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Die Prinzen von Amber

Titel: Die Prinzen von Amber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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Amber so nahe sind, wie du vermutest, brauchen wir doch nur der aufgehenden Sonne entgegenzureiten, um an eine Stelle zu kommen, die der Stadt selbst entspricht.«
    »So einfach ist es nun auch wieder nicht. Aber einmal angenommen, es wäre möglich, was soll uns das nützen?«
    »Vielleicht würden die Trümpfe am Punkt größter Kongruenz wieder funktionieren.«
    Random sah Ganelon an und wandte sich dann an mich.
    »Das ist vielleicht einen Versuch wert«, sagte er. »Was haben wir denn schon zu verlieren?«
    »Das bißchen Orientierung, das wir noch haben«, sagte ich. »Schau mal, es ist keine schlechte Idee. Wenn sich hier nichts tut, werden wir´s versuchen. Doch im Rückblick will mir scheinen, daß sich der Weg hinter uns in direktem Verhältnis zu der zurückgelegten Entfernung schließt. Wir bewegen uns hier nicht nur räumlich. Unter diesen Umständen würde ich erst weiterwandern wollen, wenn ich weiß, daß wir keine andere Wahl haben. Wenn uns jemand an einem bestimmten Ort haben will, liegt es an ihm, seine Einladung ein wenig deutlicher zu formulieren. Wir warten lieber.«
    Beide nickten. Random wollte eben absteigen, doch dann erstarrte er, einen Fuß im Steigbügel, den anderen auf der Erde.
    »Nach all diesen Jahren«, sagte er. »Ich hab´s nie wirklich geglaubt.«
    »Was ist?« fragte ich irritiert.
    »Unsere andere Wahl«, sagte er und stieg wieder in den Sattel.
    Er brachte sein Pferd dazu, langsam weiterzugehen. Ich folgte ihm und erblickte es gleich darauf, so wie ich es schon in dem Wäldchen gesehen hatte, halb verborgen in einem Farnbusch: das Einhorn.
    Als wir näherkamen, drehte es sich um, und Sekunden später eilte es fort, um dann von neuem halb verborgen hinter einigen Baumstämmen zu warten.
    »Ich sehe es!« flüsterte Ganelon. »Wenn ich mir vorstelle, daß es so ein Wesen wirklich gibt ... Euer Familiensymbol, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Ein gutes Zeichen, würde ich sagen.«
    Ich antwortete nicht, sondern setzte die langsame Verfolgung fort, ohne den Blick von dem Einhorn zu nehmen. Daß wir dem Geschöpf folgen sollten, bezweifelte ich nicht.
    Es hatte eine besondere Art, sich niemals ganz zu zeigen – es schaute nur immer hinter irgend etwas hervor; wenn es sich bewegte, huschte es mit unglaublicher Geschwindigkeit von Deckung zu Deckung, mied offene Flächen, hielt sich in Dickicht und Schatten. Wir folgten dem Wesen immer tiefer in den Wald, der nun überhaupt keine Ähnlichkeit mehr mit der Vegetation hatte, wie man sie normalerweise auf den Hängen Kolvirs findet. Vor allen Gebieten in der Nähe Ambers kam Arden dieser Umgebung am nächsten, zumal der Boden relativ eben war und die Bäume immer höher in den Himmel ragten.
    Meiner Schätzung nach waren etwa anderthalb Stunden vergangen, als wir einen klaren Bach erreichten und das Einhorn kehrtmachte und dem Wasserlauf gegen die Strömung folgte. Als wir am Ufer entlangritten, sagte Random: »Hier kommt´s mir langsam wieder bekannt vor.«
    »Ja«, sagte ich, »aber nur vage. Ich weiß nicht, wieso.«
    »Ich auch nicht.«
    Kurze Zeit später erreichten wir einen Hang, der schnell steiler wurde. Die Pferde kamen nur noch langsam voran, doch das Einhorn paßte sich dem verminderten Tempo an. Der Grund wurde felsiger, die Bäume kleiner. Der Bach sprudelte in seinem gewundenen Bett dahin; ich gab es auf, die Windungen und Knicke zu zählen. Endlich näherten wir uns der Spitze des kleinen Berges.
    Wir erreichten ebenes Gelände und näherten uns einem Wald, aus dem der Bach kam. An dieser Stelle nahm ich plötzlich etwas wahr, vorn rechts, an einer Stelle, da sich das Land senkte – das eisblaue Meer, das ziemlich tief unter uns lag.
    »Wir sind ganz schön hoch«, bemerkte Ganelon. »Dabei sah es so aus, als wären wir im Tiefland, aber ...«
    »Das Einhornwäldchen!« unterbrach ihn Random. »Danach sieht es hier aus! Schaut doch!«
    Und er hatte recht. Vor uns lag ein felsbestreutes Areal. In der Mitte ließ eine Quelle den Bach entstehen, dem wir gefolgt waren. Das Wäldchen war größer und grüner und lag an einem Ort, der mir nach meinem inneren Kompaßnicht zu stimmen schien. Doch die Ähnlichkeit mußte mehr als zufällig sein. Das Einhorn erstieg den Felsen unmittelbar neben der Quelle, sah uns an und wandte sich schließlich ab. Vielleicht starrte es auf den Ozean hinaus.
    Als wir weiterritten, gewannen das Wäldchen, das Einhorn, die Bäume ringsum, der Bach neben uns plötzlich eine große Klarheit, als strahlte

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