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Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band)

Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band)

Titel: Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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beruhigt«, erwiderte Hugi.
    »Hör zu, Corwin!« sagte der eingesunkene Riese. »Du willst versuchen, das Chaos aufzuhalten, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Laß es sein. Es lohnt sich nicht. Ich möchte, daß alles zu Ende geht. Ich wünsche mir eine Befreiung aus diesem Zustand.«
    »Ich habe dir bereits angeboten, dir herauszuhelfen. Du hast abgelehnt.«
    »Um die Art Befreiung geht es mir nicht. Ich ersehne das absolute Ende.«
    »Das ist kein Problem«, gab ich zurück. »Tauch den Kopf unter und atme tief ein.«
    »Ich wünsche mir nicht meinen persönlichen Tod, sondern das Ende des ganzen törichten Spiels.«
    »Es gibt sicher noch andere Leute auf der Welt, die in dieser Sache lieber selbst entscheiden möchten.«
    »Für sie soll es auch vorbei sein. Es wird die Zeit kommen, da sie in meiner Lage sind und so fühlen wie ich.«
    »Dann haben sie dieselbe Möglichkeit. Guten Tag.«
    Ich machte kehrt und ging weiter.
    »Du auch!« rief er mir nach.
    Nach einiger Zeit holte Hugi mich ein und setzte sich auf das Ende meines Wanderstabes.
    »Ganz angenehm, auf Yggs Ast zu sitzen, wo er jetzt nicht mehr –
hedal«
    Hugi sprang in die Luft und beschrieb einen Kreis.
    »Hat mir den Fuß verbrannt! Wie war ihm das nur möglich?« rief er.
    Ich lachte. »Keine Ahnung.«
    Er flatterte noch ein wenig und näherte sich dann meiner rechten Schulter.
    »Hast du etwas dagegen, wenn ich mich dort ausruhe?«
    »Nur zu.«
    »Vielen Dank.« Er machte es sich gemütlich. »Der große Kopf ist in Wahrheit ein geistiger Problemfall.«
    Ich zuckte die Achseln, und er breitete die Flügel aus, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren.
    »Er versucht etwas zu greifen«, fuhr er fort, »geht dabei aber falsch vor. Er macht nämlich für seine eigenen Schwächen die Welt verantwortlich.«
    »Stimmt nicht. Er wollte nicht einmal zugreifen, um aus dem Morast herauszukommen«, widersprach ich.
    »Ich meinte das eher philosophisch.«
    »Ach, die Art Morast. Das ist schade.«
    »Das ganze Problem liegt im Ich, im Ego und seiner Verwicklung mit der Welt einerseits und dem Absoluten andererseits.«
    »Ach, wirklich?«
    »Ja. Weißt du, wir schlüpfen aus und treiben an der Oberfläche der Ereignisse dahin. Manchmal haben wir das Gefühl, die Dinge tatsächlich zu beeinflussen, und das spornt zum Streben an. Das aber ist ein großer Fehler, weil es Sehnsüchte weckt und ein falsches Ego erstehen läßt, während man sich damit begnügen sollte, einfach nur zu existieren. Darauf bauen sich weitere Wunschvorstellungen und neues Streben auf, und schon sitzt man in der Falle.«
    »Im Morast?«
    »Gewissermaßen. Man muß den Blick nur fest auf das Absolute richten und es lernen, die Halluzinationen, die Illusionen und das falsche Gefühl der Identität zu ignorieren, die einen als falsche Insel der Bewußtheit von allem anderen trennen.«
    »Ich hatte auch einmal eine falsche Identität. Sie half mir sehr dabei, zu dem Absoluten zu werden, das ich heute bin
    – ich.« »Nein, das ist ebenfalls falsch.« »Dann wird mir das Ich, das vielleicht morgen besteht,
    dafür dankbar sein, so wie ich dem anderen Ich dankbar bin.«
    »Du begreifst nicht, was ich sagen will. Jenes Du wird ebenfalls eine Täuschung sein.«
    »Warum?«
    »Weil es ebenfalls motiviert sein wird von jenen Sehn
    süchten und Bestrebungen, die dich dem Absoluten entrücken.« »Was ist denn daran falsch?«
    »Du bleibst allein in einer Welt der Fremden, in der Welt der Phänomene.«
    »Es gefällt mir aber allein. Ich bin mit mir ganz zufrieden. Auch mir gefallen Phänomene.«
    »Und doch wird das Absolute immer gegenwärtig sein, dich anlocken und Unruhe säen.«
    »Gut, dann habe ich ja keine Eile. Aber ja, ich verstehe, was du meinst. Es nimmt die Gestalt von Idealen an. Von denen hat ja jeder ein paar. Wenn du mich auffordern willst, ihnen nachzustreben, so bin ich deiner Meinung.«
    »Nein, sie sind nur Verzerrungen des Absoluten, während du nur wieder das übliche Streben meinst.«
    »Genau.«
    »Ich sehe, daß du noch viel lernen mußt.«
    »Wenn du damit meinen vulgären Überlebensinstinkt meinst, vergiß die Sache.«
    Der Weg hatte in die Höhe geführt. Wir erreichten eine glatte, ebene Stelle, die dünn mit Sand bestreut war. Die Musik war lauter geworden und nahm auch noch an Lautstärke zu, je weiter ich vorankam. Im Nebel erkannte ich schließlich verschwommene Gestalten, die sich langsam und rhythmisch bewegten. Es dauerte einige Sekunden, bis ich erkannte, daß sie zur

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