Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band)
hast recht.«
Dann drehte sie den Kopf, und ich wußte, daß sie es war.
»Deirdre!«
»Ich möchte wissen, was sie angestellt hat«, sagte Random. »Nach den Farben der Kerle zu urteilen, bringen sie sie nach Amber zurück.«
Ich sah, daß die Männer Schwarz, Rot und Silber trugen
– die Farben Erics, wie ich von den Trümpfen und sonstwoher wußte. »Da Eric sie haben will, darf er sie nicht bekommen«, sagte ich.
»Ich habe nie besonders viel für Deirdre übrig gehabt«, sagte Random. »Ganz im Gegensatz zu dir, also ...« Und er zog seine Waffe.
Ich tat es ihm nach.
»Mach dich bereit«, sagte ich und richtete mich in eine geduckte Stellung auf.
Dann griffen wir an.
Etwa zwei Minuten, so lange mochte es gedauert haben.
Sie beobachtete uns, und der Feuerschein verwandelte
ihr Gesicht in eine schiefe Maske. Sie schrie und lachte und rief mit lauterund ängstlicher Stimme unsere Namen, und ich zerschnitt ihre Fesseln und half ihr auf die Füße.
»Sei gegrüßt, Schwester. Begleitest du uns auf der Straße nach Amber?«
»Nein«, sagte sie. »Ich danke euch für mein Leben, aber ich möchte es behalten. Warum wandert ihr nach Amber – eigentlich müßte ich´s mir ja denken können.«
»Es gibt dort einen Thron zu erringen«, sagte Random, was neu für mich war, »und wir wären immerhin daran interessiert.«
»Wenn ihr schlau seid, haltet ihr euch fern und lebt ein wenig länger«, sagte sie. Bei Gott! Sie war hübsch, wenn auch ein wenig mitgenommen und verdreckt.
Ich nahm sie in die Arme, weil ich den Wunsch dazu verspürte, und drückte sie an mich. Random fand eine Weinhaut, und wir alle tranken daraus.
»Eric ist der einzige Prinz in Amber«, sagte sie, »und die Truppen sind ihm treu ergeben.«
»Ich habe keine Angst vor Eric«, erwiderte ich und wußte, daß ich mir dieser Äußerung nicht hundertprozentig sicher war.
»Er läßt euch nie nach Amber hinein«, sagte sie. »Ich war dort gefangen, bis ich vor zwei Tagen auf einem der geheimen Wege fliehen konnte. Ich dachte, ich könnte in den Schatten wandeln, bis alles vorbei war, doch es ist nicht leicht, in unmittelbarer Nähe der Wirklichkeit zu beginnen. Seine Truppen haben mich heute früh gefunden ... Die Männer wollten mich zurückbringen. Vielleicht hätte er mich getötet – aber da bin ich mir nicht sicher. Jedenfalls bin ich in der Stadt eine reine Marionette gewesen. Ich glaube, Eric ist verrückt – aber auch dazu muß ich sagen, daß ich es nicht genau weiß.«
»Was ist mit Bleys?« wollte Random wissen.
»Er schickt Dinge aus den Schatten zu uns, und Eric ist beunruhigt. Aber er hat uns niemals mit seiner realen Kraft angegriffen, und so ist Eric nervös, und die Macht über Krone und Szepter bleibt ungewiß, auch wenn Eric beides
in den Händen hält.«
»Ich verstehe. Hat er jemals von uns gesprochen?«
»Nicht von dir, Random. Aber von Corwin. Die Rückkehr Corwins nach Amber fürchtet er immer noch. Auf den nächsten fünf Meilen ist es noch relativ sicher, aber danach bringt jeder Schritt Gefahren. Jeder Baum, jeder Felsbrocken birgt Fallstricke und Hinterhalte. Und das alles nur wegen Bleys und Corwin. Es lag in Erics Absicht, euch zunächst bis hierhin kommen zu lassen, damit ihr nicht mehr mit den Schatten arbeiten oder euch mühelos seiner Macht entziehen könnt. Es ist einfach unmöglich, daß einer von euch Amber betritt, ohne einem seiner Tricks zum Opfer zu fallen.«
»Trotzdem bist du entkommen ...«
»Das war ja auch etwas anderes. Ich wollte hinaus, nicht hinein. Vielleicht hat er mich nicht so gut bewacht, wie er es bei einem von euch veranlaßt hätte – das mag an meinem Geschlecht und an meinem mangelnden Ehrgeiz liegen. Wie dem auch sei – ihr seht ja, daß mir die Flucht nicht geglückt ist.«
»Aber zu guter Letzt doch noch, Schwester«, sagte ich, »und dabei soll es bleiben, solange meine Klinge sich für dich schlagen kann.« Und sie küßte mich auf die Stirn und drückte mir die Hand. So etwas hatte mich schon immer weich gestimmt.
»Ich bin sicher, daß wir verfolgt werden«, sagte Random, und auf seine Handbewegung hin verschwanden wir in der Dunkelheit.
Reglos lagen wir unter einem Busch und beobachteten den Weg, auf dem wir gekommen waren.
Nach einer Weile lief unser Geflüster darauf hinaus, daß ich eine Entscheidung treffen mußte. Die Frage war im Grunde ganz einfach: Was nun?
Das Problem war zu grundlegend, und ich konnte nicht mehr so weitermachen. Ich wußte, daß
Weitere Kostenlose Bücher