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Die Prinzen von Amber

Titel: Die Prinzen von Amber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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wir dem Rat unseres Freundes folgen? Sollen wir angreifen?«
    Er hätte die Achseln zucken und sich herausreden können.
    Doch das tat er nicht.
    »Ja«, sagte er. »Beim letztenmal hätten sie uns fast überrannt. In der Nacht, als König Uther starb, war der Ausgang sehr knapp. Wenn wir sie jetzt nicht angreifen, können sie uns beim nächsten mal wohl niederkämpfen. Gewiß, leicht würde es ihnen nicht fallen, und sie müßten mit vielen Ausfällen rechnen. Doch ich glaube, daß sie es schaffen könnten. Am besten versuchen wir uns einen Überblick zu verschaffen, dann können wir unsere Angriffspläne im einzelnen festlegen.«
    »Also gut«, sagte Ganelon. »Ich habe auch keine Lust mehr zum Warten. Sagt mir nach unserer Rückkehr noch einmal, was Ihr dazu meint, dann sehen wir weiter.«
    Und das taten wir.
    Am Nachmittag ritten wir nach Norden, versteckten uns auf den Bergen und blickten auf den Kreis hinab. Jenseits der Grenze gaben die Wesen auf ihre Art der Anbetung Ausdruck, und sie übten sich im Kampfeinsatz. Ich schätzte ihre Zahl auf etwa viertausend Kämpfer. Wir verfügten über zweitausendfünfhundert Mann. Die Gegenseite setzte seltsame fliegende, kriechende und hüpfende Wesen ein, die in der Nacht unheimliche Geräusche ausstießen. Wir besaßen ein mutiges Herz. O ja.
    Dabei brauchte ich nur einige Minuten im Zweikampf mit dem gegnerischen Anführer, um die Sache zu entscheiden
    – so oder so. Die ganze Sache. Das konnte ich meinen Gefährten zwar nicht sagen, doch es stimmte.
    Ich war nämlich verantwortlich für die Erscheinung dort unten. Ich hatte sie ausgelöst, und es lag an mir, sie ungeschehen zu machen, wenn es ging.
    Ich hatte nur Angst, daß ich es nicht schaffen würde.
    In einem Anfall der Leidenschaft, genährt von Wut, Entsetzen und Schmerz, hatte ich dieses Etwas entfesselt, ein Gebilde, das auf irgendeine Weise seine Entsprechung fand auf jeder Erde, die es gab. Das sind die Folgen des Blutfluchs eines Prinzen von Amber.
    Wir beobachteten sie die ganze Nacht hindurch, die Wächter des Kreises – und am nächsten Morgen zogen wir uns zurück.
    Das Urteil lautete: Angriff!
    Wir ritten den ganzen Weg zurück, und nichts folgte uns. Als wir die Burg von Ganelon erreichten, schmiedeten wir Pläne. Unsere Truppen waren bereit – vielleicht mehr als bereit –, und wir beschlossen, innerhalb der nächsten zwei Wochen zuzuschlagen.
    Neben Lorraine liegend, erzählte ich ihr von diesen Dingen. Ich war der Meinung, daß sie Bescheid wissen müßte. Ich besaß die Macht, sie in die Schatten zu entführen, noch diese Nacht, wenn sie sich nur bereit erklärte. Doch sie war nicht einverstanden.
    »Ich bleibe bei dir«, sagte sie.
    »Na gut.«
    Ich sagte ihr nicht, daß meinem Gefühl nach alles in meinen Händen ruhte, doch ich hatte so eine Ahnung, als ob sie es wüßte und mir aus irgendeinem Grund vertraute. Ich hätte mir nicht vertraut, aber das war ihre Sache.
    »Du weißt ja, wie es ausgehen kann«, sagte ich.
    »Ich weiß«, sagte sie, und ich wußte, daß sie es wußte, und das war alles.
    Wir wandten uns angenehmeren Dingen zu, und später schliefen wir ein.
    Sie hatte geträumt.
    Am nächsten Morgen sagte sie zu mir: »Ich habe geträumt.«
    »Wovon?« fragte ich.
    »Von dem bevorstehenden Kampf«, sagte sie. »Ich sehe dich und den Gehörnten im Kampf vereint.«
    »Wer siegt?«
    »Das weiß ich nicht. Aber während du schliefst, habe ich etwas getan, das dir vielleicht hilft.«
    »Das hättest du lieber nicht tun sollen«, sagte ich. »Ich kann auf mich selbst aufpassen.«
    »Dann träumte ich von meinem eigenen Tod, in dieser Zeit.«
    »Ich möchte dich an einen Ort bringen, den ich kenne.«
    »Nein, mein Platz ist hier«, erwiderte sie.
    »Ich will ja nicht so tun, als gehörtest du mir«, sagte ich, »aber ich kann dich vor den Dingen schützen, die du geträumt hast. Soviel liegt in meiner Macht, das mußt du mir glauben.«
    »Ich glaube dir. Aber ich gehe nicht.«
    »Du bist ein verdammter Dickschädel!«
    »Laß mich bleiben.«
    »Wie du willst ... Hör mal, ich würde dich sogar nach Cabra schicken ...«
    »Nein.«
    »Du bist ein verdammter Dickschädel!«
    »Ich weiß. Ich liebe dich.«
    »... und ein Dummkopf obendrein. Wir haben uns auf ›mögen‹ geeinigt, weißt du noch?«
    »Du wirst es schaffen«, sagte sie.
    »Geh zur Hölle!«
    Und sie begann leise zu weinen, und ich mußte sie wieder trösten.
    Das war Lorraine.

3
    Eines Morgens dachte ich zurück an all die

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