Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band)
in Tir-na Nog´th zu erzählen und von den Dingen, die dabei über seine Beziehung zu dem Mädchen angedeutet worden waren. Ich hatte noch nicht die Zeit gehabt, mich mit dieser Frage und den sich daraus ergebenden Folgerungen auseinanderzusetzen.
Random stand auf, wanderte hin und her, blieb in der Nähe des Abgrunds stehen. Er hatte sich abgewandt, seine Hände waren auf dem Rücken krampfartig verschränkt. Nach kurzem Zögern drehte er sich um und kehrte zurück.
»Wie können wir uns mit den Tecys in Verbindung setzen?« fragte er Benedict.
»Überhaupt nicht«, erwiderte dieser. »Es sei denn, du besuchst sie.«
Random wandte sich an mich.
»Corwin, ich brauche ein Pferd. Du sagst, Star hätte schon einige Höllenritte hinter sich ...«
»Er hat einen anstrengenden Vormittag gehabt ...«
»Na, so anstrengend nun auch wieder nicht. Das meiste war doch Angst. Er scheint sich wieder beruhigt zu haben. Leihst du ihn mir?«
Ehe ich antworten konnte, drehte er sich zu Benedict um.
»Du führst mich doch hin, ja?«
Benedict zögerte. »Ich weiß nicht, was es da noch mehr zu erfahren gäbe ...«, meinte er.
»Mir ist alles wichtig! Alles, woran sie sich erinnern – vielleicht an etwas, das sie damals nicht für wichtig hielten, das im Rahmen unseres heutigen Wissens aber sehr wichtig ist.«
Benedict sah mich an. Ich nickte.
»Er kann Star nehmen, wenn du bereit bist, ihn zu führen.«
»Na schön«, sagte Benedict und stand auf. »Ich hole mein Reittier.«
Er drehte sich um und näherte sich einem großen Schecken, der hinter uns angebunden war.
»Vielen Dank, Corwin«, sagte Random.
»Du kannst mir deinerseits einen Gefallen erweisen.«
»Welchen?«
»Leih mir Martins Trumpf.«
»Wozu denn?«
»Mir ist da eben ein Gedanke gekommen – zu kompliziert, um ihn jetzt zu erklären; du willst ja gleich aufbrechen. Schaden kann er jedenfalls nicht.« Er biß sich auf die Unterlippe.
»Na schön. Wenn du damit fertig bist, will ich ihn aber zurück.«
»Selbstverständlich.«
»Hilft uns das bei der Suche nach ihm?«
»Vielleicht.«
Er reichte mir die Karte.
»Kehrst du jetzt in den Palast zurück?« wollte er wissen.
»Ja.«
»Kannst du dann Vialle sagen, was geschehen ist und wohin ich geritten bin? Sie macht sich sonst Sorgen.«
»Klar.«
»Ich passe gut auf Star auf.«
»Das weiß ich. Viel Glück.«
»Danke.«
Ich ritt auf Feuerdrache. Ganelon ging neben mir zu Fuß; er hatte darauf bestanden. Wir folgten dem Weg, auf dem ich am Tage der Schlacht Dara in die Stadt verfolgt hatte. Abgesehen von den kürzlichen Entwicklungen war es vermutlich dieser Umstand, der mich erneut an sie denken ließ. Ich entstaubte meine Gefühle, betrachtete sie gründlich und erkannte, daß mich mehr als reine Neugier zu ihr hinzog – trotz der Spielchen, die sie mit mir getrieben hatte, trotz der Morde, an denen sie zweifellos beteiligt war, trotz ihrer klar ausgesprochenen Pläne mit unserer Welt. Im Grunde überraschten mich diese Empfindungen nicht. Als ich das letztemal in der Kaserne meiner Emotionen Überraschungsvisite hielt, hatten die Dinge schon ähnlich gestanden. Nun stellte ich mir die Frage, wie wahrheitsgemäß denn meine Vision der letzten Nacht gewesen sein mochte, in der ihre mögliche Abkunft von Benedict behauptet worden war. Es gab tatsächlich eine gewisse äußerliche Ähnlichkeit, und ich war mehr als halb überzeugt, daß da eine Verbindung bestand. In der Gespensterstadt hatte Benedict dem auch gewissermaßen zugestimmt, den seltsamen neuen Arm erhebend, um sie zu verteidigen ...
»Was findest du denn so komisch?« fragte Ganelon links neben mir.
»Der Arm«, sagte ich, »der mir in Tir-na Nog´th zugeflogen ist – ich habe mir Gedanken gemacht über eine verborgene Bedeutung, eine ungeahnte Schicksalskraft dieses Gebildes, das immerhin aus einer Welt des Rätsels und der Träumerei zu uns gekommen ist. Dabei hat es nicht einmal diesen Tag überstanden. Als Iago vom Muster vernichtet wurde, blieb nichts zurück. Die Visionen des ganzen Abends sind im Nichts versunken.«
Ganelon räusperte sich.
»Nun, ganz so, wie du offenbar annimmst, war es doch nicht«, sagte er.
»Was soll das heißen?«
»Der Metallarm befand sich nicht in Iagos Satteltasche. Random hat ihn bei dir verstaut. Dort waren vorher die Rationen; nachdem wir gegessen hatten, tat er die Utensilien in seine eigene Tasche, nicht aber den Arm. Dazu reichte der Platz nicht.«
»Oh«, sagte ich. »Dann ist also
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