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Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band)

Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band)

Titel: Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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noch immer nicht. Aber er war fort. Wie hatte mein Vater geendet?
    Ich starrte auf die Karte und konzentrierte mich.
    Nichts, nichts ...
    Etwas?
    Etwas!
    Ich spürte die Reaktion einer Bewegung, wenn auch sehr schwach, und die Gestalt auf der Karte wandelte sich, schrumpfte zu einem Schatten des Mannes, der Vater einmal gewesen war.
    »Vater?« fragte ich.
    Nichts.
    »Vater?«
    »Ja ...« Sehr schwach und weit entfernt, wie durch das Rauschen einer Muschel, eingebettet in das ewige Summen.
    »Wo bist du? Was ist geschehen?«
    »Ich ...« Eine lange Pause.
    »Ja? Hier spricht Corwin, dein Sohn. Was ist in Amber geschehen, daß du jetzt fort bist?«
    »Meine Zeit war gekommen«, erwiderte er – und seine Stimme schien sich noch weiter entfernt zu haben.
    »Soll das heißen, daß du abgedankt hast? Keiner meiner Brüder hat mir bisher davon erzählt, und ich traue ihnen nicht so sehr, daß ich sie fragen möchte. Ich weiß nur, daß der Thron anscheinend jedem offensteht, der danach greifen will. Eric hält die Stadt, und Julian bewacht den Wald von Arden. Caine und Gérard herrschen über die Meere. Bleys möchte gegen alle kämpfen, und ich habe mich mit ihm verbündet. Wie sehen deine Wünsche in dieser Angelegenheit aus?«
    »Du bist der einzige, der – danach – gefragt – hat«, keuchte er. »Ja ...«
    »›Ja‹ was?«
    »Ja – kämpfe gegen – sie ...«
    »Was ist mit dir? Wie kann ich dir helfen?«
    »Mir kann niemand mehr helfen. Ersteige den Thron ...«
    »Ich? Oder Bleys und ich?«
    »Du!« sagte er.
    »Ja?«
    »Du hast meinen Segen ... Ersteige den Thron – und beeil – dich – damit.«
    »Warum, Vater?«
    »Ich habe den Atem nicht mehr – ersteige ihn!«
    Dann war auch er fort.
    Vater lebte also.
    Das war interessant. Was sollte ich tun?
    Ich trank aus meinem Glas und überlegte.
    Er lebte noch immer, irgendwo, und er war König in Amber. Warum war er nicht mehr hier? Wohin war er gegangen? Welcher Art ... was ... wie viele ...?
    Diese Art Fragen stellte ich mir.
    Wer wußte Bescheid? Ich jedenfalls nicht. Im Augenblick gab es dazu nicht mehr zu sagen.
    Aber ...
    Ich konnte die Sache nicht auf sich beruhen lassen. Sie müssen wissen, daß Vater und ich nie so richtig miteinander ausgekommen sind. Ich habe ihn nicht gehaßt, wie etwa Random oder einige andere seiner Söhne, aber ich hatte andererseits auch keinen Grund, ihn besonders zu mögen. Er war groß und mächtig gewesen – er war
da
gewesen. Das war so etwa alles. Er war zugleich identisch mit dem größten Teil der Geschichte von Amber, wie wir sie kannten – und die Geschichte Ambers geht so viele Jahrtausende zurück, daß man sie gar nicht erst zu zählen braucht. Was also war zu tun?
    Am nächsten Morgen nahm ich an einer Besprechung von Bleys´ Generalstab teil. Er hatte vier Admiräle, die jeweils etwa ein Viertel seiner Flotte kommandierten, und eine ganze Messe voller Armeeoffiziere. Insgesamt waren etwa dreißig hochstehende Chargen versammelt – groß und rothäutig oder klein und pelzig, je nach dem.
    Die Besprechung dauerte etwa vier Stunden, ehe wir alle eine Mittagspause machten. Man kam überein, daß wir in drei Tagen angreifen würden. Da ein Mann des Blutes von Amber erforderlich war, um den Weg zur Stadt zu öffnen, sollte ich von Bord des Flaggschiffs aus die Flotte leiten, während Bleys die Infanterie durch die Länder des Schattens führen wollte.
    Dieser Plan beunruhigte mich, und ich fragte ihn, was er tun würde, wenn ich nicht gekommen wäre, um ihm diese Hilfe zu gewähren. Darauf erhielt ich zwei Antworten: Erstens hätte er allein vorgehen müssen; er wäre mit der Flotte durchgebrochen und hätte sie weit vor der Küste verlassen, um in einem einzelnen Schiff nach Avernus zurückzukehren und seine Fußsoldaten zu einem geplanten Treffpunkt zu führen; und zweitens hatte er gezielt einen Schatten gesucht, in dem ein Bruder auftauchen würde, um ihm zu helfen.
    Als ich dies vernahm, kamen mir erste düstere Vorahnungen, auch wenn ich wußte, daß ich hier wirklich vorhanden war. Die erste Antwort kam mir ziemlich unpraktisch vor, da die Flotte zu weit draußen auf dem Meer lag, um Signale von Land zu erkennen. Das Risiko, den richtigen Zeitpunkt zu verpassen – bei einer so großen Einheit gab es immer unvorhergesehene Zwischenfälle –, war in meinen Augen zu groß, um den Plan wirklich realisierbar erscheinen zu lassen.
    Aber als Taktiker hatte ich Bleys stets für brillant gehalten; md als er nun die

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