Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band)
konnte, wenn ich nicht etwas unternahm. Gleichzeitig erblickte ich eine dunkle Lawine von Hunden, die sich den Hang hinab ergoß.
Intelligenz und Psychologie des Manticora waren mir nicht bekannt. Die meisten flüchtigen Geschöpfe nehmen sich nicht die Zeit, etwas anzugreifen, das sie nicht ihrerseits attackiert. Der Selbsterhaltungstrieb steht im allgemeinen an erster Stelle. Andererseits war ich nicht sicher, ob der Manticora überhaupt wußte, daß er verfolgt wurde. Vielleicht war er meiner Spur gefolgt und hatte dabei seine Verfolger aufmerksam gemacht. Vielleicht war das Wesen voll auf mich fixiert. Dies war kaum der richtige Augenblick, innezuhalten und alle Möglichkeiten zu überdenken.
Ich zog Grayswandir und lenkte das Pferd nach links, wobei ich die Zügel anzog.
Drum wieherte und stieg auf die Hinterhand. Ich glitt nach hinten und sprang zu Boden.
Doch ich hatte das Tempo der Sturmhunde vergessen; sie hatten vor langer Zeit Random und mich, als wir in Floras Mercedes fuhren, mühelos überholt; und ich hatte vergessen, daß sie im Gegensatz zu normalen Hunden, die hinter Wagen herjagen, damit begonnen hatten, das Fahrzeug auseinanderzureißen.
Plötzlich war der Manticora von Hunden bedeckt; ein Dutzend oder mehr sprang an ihm empor, biß sich an ihm fest. Das Ungeheuer warf den Kopf zurück und stieß einen Schrei aus. Es peitschte mit dem gefährlichen Schwanz auf die Horde ein, wirbelte ein Tier durch die Luft, lähmte oder tötete zwei weitere. Dann erhob es sich auf die Hinterpfoten, machte kehrt und schlug mit den Vorderbeinen um sich.
Doch schon verbiß sich ein Hund in das rechte Vorderbein, zwei weitere machten sich an seinen Keulen zu schaffen, und einer hatte sich gar auf den Rücken vorgekämpft und schlug seine Zähne in Schultern und Hals. Die anderen umkreisten das gefährliche Wesen. Sobald es sich auf einen Angreifer stürzte, würden die anderen vorspringen und zubeißen.
Schließlich erwischte der Manticora den Hund auf seinem Rücken mit dem Skorpionstachel und schlitzte einen anderen auf, der sich an seinem Bein zu schaffen machte. Doch längst blutete der Manticora aus zwei Dutzend Wunden oder mehr, und es wurde deutlich, daß das Bein verletzt war – es konnte nicht mehr richtig ausschlagen und trug auch das Gewicht des Körpers nicht mehr. Schon hatte ein anderer Hund seinen Rücken erklommen und bohrte ihm die Zähne in den Hals. Diesen Angreifer schien der Manticora nicht mehr so leicht abschütteln zu können. Ein Hund sprang von rechts hoch und zerfetzte ihm das Ohr. Zwei weitere griffen von hinten an, und als er sich aufrichtete, stürmte einer vor und schnappte nach seinem Geschlecht. Das Bellen und Knurren schien den Manticora immer mehr zu verwirren; er begann blindlings nach den stets in Bewegung befindlichen grauen Gestalten zu schlagen.
Ich hatte Drums Zügel gepackt und versuchte ihn soweit zu beruhigen, daß ich wieder in den Sattel steigen und mich schleunigst absetzen konnte. Doch er wich immer wieder zurück und stieg auf die Hinterhand, und ich mußte mich anstrengen, ihn überhaupt festzuhalten.
Der Manticora stieß einen lauten Klageschrei aus. Er hatte nach dem Hund auf seinem Rücken geschlagen und sich dabei den Stachel in die eigene Schulter getrieben. Die Hunde nutzten die Ablenkung und griffen geifernd und zuschnappend an.
Ich bin sicher, daß die Hunde den Manticora erledigt hätten, doch in diesem Augenblick kamen die Reiter über den Hügel und galoppierten den Hang herab. Es waren fünf, angeführt von Julian. Er trug seine schuppige weiße Rüstung, und das Jagdhorn hing ihm um den Hals. Er ritt sein Riesenpferd Morgenstern, ein Ungeheuer, das mich seit jeher haßt. Er hob die lange Lanze, die er bei sich hatte, und grüßte damit in meine Richtung. Dann senkte er die Spitze und rief den Hunden einen Befehl zu. Widerstrebend ließen sie von ihrer Beute ab. Sogar der Hund auf dem Rücken des Manticoras ließ los und sprang zu Boden. Sie alle wichen zurück, als Julian Morgenstern die Sporen gab.
Das Ungeheuer wandte sich in seine Richtung, stieß einen letzten trotzigen Schrei aus und sprang mit hochgezogenen Lefzen los. Die beiden stießen zusammen, und einen Augenblick lang versperrte mir Morgensterns Schulter die Sicht. Doch schon ließ mich das Verhalten des Pferdes erkennen, daß der Stich gesessen hatte.
Eine Wende, und ich sah das Ungeheuer am Boden liegen; auf seiner Brust und am dunklen Stiel der Lanze war viel Blut zu
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