöfe, Fürsten und Gesandte steckten flüsternd die Köpfe zusammen und schielten gleichzeitig zu der großen Flügeltür am Ende des Saals, in Erwartung, beim Heiligen Vater vorgelassen zu werden. Angesichts ihrer reichen, goldbestickten Gewänder fühlte Lorenzo sich in dem schlichten, schwarzen Habit des Cavaliere di Gesù, das er sonst mit solchem Stolz trug, wie ein Bettler. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn und setzte sich auf einen Stuhl unweit des Ausgangs. Bis die Reihe an ihn kam, würde es wohl Mitternacht werden.
    Warum hatte der Papst ihn zu sich gerufen? Er hatte keine Zeit, darüber nachzudenken, denn kaum hatte er Platz genommen, forderte ein Palastdiener ihn auf zu folgen. Der Lakai führte ihn durch eine Tapetentür und danach durch einen langen, kühlen Gang. Wohin brachte man ihn? Laut hallten die Schritte seiner Stiefel auf dem Marmorboden wider, aber noch lauter klopftesein Herz. Er verfluchte seine Aufregung und versuchte sich zu beruhigen.
    Plötzlich ging eine zweite Tür auf, und bevor er wusste, wie ihm geschah, stand er vor ihm. Mit einer Verneigung sank Lorenzo zu Boden.
    »Heiliger Vater«, flüsterte er, vollkommen durcheinander, während ein Bologneserhündchen an seinem Gesicht schnupperte. Im selben Augenblick begriff er: Der Papst empfing ihn in seinen Privatgemächern, und all die aufgeblasenen Schranzen und Bittsteller da draußen mussten warten!
    Eine weiß behandschuhte Hand streckte sich ihm zum Kuss entgegen. »Groß ist dein Glück, Cavaliere, Maffeo Barberini als Papst zu sehen. Aber viel größer noch ist unser Glück, dass der Ritter Bernini unter unserem

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