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Die Prinzen von Amber

Titel: Die Prinzen von Amber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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Das Miniaturgewitter innerhalb des Kreises verging. Die ganze Formation begann zu verblassen und zu stocken. Gleich darauf war sie nur noch ein Stück Dunkelheit; eine Sekunde später war sie verschwunden.
    Von Iago war nichts mehr zu sehen.
    »Du brauchst mich gar nicht erst zu fragen«, sagte ich, als sich Random in meine Richtung wandte. »Ich weiß es auch nicht.«
    Er nickte und richtete seine Aufmerksamkeit auf unseren purpurnen Freund, der in diesem Moment mit seiner Kette rasselte.
    »Was machen wir mit Charlie?« fragte er und betastete seine Klinge.
    »Ich hatte den Eindruck, daß er uns schützen wollte«, sagte ich und trat vor. »Gib mir Deckung. Ich möchte mal etwas ausprobieren.«
    »Bist du sicher, daß du schnell genug reagieren kannst?« fragte er. »Mit deiner Wunde ...«
    »Keine Sorge«, sagte ich ein wenig energischer als nötig und ging weiter.
    Seine Bemerkung über meine Verletzung an der linken Seite war richtig; die verheilende Messerwunde verbreitete dort noch immer einen dumpfen Schmerz, der jede meiner Bewegungen begleitete. Grayswandir ruhte in meiner rechten Hand, und ich erlebte einen jener Augenblicke, da ich großes Vertrauen in meine Instinkte hatte. Schon früher hatte ich mich mit gutem Ergebnis auf dieses Gefühl verlassen. Es gibt Tage, da solche Risiken problemlos erscheinen.
    Random trat vor und bewegte sich nach rechts. Ich wandte mich zur Seite und streckte die linke Hand aus, als wollte ich mich mit einem fremden Hund bekannt machen: sehr langsam. Unser Wappentier hatte sich aus seiner geduckten Stellung aufgerichtet und drehte sich um.
    Nun musterte es Ganelon, der links von mir stand. Dann betrachtete es meine Hand. Es senkte den Kopf und wiederholte das Klopfen auf den Boden, wobei es sehr leise krächzte – ein kaum hörbarer gurgelnder Laut. Schließlich hob es den Kopf und streckte ihn langsam in meine Richtung. Es wackelte mit dem großen Schwanz, berührte mit dem Schnabel meine Finger und wiederholte die Bewegung. Vorsichtig legte ich die Hand auf seinen Kopf. Das Wackeln beschleunigte sich; der Kopf blieb bewegungslos. Ich kraulte das Wesen sanft am Hals, und es drehte langsam den Kopf zur Seite, als hätte es Spaß an der Liebkosung. Ich ließ die Hand sinken und trat einen Schritt zurück.
    »Ich glaube, wir sind jetzt Freunde«, sagte ich leise. »Versuch du es mal, Random.«
    »Du machst Witze!«
    »Nein, ich bin sicher, daß du nichts zu befürchten hast. Versuch es!«
    »Was tust du, wenn du dich irrst?«
    »Ich entschuldige mich.«
    »Großartig!«
    Er näherte sich dem Wesen und hob die Hand. Das Ungeheuer blieb freundlich.
    »Also gut«, sagte er etwa eine halbe Minute später, während seine Hand noch den schuppigen Hals tätschelte. »Was haben wir nun bewiesen?«
    »Daß es ein Wachhund ist.«
    »Aber was bewacht er?«
    »Offenbar doch das Muster.«
    Random wich zurück. »Ohne die näheren Umstände zu kennen«, sagte er, »möchte ich dazu bemerken, daß er seine Arbeit wohl nicht besonders gut tut.« Random deutete auf die dunkle Fläche. »Was begreiflich wäre, wenn er jeden, der nicht Hafer frißt und wiehert, freundlich begrüßt.«
    »Ich würde sagen, daß er ziemlich selektiv veranlagt ist. Möglich wäre auch, daß er hier erst postiert wurde, als der Schaden schon geschehen war, um weitere unerwünschte Anschläge zu verhindern.«
    »Wer soll ihn denn postiert haben?«
    »Das wüßte ich selbst gern. Anscheinend jemand aus unserem Lager.«
    »Du kannst deine Theorie noch weiter auf die Probe stellen, indem du Ganelon zu ihm schickst.«
    Ganelon rührte sich nicht. »Kann ja sein, daß ihr einen Familiengeruch an euch habt«, sagte er schließlich, »und er nur Amberianer mag. Ich verzichte dankend auf den Versuch.«
    »Na schön. So wichtig ist es auch nicht. Mit deinen Vermutungen hast du jedenfalls bisher sehr gut gelegen. Wie interpretierst du die Ereignisse?«
    »Von den beiden Gruppen, die es auf den Thron abgesehen haben«, begann er, »war die Gruppe, die aus Brand, Fiona und Bleys bestand, nach euren Worten weitgehender über die Kräfte informiert, die Amber umgeben. Brand hat euch keine Einzelheiten mitgeteilt – es sei denn, ihr habt mir Dinge verschwiegen, von denen er sprach –, doch ich würde vermuten, daß der Schaden, den das Muster hier erlitten hat, die Pforte darstellt, durch die die Verbündeten der drei Zutritt zu eurem Reich erlangt haben. Ein oder mehrere Mitglieder dieses Kreises führten den Schaden herbei,

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