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Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band)

Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band)

Titel: Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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von uns allen eigentlich den besten Grund, dir seinen Tod zu wünschen.«
    Ich lächelte.
    »Persönliche Gefühle sind in der Politik, bei rechtlichen Entscheidungen oder bei Geschäftsabschlüssen nicht vom besten.«
    Random zündete zwei Zigaretten an und reichte mir eine.
    Während ich durch den Rauch nach vorn starrte, erhaschte ich einen ersten Blick auf das Meer. Unter dem tiefblauen, fast nächtlichen Himmel mit der goldenen Sonne wirkte das Meer dermaßen prächtig – dick wie Farbe, strukturiert wie ein königsblaues, fast purpurnes Stück Stoff –, daß ich gar nicht darauf schauen konnte. Ehe ich mich versah, sprach ich Worte in einer Sprache, die zu beherrschen ich keine Ahnung gehabt hatte. Ich zitierte aus der »Ballade der Wassergeher«, und Random hörte mir zu, bis ich fertig war, und fragte dann: »Es wird gemunkelt, daß du das Stück gedichtet hast. Ist das wahr?«
    »Es ist so lange her«, erwiderte ich, »daß ich mich nicht mehr so recht erinnere.«
    Und als sich die Klippe immer mehr nach links krümmte und wir uns an dem gewaltigen Steilhang abwärts bewegten, auf ein bewaldetes Tal zu – da wurde zugleich ein immer größer werdendes Stück des Meeres sichtbar.
    »Der Leuchtturm von Carba«, sagte Random und deutete auf einen riesigen grauen Turm, der sich meilenweit vom Ufer entfernt aus dem Wasser erhob. »Ich hatte ihn fast vergessen.«
    »Ich auch«, erwiderte ich. »Es ist ein seltsames Gefühl – zurückzukehren.« Und ich erkannte plötzlich, daß wir uns gar nicht mehr auf Englisch unterhielten, sondern in einer Sprache, die Than genannt wird.
    Nach etwa einer halben Stunde waren wir unten. Ich ließ den Wagen ausrollen, ehe ich den Motor wieder anließ. Das Geräusch scheuchte im Gebüsch links von uns einen Schwärm dunkler Vögel auf. Ein graues, wolfsartiges Tier brach aus seiner Deckung und raste auf ein nahegelegenes Dickicht zu; das Reh, das es beschlichen hatte und das bis jetzt unsichtbar gewesen war, sprang davon. Wir befanden uns in einem fruchtbaren Tal, das allerdings nicht so dicht mit Bäumen bestanden war wie der Wald von Ar-den und das sich sanft dem fernen Meer zuneigte.
    Zur Linken erhoben sich die Berge zu ungeahnten Höhen. Je tiefer wir in das Tal vorstießen, um so besser vermochten wir die Art und Ausdehnung des gewaltigen Felsmassivs zu erkennen, von dem wir einen der kleineren Hänge bewältigt hatten. Die Berge setzten ihren Marsch zum Meer fort und wurden dabei immer größer; zugleich legte sich an ihre Hänge ein schwankender Schimmer von grüner, malvenfarbener, purpurner und indigoblauer Tönung. Das Gesicht, das sie dem Meer zuwandten, war für uns aus dem Tal nicht zu erkennen, doch um den Rücken des letzten und höchsten Gipfels wirbelte ein Hauch gespenstischer Wolken, die die goldene Sonne von Zeit zu Zeit mit ihrem Feuer füllte. Ich schätzte, daß wir noch etwa fünfunddreißig Meilen von diesem Ort des Lichts entfernt waren, und die Tankanzeige stand fast auf Null. Dieser letzte Gipfel war unser Ziel, das wußte ich. Ungeduld packte mich. Random starrte in dieselbe Richtung.
    »Sie ist noch immer da«, bemerkte ich.
    »Ich hatte sie fast vergessen ...«, sagte er.
    Und als ich die Gangschaltung bediente, bemerkte ich, daß meine Hosen einen ungewohnten Glanz angenommen hatten, daß sie nun zu den Knöcheln ziemlich eng zuliefen. Außerdem stellte ich fest, daß meine Manschetten verschwunden waren. Dann fiel mein Blick auf das Hemd, das ich trug.
    Es war eher ein Jackett, und es war schwarz und mit Silber besetzt; und mein Gürtel hatte sich erheblich verbreitert.
    Als ich genauer hinschaute, sah ich, daß sich ein Silberstreifen um die Säume meiner Hosenbeine zog.
    »Ich bin recht eindrucksvoll gekleidet«, sagte ich, um festzustellen, welche Reaktion ich damit auslöste.
    Random lachte, und jetzt erst sah ich, daß auch er sich rotgestreifte braune Hosen und ein braunorangenfarbenes Hemd zugelegt hatte. Eine braune Mütze mit gelber Kapuze lag auf dem Sitz neben ihm.
    »Ich hatte mich schon gefragt, wann es dir endlich auffallen würde«, sagte er. »Wie fühlst du dich?«
    »Ziemlich gut«, entgegnete ich. »Übrigens haben wir fast kein Benzin mehr.«
    »Daran können wir kaum noch etwas ändern«, sagte er. »Wir sind jetzt in der realen Welt, und es würde schreckliche Mühe bereiten, mit den Schatten herumzuspielen. Außerdem wäre das nicht möglich, ohne bemerkt zu werden. Ich fürchte, wir müssen tippeln, wenn der Wagen nicht

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