Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band)
erreichte, blieb ich stehen und sah mich um. Irgend etwas stimmte nicht.
Der Hof hatte sich verändert. Zwei altersschwache Gartenstühle waren fort – ebenso das uralte Hühnerhaus, an dem diese Stühle gelehnt hatten und das ich aus Zeitmangel hatte stehen lassen. Als ich das letztemal hier durchkam, war beides noch vorhanden gewesen. Außerdem waren drei alte Äste verschwunden, die hier herumgelegen hatten, und ein Haufen altes Feuerholz, das ich mir vor langer Zeit zurechtgehackt hatte.
Der Komposthaufen fehlte ebenfalls.
Ich näherte mich der Stelle, wo er gewesen war. Vor mir sah ich einen unregelmäßigen Flecken nackter Erde, der etwa die Form des Haufens hatte.
Während ich mich auf das Juwel einstimmte, hatte ich festgestellt, daß ich seine Gegenwart erspüren konnte. Nun schloß ich die Augen und versuchte mich darauf zu konzentrieren.
Nichts.
Ich sah mich noch einmal gründlich um, doch nirgendwo blitzte es verräterisch auf. Nicht daß ich etwas zu finden erwartet hätte, nachdem ich schon vorher nichts gespürt hatte ...
Der erleuchtete Raum hatte keine Gardinen. Als ich mir das Haus genauer ansah, fiel mir auf, daß überall die Läden oder Rouleaus fehlten. Folglich ...
Ich ging um die Ecke. Vorsichtig näherte ich mich dem hellen Fenster und warf einen schnellen Blick hinein. Planen deckten den größten Teil des Bodens ab. Ein Mann mit Mütze und Overall strich die gegenüberliegende Wand.
Kein Wunder.
Ich hatte Bill gebeten, das Haus zu verkaufen. Die erforderlichen Papiere hatte ich unterzeichnet, während ich in der hiesigen Klinik lag, nachdem ich im Anschluß an den Mordversuch in mein altes Zuhause versetzt worden war – möglicherweise durch Einwirken des Juwels. Das alles mußte nach hiesiger Zeit Monate zurückliegen, wenn ich den Zeitumrechnungsfaktor von etwa zweieinhalb zu eins zugrundelegte, wie er zwischen Erde und Amber anzuwenden war, einschließlich der acht Tage, die mich die Höfe des Chaos gekostet hatten. Natürlich hatte Bill meiner Bitte entsprochen. Allerdings war das Haus in schlechtem Zustand, nachdem es mehrere Jahre lang leer gestanden hatte. Einbrecher hatten sich Zugang verschafft ... Neue Scheiben waren erforderlich, das Dach mußte teilweise erneuert werden, ebenso die Regenrinnen und der Außen-anstrich. Und es gab viel Unrat wegzuschaffen, draußen ebenso wie aus dem Inneren ...
Ich wandte mich ab und ging über den vorderen Hang zur Straße hinab. Dabei dachte ich daran, wie ich diesen Weg beim letztenmal zurückgelegt hatte, halb im Delirium, auf Händen und Knien, mit einer blutenden Wunde in der Seite. Damals war es viel kälter gewesen; es schneite auf eine dichte Schneedecke. Ich ging an der Stelle vorbei, wo ich gesessen und mit dem Kissenbezug einen Wagen anzuhalten versucht hatte. Noch deutlich hatte ich jene Fahrzeuge in Erinnerung, die vorbeigefahren waren.
Ich überquerte die Straße und ging über das Feld zu den Bäumen. Dort machte ich Drum los und stieg auf.
»Wir müssen noch ein Stück weiter«, sagte ich zu ihm. »Allerdings nicht sehr weit.«
Wir kehrten zur Straße zurück, bogen darauf ein und passierten mein Grundstück. Hätte ich Bill nicht gesagt, er könnte das Haus verkaufen, wäre der Komposthaufen noch an Ort und Stelle, und das Juwel wäre auch noch hier. Schon hätte ich auf dem Rückweg nach Amber sein können, den rötlichen Stein um den Hals, bereit, die Schritte einzuleiten, die nun getan werden mußten. Statt dessen mußte ich mich auf die Suche danach machen, in einem Augenblick, da ich das Gefühl hatte, daß die Zeit wieder einmal knapp wurde. Wenigstens hatte ich hier einen günstigen Zeitlauf-Faktor in Relation zu Amber. Ich schnalzte mit der Zunge und schüttelte die Zügel. Trotzdem durfte ich keine Minute verschwenden.
Eine halbe Stunde später war ich in der Stadt und ritt durch eine ruhige Wohnstraße. Bei Bill brannte Licht. Ich bog in seine Auffahrt ein und stellte Drum auf dem Hinterhof ab.
Alice antwortete auf mein Klopfen, starrte mich einen Augenblick lang an und sagte dann: »Mein Gott! Carl!«
Minuten später saß ich mit Bill im Wohnzimmer, einen Drink in Reichweite. Alice war in der Küche, nachdem sie den Fehler begangen hatte, mich zu fragen, ob ich etwas essen wollte.
Bill zündete sich eine Pfeife an und musterte mich.
»Dein Kommen und Gehen sind nach wie vor sehr interessant«, stellte er fest.
Ich lächelte.
»Zweckmäßigkeit ist alles.«
»Die Schwester in der Klinik ... kaum
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