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Die Prinzen von Amber

Titel: Die Prinzen von Amber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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jedes-mal, wenn ich darauf spiele, windet sich deine Seele in körperloser Qual!«
    »Du brennst recht hübsch«, sagte ich.
    Das Wesen stockte einen Sekundenbruchteil lang, und das war meine Chance.
    Ich hieb die düstere Klinge zur Seite, und mein Stich ging genau ins Ziel, bohrte sich in die Mitte der Brust. Ich stieß kräftig zu.
    Da begann das Wesen aufzuheulen, doch es sank nicht zu Boden. Grayswandir wurde mir aus der Hand gerissen. Flammen zuckten um die Wunde. Das Wesen stand da und stellte das Feuerlodern zur Schau. Es machte einen Schritt auf mich zu, und ich riß einen kleinen Stuhl hoch und hielt ihn zwischen uns.
    »Ich habe mein Herz nicht an der Stelle, wo ihr Menschen es vermutet«, sagte das Ungeheuer.
    Dann griff es an, doch ich wehrte den Hieb mit dem Stuhl ab und stieß ihm eins der Stuhlbeine in das rechte Auge. Dann warf ich das Möbelstück fort, trat vor, packte das rechte Handgelenk meines Gegners und drehte es herum. So fest ich konnte, ließ ich die Handkante gegen den Ellbogen schnellen. Ein lautes Knacken ertönte, und das Runenschwert polterte zu Boden. Im nächsten Augenblick traf seine linke Hand mich am Kopf, und ich stürzte zu Boden.
    Es sprang auf die Klinge zu, doch ich packte es an den Fußgelenken und brachte es zu Fall.
    Das Wesen wand sich am Boden, und ich warf mich darüber und umklammerte seinen Hals. Ich drehte den Kopf zur Seite, das Kinn gegen die Brust gedrückt, während es mir mit der linken Hand und dem linken Flügel das Gesicht zu zerkratzen suchte.
    Als sich mein tödlicher Griff festigte, versuchte sich sein Blick in meine Augen zu bohren – und diesmal wich ich dem Angriff nicht aus.
    Im tiefsten Innern meines Gehirns verspürte ich einen leichten Schock, als wir beide die Wahrheit erkannten.
    »Du!« vermochte das Wesen noch zu keuchen, ehe ich die Hände verdrehte und das Leben aus den roten Augen preßte.
    Langsam richtete ich mich auf, stellte den Fuß auf die Leiche und zog Grayswandir heraus.
    Als sich die Klinge löste, flammte das Wesen auf und brannte, bis nur noch ein schwarzer Fleck auf dem Boden zu sehen war.
    Im nächsten Augenblick eilte Lorraine zu mir, und ich legte ihr den Arm um die Schultern, und sie sagte, ich solle sie in ihre Unterkunft und ins Bett bringen. Und das tat ich, doch wir lagen nur nebeneinander, bis sie sich in den Schlaf geweint hatte. Ja. So lernte ich Lorraine kennen.
    Lance, Ganelon und ich saßen auf unseren Reittieren auf einem hohen Berg; die spätmorgendliche Sonne schien uns auf den Rücken, während wir auf die Stelle hinabblickten. Die Szene brachte mir Bestätigung.
    Der Kreis ähnelte dem kranken kahlen Wald im Tal südlich von Amber.
    O
Vater! Was habe ich getan?
fragte ich tief in meinem Innern, doch es gab keine Antwort außer dem schwarzen Kreis, der sich unter mir dehnte, soweit das Auge reichte.
    Durch die Schlitze meines Visiers blickte ich auf die Fläche – verkohlt wirkend, öde, nach Verfall stinkend. Inzwischen setzte ich den Helm kaum noch ab. Die Männer hielten das für eine Marotte, doch mein Rang gab mir das Recht auf gewisse exzentrische Züge. Seit gut zwei Wochen trug ich die Rüstung, seit meinem Kampf mit Strygalldwir. Ich hatte den Helm am folgenden Morgen aufgesetzt, ehe ich Harald besiegte und damit mein Versprechen Lorraine gegenüber einlöste, und war zu dem Schluß gekommen, daß ich mein Gesicht lieber verbergen sollte, während ich langsam weiter zunahm.
    Ich mochte inzwischen an die hundertundachtzig Pfund wiegen und fühlte mich allmählich kräftig wie früher. Wenn ich dazu beitragen konnte, die Probleme des Landes Lorraine zu beseitigen, gab mir das zumindest eine Chance, das Ziel zu erstreben, das mir besonders am Herzen lag, und es vielleicht sogar zu erreichen.
    »Das ist also der Kreis«, sagte ich. »Ich sehe aber gar keine Truppenbewegungen.«
    »Dazu müßten wir wohl weiter nach Norden reiten«, sagte Lance. »Außerdem sehen wir die Wesen bestimmt erst nach Einbruch der Dunkelheit.«
    »Wie weit nach Norden?«
    »Drei oder vier Meilen. Sie sind ziemlich wendig.«
    Zwei Tage lang waren wir geritten und hatten nun den Kreis erreicht. Einige Stunden zuvor hatten wir eine Patrouille getroffen und erfahren, daß die Truppen im Innern sich jede Nacht versammelten. Sie vollführten verschiedene Manöver und verschwanden dann gegen Morgen – zu einem weiter drinnen gelegenen Platz. Ich erfuhr auch, daß über dem Kreis ein ständiges Donnergrollen lag, ohne daß sich ein

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