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Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band)

Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band)

Titel: Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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Gegend verirrte.
    So hastete ich durch die länger werdenden Schatten und versuchte das aufsteigende Gefühl abzuschütteln, daß ich verfolgt, in einen Hinterhalt gelockt, beobachtet würde – bis es nicht mehr ging. Das Gefühl schwoll zur Stärke einer Vorahnung an, und plötzlich vernahm ich die Geräusche hinter mir – ein leises
Pat-pat-pat,
wie Schritte.
    Ich setzte die Bahre ab und zog im Umdrehen meine Klinge.
    Sie waren zu zweit – Katzen.
    Ihre Fellzeichnung erinnerte mich an Siamkatzen; die Tiere hatten allerdings die Größe von Tigern. Die Augen waren durchgehend hellgelb und zeigten keine Pupillen. Als ich mich umwandte, hockten sich die Geschöpfe hin und starrten mich ohne zu blinzeln an.
    Sie waren etwa dreißig Schritte von mir entfernt. Mit erhobener Klinge stand ich seitlich zwischen ihnen und der Bahre.
    Im nächsten Augenblick öffnete das Wesen links das Maul. Ich wußte nicht, ob ich mich auf ein Schnurren oder ein Brüllen gefaßt machen sollte.
    Statt dessen waren Worte zu hören: »Mensch, höchst sterblich«, sagte es. Die Stimme hatte nichts Menschenähnliches. Sie klang zu schrill.
    »Aber es lebt noch«, sagte das zweite Geschöpf in einem ähnlichen Tonfall.
    »Töten wir es hier«, meinte die erste Katze.
    »Was ist mit dem, der es mit der bösen Klinge bewacht?«
    »Sterblicher Mensch?«
    »Kommt, verschafft euch Gewißheit«, sagte ich leise.
    »Es ist dünn und vielleicht alt.«
    »Aber es hat den anderen vom Grab an diesen Ort getragen, schnell und ohne Rast. Wir wollen es umzingeln.«
    Als sich die beiden Geschöpfe in Bewegung setzten, sprang ich vor, und das Wesen zu meiner Rechten kam auf mich zu.
    Meine Klinge spaltete ihm den Schädel und bohrte sich bis tief in die Schulter. Als ich meine Waffe freizerrte und kehrtmachte, huschte die andere Katze an mir vorbei. Ihr Ziel war die Bahre. Mit einer heftigen Bewegung schwang ich die Waffe.
    Die Schneide traf den Rücken und fuhr durch den ganzen Körper. Das Wesen stieß einen Schrei aus, der an das schrille Quietschen von Kreide über eine Tafel erinnerte, und stürzte, in zwei Teile gespalten, zu Boden. Dort begann es augenblicklich zu brennen.
    Das andere Wesen loderte ebenfalls.
    Das Geschöpf, das ich halbiert hatte, lebte allerdings noch. Der Kopf wandte sich in meine Richtung, und die funkelnden Augen begegneten meinem Blick und ließen ihn nicht los.
    »Ich sterbe den letzten Tod«, sagte die Kreatur, »und so erkenne ich dich, Wegbereiter. Warum tötest du uns?«
    Und im nächsten Augenblick hüllten die Flammen auch den Kopf ein.
    Ich machte kehrt, reinigte meine Klinge und steckte sie wieder in die Scheide, nahm die Bahre auf die Arme, ignorierte alle Fragen und setzte meinen Weg fort.
    Eine erste Erkenntnis hatte sich in mir gebildet, eine Erkenntnis darüber, was das Ding war, was es gemeint hatte.
    Und noch heute sehe ich den brennenden Katzenkopf zuweilen in meinen Träumen, und dann erwache ich schweißgebadet und zitternd, und die Nacht kommt mir viel dunkler vor und scheint von Gestalten zu wimmeln, die ich nicht zu definieren vermag.
    Die Burg von Ganelon stand im Schutze eines tiefen Grabens und verfügte über eine Zugbrücke, die im Augenblick angehoben war. An den vier Ecken, wo die hohen Mauern zusammenstießen, erhob sich je ein gewaltiger Turm. Hinter den Mauern ragten andere Türme viel höher empor, schienen den Bauch der tiefhängenden dunklen Wolken aufzuschlitzen, welche die ersten frühen Sterne verhüllten und pechschwarze Schatten über den Hügel warfen. In mehreren Türmen zeigte sich bereits Licht, und der Wind wehte leises Stimmengemurmel herüber.
    Ich stand vor der Zugbrücke, setzte meine Last ab, legte die Hände um den Mund und rief: »Holla! Ganelon! Zwei Reisende ohne Unterkunft in der Nacht!«
    Ich hörte Metall auf Stein prallen und hatte das Gefühl, von oben gemustert zu werden. Mit zusammengekniffenen Augen starrte ich empor, doch mein Sehvermögen ließ noch viel zu wünschen übrig.
    »Wer ist da?« tönte die laute, dröhnende Stimme.
    »Lance, der verwundet ist, und ich, Corey von Cabra, der ihn hierhergetragen hat.«
    Ich wartete, während er die Information einem anderen Wächter zurief, und hörte den Klang anderer Stimmen, die die Botschaft weitergaben ins Innere der Burg.
    Etliche Minuten später kam auf demselben Wege eine Antwort.
    Schließlich brüllte der Wächter zu uns herab: »Tretet zurück! Wir lassen die Zugbrücke hinunter! Ihr dürft eintreten!«
    Noch

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