Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band)
doch! Sieh dir das Bild einmal genau an!«
Ruckhaft hielt er mir den durchstochenen Trumpf hin. Ich riß die Augen auf. Noch immer begriff ich nichts.
»Jetzt schau mich an!« forderte er. »Sieh mir ins Gesicht!«
Ich gehorchte. Dann starrte ich wieder auf die Karte.
Endlich wurde mir klar, was er meinte.
»Für ihn war ich nie mehr als ein Hauch des Lebens in der Dunkelheit. Aber sie haben meinen Sohn dafür mißbraucht«, fuhr er fort. »Das muß ein Bild von Martin sein.«
2
Neben dem defekten Muster stehend, ein Bild des Mannes betrachtend, der vielleicht Randoms Sohn war, der vielleicht an einer Messerwunde gestorben war, die er an einem Punkt innerhalb des Musters erhalten hatte, drehte ich mich um und machte einen gedanklichen Riesenschritt in die Vergangenheit.
[Auf den nächsten 10 Seiten gibt der Autor eine kurze Zusammenfassung der bunten Abenteuer und verwirrenden Intrigen, die er in den frühen Bänden des Amber-Zyklus
geschildert hat. Leser, die die Romane
Corwin von Amber
(HEYNE-BUCH Nr. 3539),
Die Gewehre von Avalon
(HEYNE-BUCH Nr. 3551) und
Im Zeichen des Einhorns
(HEYNE-BUCH Nr. 3571) gelesen haben, können diese geraffte Darstellung überblättern; sie ist für jene gedacht, die diese Bände (noch) nicht kennen!]
Noch einmal überdachte ich die Ereignisse, die mich an diesen Ort unheimlicher Enthüllungen geführt hatten. Ich hatte in der letzten Zeit soviel Neues erfahren, daß es mir beinahe so vorkam, als ergäben die Vorgänge der letzten Jahre eine Geschichte, die anders war als jene im Augenblick des Erlebens. Die eben entdeckte, neue Möglichkeit und die sich daraus ergebenden Weiterungen hatten wieder einmal zu einer Verschiebung meiner Perspektiven geführt.
Ich hatte nicht einmal meinen Namen gekannt, als ich in Greenwood erwachte, einem Privatkrankenhaus im Norden des Staates New York, wo ich nach meinem Unfall zwei ereignislose Wochen ohne Erinnerungen verbracht hatte.
Erst kürzlich hatte man mir erzählt, daß der Unfall von meinem Bruder Bleys arrangiert worden war, unmittelbar nach meiner Flucht aus dem Porter-Sanatorium in Albany. Diese Einzelheiten erfuhr ich von meinem Bruder Brand, der mich auf der Basis gefälschter psychiatrischer Unterlagen überhaupt erst in die Porter-Klinik eingeliefert hatte. Dort hatte man mich mehrere Tage lang einer Elektroschocktherapie unterworfen, die keine klaren Ergebnisse brachte, vermutlich aber ein paar Erinnerungen zurückholte. Offenbar hatte dies Bleys veranlaßt, nach meiner Flucht den überhasteten Mordversuch zu unternehmen; in einer Kurve über einem See hatte er mir zwei Reifen zerschossen. Der Unfall hätte mich zweifellos das Leben gekostet, wäre Brand nicht unmittelbar hinter Bleys aufgetaucht, bestrebt, seine Rückversicherung – mich – zu schützen. Er hatte mir erzählt, er habe die Polizei verständigt, mich aus dem See gezogen und mir Erste Hilfe geleistet, bis die Helfer eintrafen. Kurze Zeit später wurde er von seinen früheren Partnern – Bleys und unsere Schwester Fiona – gefangengenommen, die ihn an einem fernen Schatten-Ort in einen gut bewachten Turm verbannten.
Es hatte zwei Interessengruppen gegeben, die auf den Thron aus waren und die in erbittertem Wettbewerb miteinander standen, die sich bedrängt, bekämpft und sich gegenseitig behindert hatten, wo und wie es nach der jeweiligen Lage möglich war. Unser Bruder Eric, unterstützt durch Brüder Julian und Caine, hatte Anstalten gemacht, den Thron zu besteigen, der seit dem rätselhaften Verschwinden unseres Vaters Oberon lange Zeit verwaist gewesen war. Das Verschwinden Oberons war aber nur für Eric, Julian und Caine rätselhaft gewesen. Die andere Gruppe, die aus Bleys, Fiona und – im Anfang – Brand bestand, wußte durchaus über die Abwesenheit Bescheid, war sie doch dafür verantwortlich. Die drei hatten für diesen Stand der Dinge gesorgt, um Bleys den Weg zum Thron zu ebnen.
Dabei hatte Brand aber einen taktischen Fehler begangen und versucht, Caines Unterstützung zu gewinnen; Caine aber überlegte, daß er sich besser stünde, wenn er für Eric eintrat. Dies führte dazu, daß Brand genau beobachtet wurde, der sich aber Mühe gab, die Identität seiner Partner geheimzuhalten. Etwa um diese Zeit beschlossen Bleys und Fiona, ihre geheimen Verbündeten gegen Eric einzusetzen. Brand war damit nicht einverstanden, denn er fürchtete die Macht dieser Wesen; in der Folge wurde er von Bleys und Fiona verstoßen. Nachdem auf diese Weise
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