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Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band)

Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band)

Titel: Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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durch – so gut wie alle.«
    »Was soll das heißen – so gut wie alle?«
    Mit zusammengekniffenen Augen betrachtete Random seinen linken Daumennagel.
    »Nun, ich muß daran denken, wenn es eine Person gibt, die du gern aus dem Rennen geworfen hättest, wäre jetzt der richtige Augenblick für die Erkenntnis, daß sich belastendes Material auch weiterreichen läßt.«
    Ich dachte über seine Worte nach und drückte meine Zigarette aus.
    »Nicht schlecht«, sagte ich. »Doch im Augenblick kann ich von meinen Brüdern keinen mehr erübrigen – nicht einmal Julian. Außerdem ist er derjenige, dem so ein Kuckucksei am schwierigsten ins Nest zu legen wäre.«
    »Es braucht ja kein Familienmitglied zu sein«, meinte er. »Es gibt zahlreiche ehrenwerte Amberianer, die ein Motiv haben. Beispielsweise Sir Reginald ...«
    »Vergiß die Sache, Random! Wir belasten keinen anderen!«
    »Also gut. Damit sind meine kleinen grauen Zellen erschöpft.«
    »Hoffentlich nicht die, die deine Erinnerung enthalten.«
    »Also schön.«
    Er seufzte, reckte sich, stand auf, stieg über den dritten Anwesenden und ging zum Fenster. Er zog die Vorhänge auf und starrte eine Zeitlang hinaus.
    »Also schön«, widerholte er. »Es gibt viel zu erzählen ...«
    Und er begann sich laut zu erinnern.

2
    Der Sex steht zwar bei vielen Menschen obenan, doch gibt es so manche anderen Dinge, mit denen man sich zwischendurch auch gern beschäftigt, Corwin. Bei mir ist es das Schlagzeug, die Fliegerei und das Spielen, wobei die Reihenfolge nicht weiter wichtig ist. Na ja, vielleicht steht das Fliegen – in Gleitern, Ballonen und gewissen anderen Maschinen – ein wenig über den anderen Tätigkeiten, doch auch in diesen Bereichen spielt die jeweilige Stimmung eine große Rolle, wie du weißt. Ich meine, fragtest du mich ein andermal, würde ich vielleicht eins der beiden anderen Steckenpferde obenan stellen. Es hängt immer davon ab, was man sich im Augenblick am meisten wünscht.
    Jedenfalls war ich vor einigen Jahren hier in Amber. Ich tat nichts Besonderes, sondern war nur zu Besuch und ging den Leuten auf die Nerven. Zu der Zeit war Vater noch in der Stadt, und als ich eines Tages bemerkte, daß er sich mal wieder in eine seiner miesen Stimmungen hineinsteigerte, kam ich zu dem Schluß, daß ein Spaziergang angebracht sei. Ein langer Spaziergang. Ich hatte schon oft bemerkt, daß seine Zuneigung mir gegenüber im umgekehrten Verhältnis zu meiner Nähe zunahm. Zum Abschied schenkte er mit jedenfalls eine hübsche Reitgerte – vermutlich um den Prozeß der Zuneigung zu beschleunigen. Es war eine wirklich schöne Gerte – versilbert und herrlich gestaltet –, und ich gebrauchte sie oft. Ich hatte beschlossen, mir einen kleinen Winkel in den Schatten zu suchen, wo ich ungestört meinen schlichten Freuden nachgehen konnte.
    Es war ein langer Ritt – ich möchte dich nicht mit den Einzelheiten langweilen –, der mich ziemlich weit von Amber fortführte. Diesmal suchte ich nicht nach einem Ort, wo ich eine besondere Stellung besaß. Das wird entweder bald langweilig oder problematisch, je nachdem, wie wichtig man sein möchte. In diesem Falle wollte ich ein unverantwortlicher Niemand sein und meinen Spaß am Leben haben.
    Texorami ist eine Hafenstadt mit schwülen und langen Nächten, mit viel guter Musik, einem Spielbetrieb, der rund um die Uhr geht, mit Duellen zu jedem Sonnenanfang und auch zwischenzeitlichen Auseinandersetzungen für alle, die nicht warten können. Und die Aufwinde dort sind einfach großartig. Ich besaß ein kleines rotes Segelflugzeug, mit dem ich alle paar Tage in den Himmel aufstieg. Ein herrliches Leben! Wenn ich Lust hatte, spielte ich Schlagzeug in einem Kellerlokal am Fluß, wo die Wände fast ebenso schwitzten wie die Gäste und der Qualm wie milchige Streifen um die Lampen strich. Wenn ich nicht mehr spielen wollte, suchte ich mir andere Unterhaltung – im Bett oder am Kartentisch. Und damit war dann der Rest der Nacht gelaufen. Verdammter Eric! – Ich muß eben daran denken ... Er hat mich einmal beschuldigt, falsch zu spielen, wußtest du das? Dabei ist das so etwa die einzige Tätigkeit, bei der ich ehrlich bin. Ich nehme das Kartenspiel ernst. Ich bin ein guter Spieler und habe Glück – und beides traf auf Eric nicht zu. Sein Problem war, daß er zu viele Dinge beherrschte; er wollte nicht einmal vor sich selbst eingestehen, daß es etwas gab, von dem andere mehr verstanden. Wenn man ihn immer wieder besiegte,

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