Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band)
Antwort finden würde.
Die Nacht war hereingebrochen, der Himmel war klar, und die ersten Sterne schimmerten hell, als ich ins Freie trat und die Tür hinter mir verschloß. Ich ging um die Ecke und legte den Schlüssel ins Versteck zurück. Dann erstieg ich den Hügel.
Als ich einen letzten Blick in die Tiefe warf, schien das Haus in der Dunkelheit eingeschrumpft zu sein, schien zu einem Stück der ganzen Trostlosigkeit ringsum geworden zu sein, wie eine leere Bierdose am Straßenrand. Ich ging über den Kamm und stieg wieder hinab, ging auf die Stelle zu, wo ich meinen Wagen abgestellt hatte, und wünschte mir, ich hätte nicht zurückgeschaut.
9
Ganelon und ich verließen die Schweiz in zwei Lastwagen. Wir hatten sie von Belgien aus dorthin gefahren – wobei ich die Gewehre transportierte. Die dreihundert Stück wogen etwa anderthalb Tonnen. Nachdem wir auch die Munition übernommen hatten, blieb genug Platz für Treibstoff und andere Vorräte. Natürlich hatten wir eine Abkürzung durch die Schatten gewählt, um jenen Leuten zu entgehen, die an den Grenzen den Verkehr verzögern. Auf die gleiche Weise reisten wir wieder ab, wobei ich die Führung übernahm, um gewissermaßen den Weg zu bereiten.
Ich steuerte uns durch ein Land düsterer Berge und langgestreckter Dörfer, in denen wir nur an Pferdewagen vorbeikamen. Als der Himmel in einem hellen Zitronengelb schimmerte, boten sich die Lasttiere den Blicken gestreift und manchmal sogar gefiedert dar. Stundenlang fuhren wir dahin und stießen schließlich auf die schwarze Straße, bewegten uns eine Zeitlang parallel zu ihr und schlugen dann wieder eine andere Richtung ein. Der Himmel machte ein Dutzend Veränderungen durch, und die Konturen der Landschaft verschmolzen und flossen von Hügeln in Ebenen und wölbten sich wieder auf. Wir krochen auf schlechten Straßen dahin und rutschten über ebene Stellen, die so hart und glatt waren wie Glas. Wir mühten uns einen Berghang hinauf und wichen einem weindunklen Meer aus. Wir kamen durch Unwetter und ausgedehnte Nebelgebiete.
Es kostete mich einen halben Tag, um sie wiederzufinden – zumindest einen Schatten, der ihrer Welt so nahe war, daß es keinen Unterschied machte. Ja, die Welt jener Wesen, die ich schon einmal ausgenutzt hatte. Es waren stämmige gedrungene Gestalten, sehr haarig, sehr dunkel, mit langen Schneidezähnen und einziehbaren Krallen.
Doch sie hatten Finger, mit denen sich ein Abzug betätigen ließ, und sie verehrten mich. Meine Rückkehr freute sie sehr. Dabei kam es wenig darauf an, daß ich vor fünf Jahren die besten Männer dieses Volkes in ein fremdes Land geführt hatte – zum Sterben. Göttern stellt man keine Fragen, sondern verehrt sie, betet sie an und gehorcht ihnen.
Sie waren sehr enttäuscht, daß ich diesmal nur ein paar hundert Mann brauchte. Tausende von Freiwilligen mußte ich wieder nach Hause schicken.
Diese Soldaten hatten nicht viel zu fürchten, waren sie doch die einzigen Kämpfer mit Schußwaffen. In ihrer Heimat war die Munition allerdings noch immer unentzündbar, und wir mußten mehrere Tage weit durch die Schatten wandern, ehe wir ein Land erreichten, das Amber so weit ähnelte, daß die Zündung endlich klappte. Das einzige Problem lag darin, daß die Schatten einem Gesetz der Kongruenz folgen, so daß dieser Ort schon ziemlich nahe bei Amber lag. Dieser Umstand machte mich während der Ausbildung meiner Soldaten etwas nervös. Zwar war es unwahrscheinlich, daß einer meiner Brüder zufällig gerade durch diesen Schatten streifte, doch es hatte schon schlimmere Zufälle gegeben.
Wir übten fast drei Wochen lang, ehe ich zu dem Schluß kam, daß wir ausreichend gewappnet waren. An einem schönen, frischen Morgen hoben wir unser Lager auf und bewegten uns in die Schatten. Die Kolonne der Männer marschierte hinter den Lastwagen. Die Motoren der Lkws würden vollends streiken, wenn wir uns Amber näherten – sie begannen bereits erhebliche Schwierigkeiten zu machen –, doch wir hatten vor, sie zu benutzen, solange sie unsere Ausrüstung befördern konnten.
Diesmal gedachte ich Kolvir vom Norden her zu bezwingen und mich nicht noch einmal an den Hang, der zum Meer hin liegt, zu wagen. Die Männer kannten die Gegend von meinen Beschreibungen, und der Aufmarsch der Gewehrbrigaden war genauestens festgelegt und geübt.
Wir machten Mittagspause, aßen gut und setzten unseren Weg fort, wobei die Schatten langsam an uns vorbeiglitten. Der Himmel nahm ein
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