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Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band)

Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band)

Titel: Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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Durchhaltevermögen noch nicht wieder das alte war. Auch bemerkte ich, daß meine Hand zu zittern begonnen hatte.
    »Es tut mir leid«, hörte ich mich sagen. »Die Mühen des Tages machen sich bemerkbar ...«
    »Natürlich«, sagte Ganelon. »Wir unterhalten uns morgen weiter. Geht zu Bett. Schlaft gut.«
    Dann rief er einen Wächter und gab Befehl, mich in einen Gästeraum zu führen. Ich muß unterwegs getaumelt haben, denn ich erinnere mich an die stützende Hand des Wächters an meinem Ellbogen.
    In jener Nacht schlief ich den Schlaf eines Toten. Es war ein großes schwarzes Gebilde, das auf mir lastete, etwa vierzehn Stunden lang.
    Am Morgen tat mir der ganze Körper weh.
    Ich wusch mich. Auf der Kommode stand ein Becken, und ein aufmerksamer Bediensteter hatte Seife und Handtuch daneben zurechtgelegt. Ich hatte das Gefühl, Sägemehl im Hals zu haben und Sand in den Augen.
    Ich nahm Platz und überdachte meine Lage.
    Es hatte einmal eine Zeit gegeben, da ich Lance die ganze Strecke hätte tragen können, ohne hinterher schlappzumachen. Es hatte eine Zeit gegeben, da ich mich am Hang Kolvirs emporgekämpft hatte und ins Zentrum Ambers vorgestoßen war.
    Doch diese Zeiten waren vorbei. Plötzlich fühlte ich mich so mitgenommen, wie es meinem Äußeren entsprach.
    Es mußte etwas geschehen.
    Ich hatte bisher nur langsam an Gewicht und Kräften zugenommen
.
Das mußte nun beschleunigt werden.
    Eine oder zwei Wochen vernünftiges Leben und mit ausreichend Bewegung mochten mir guttun. Ganelon hatte eigentlich nicht den Eindruck gemacht, als ob er mich erkannt hätte.
    Also gut, dann wollte ich die angebotene Gastfreundschaft ausnutzen.
    Diesen Entschluß im Herzen suchte ich die Küche auf und verschaffte mir ein herzhaftes Frühstück. Nun, eigentlich hatten wir bereits die Mittagsstunde, aber wir wollen doch die Dinge beim richtigen Namen nennen. Ich hatte große Lust auf ein Pfeifchen und empfand eine gewisse perverse Freude angesichts der Erkenntnis, daß ich meinen Tabak aufgebraucht hatte. Das Schicksal half mir, meinen guten Vorsätzen treu zu bleiben.
    Ich schlenderte in den Burghof hinaus. Es war ein frischer, sonniger Tag. Eine Zeitlang beobachtete ich die hier stationierten Männer, die ihr Training absolvierten.
    Am anderen Ende entdeckte ich Bogenschützen, die sirrende Pfeile auf Ziele abschossen, welche an Heuballen befestigt waren. Mir fiel auf, daß sie Daumenringe verwendeten und die Bogensaite auf orientalische Art faßten, während ich die Dreifingertechnik vorzog. Diese Entdeckung weckte erste Zweifel in mir über diesen Schatten. Die Schwertkämpfer setzten sowohl die Schneiden als auch die Spitzen ein, und es waren verschiedene Schwertformen und Kampftechniken zu beobachten. Ich machte eine Schätzung und sagte mir, daß etwa achthundert Männer im Hof waren – ohne sagen zu können, wie viele Soldaten noch in der Burg stecken mochten. Die Färbung von Haut, Haaren und Augen war ganz verschieden – von hell bis dunkel. Über dem Sirren und Klirren vernahm ich manchen Akzent, wenn auch die meisten die Sprache Avalons sprachen, die ein Dialekt Ambers ist.
    Während ich die Szene beobachtete, sah ich, wie ein Schwertkämpfer die Hand hob, seine Klinge senkte und sich den Schweiß von der Stirn wischte. Dann trat er zurück. Sein Gegner machte keinen besonders erschöpften Eindruck. Hier lag meine Chance, mir die Bewegung zu verschaffen, die ich brauchte.
    Lächelnd trat ich vor und sagte: »Ich bin Corey von Cabra. Ich habe Euch beobachtet.«
    Dann wandte ich mich dem großen, dunkelhaarigen Mann zu, der seinen ruhenden Kameraden angrinste.
    »Hättet Ihr etwas dagegen, wenn ich mit Euch ein bißchen trainiere, während sich Euer Freund ausruht?« fragte ich.
    Er grinste noch breiter und deutete auf seinen Mund und seine Ohren. Ich versuchte es mit mehreren anderen Sprachen, doch eine Verständigung kam nicht zustande. Schließlich deutete ich auf die Klinge und auf ihn und dann auf mich, bis er begriff, was ich wollte. Sein Gegner schien den Einfall für gut zu halten, denn er bot mir seine Waffe an.
    Ich nahm sie. Das. Schwert war kürzer und weitaus schwerer als Grayswandir*.
    [*Das ist der Name meiner Klinge, den ich bis jetzt noch gar nicht erwähnt habe. Damit verbindet sich eine eigene Geschichte, die ich vielleicht noch erzähle, ehe Sie erfahren, was mich zu diesem letzten Paß geführt hat. Aber sollte ich den Namen noch einmal verwenden, dann wissen Sie wenigstens, wovon ich

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