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Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band)

Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band)

Titel: Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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geschickt hat, warum möchtest du ausbrechen und an den Ausgangspunkt zurückkehren? Oder hat dein Absolutes einen Fehler gemacht, indem es ein Wesen deines Kalibers schickte? Wenn du diese Möglichkeit einräumst, ist unser Gespräch zu Ende.«
    Hugi starrte mich an, dann sprang er in die Luft und flog davon. Vermutlich mußte er in seinem Handbuch nachsehen ...
    Als ich aufstand, hörte ich einen Donnerschlag. Ich marschierte weiter. Ich mußte meinen Vorsprung halten.
    Der Pfad verbreiterte und verengte sich mehrmals, ehe er auf einer kiesbedeckten Ebene völlig verschwand. Je weiter ich wanderte, desto deprimierter wurde ich in dem Bemühen, meinen geistigen Kompaß in der richtigen Einstellung zu halten. Jetzt waren mir die Geräusche des Unwetters beinahe willkommen, gaben sie mir doch einen ungefähren Anhalt dafür, wo Norden lag. Natürlich waren die Dinge im Nebel ohnehin verwirrend, so daß ich mir meiner Sache nicht absolut sicher sein konnte. Außerdem wurde das Donnergrollen lauter ... Verdammt!
    ... Und ich hatte Star nachgetrauert und mich über Hu-gis Äußerungen aufgeregt. Heute war kein guter Tag. Ich begann zu zweifeln, ob ich meine Reise überhaupt beenden konnte. Wenn ich nicht von irgendeinem namenlosen Bewohner dieser dunklen Welt überfallen wurde, bestand die Möglichkeit, daß ich durch das Nichts marschieren würde, bis die Kräfte mich verließen oder das Unwetter mich einholte. Ich wußte nicht, ob ich es noch einmal schaffen würde, den alles auslöschenden Sturm zurückzuschlagen. Ich begann daran zu zweifeln.
    Ich versuchte den Nebel mit Hilfe des Juwels auseinanderzutreiben, aber es wirkte seltsam abgestumpft. Vielleicht war ich zu erschöpft. Ich vermochte eine kleine Zone freizuräumen, die ich schnell durchquert hatte.
    Bedauerlich. Es wäre hübsch gewesen, wie in der Oper draufzugehen – in einem großen wagnerianischen Finale unter malerischen Himmelskulissen, im Kampf gegen große Gegner. Dieses sinnlose Herumhasten in einem nebligen Ödland war dagegen lächerlich.
    Ich kam an einigen Felsvorsprüngen vorbei, die mir bekannt schienen. Bewegte ich mich etwa im Kreis? Man neigt dazu, sobald man völlig die Orientierung verloren hat. Ich lauschte dem Donnern, um mich wieder zu orientieren. Widersinnigerweise war es still. Ich begab mich zu den Felsen, setzte mich auf den Boden und lehnte den Rücken daran. Es war sinnlos, einfach herumzuwandern. Ich wollte ein Weilchen auf das Signal des Donners warten. Im Sitzen zog ich meine Trümpfe. Vater hatte gesagt, sie würden eine Zeitlang nicht funktionieren, aber ich hatte im Augenblick nichts Besseres zu tun.
    Nacheinander ging ich die Karten durch, versuchte die Abgebildeten zu erreichen bis auf Brand und Caine. Nichts. Vater hatte recht gehabt. Den Karten fehlte die vertraute Kälte. Schließlich mischte ich das Spiel durch und legte die Karten im Sand aus. Aber die Deutung über meine Zukunft war unmöglich, also steckte ich alle wieder fort. Ich lehnte mich zurück und wünschte, ich hätte noch etwas Wasser. Länge Zeit horchte ich. Es kamen einige grollende Laute, die mir aber kein Richtungsgefühl gaben. Die Trümpfe ließen mich an meine Familie denken. Meine Angehörigen waren irgendwo vor mir – wo immer das sein mochte – und warteten auf mich. Und auf was? Ich beförderte das Juwel. Mit welchem Ziel? Zuerst hatte ich angenommen, seine Kräfte würden beim entscheidenden Konflikt benötigt. Wenn das der Fall war und wenn ich tatsächlich der einzige war, der sie einsetzen konnte, stand es schlecht um uns. Dann dachte ich an Amber und spürte tiefe Reue und eine Art Angst. Amber durfte niemals ein Ende finden, niemals. Es mußte einen Weg geben, das Chaos zurückzudrängen ...
    Ich warf einen kleinen Stein fort, mit dem ich herumgespielt hatte. Als ich ihn losgelassen hatte, bewegte er sich nur sehr langsam.
    Das Juwel. Wieder machte sich sein Verlangsamungseffekt bemerkbar ...
    Ich entzog ihm Energie, und der Stein wirbelte davon. Es wollte mir scheinen, als hätte ich erst vor kurzem neue Kraft aus dem Juwel geschöpft. Diese Behandlung beflügelte zwar meinen Körper, doch mein Geist blieb vernebelt. Ich brauchte Schlaf – und Träume. Dieser Ort mochte mir weitaus weniger ungewöhnlich vorkommen, wenn ich erst ausgeruht war.
    Wie weit noch bis zu meinem Ziel? Lag es schon hinter der nächsten Bergkette, oder eine gewaltige Strecke entfernt? Und welche Chance hatte ich, meinen Vorsprung vor dem Unwetter zu halten?

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