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Die Prinzen von Amber

Titel: Die Prinzen von Amber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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etwas murmeln. Als ich an die Biegung kam, wäre ich ihm fast auf die Hacken getreten. Er hatte sich geduckt und tastete mit der linken Hand in einer dunklen Felsspalte herum. Als ich das leise Krächzen hörte und erkannte, daß die Kette in der Öffnung verschwand, wußte ich, worum es sich handelte und wo wir waren.
    »Braver Bursche«, hörte ich ihn sagen. »Ich gehe ja nicht weit. Schon gut, mein Alter! Hier hast du etwas zu knabbern.«
    Woher er das Ding hatte, das er dem Ungeheuer zuwarf, weiß ich nicht. Jedenfalls fing der purpurne Greif, den ich jetzt auf seiner Schlafstätte erblickte, den fliegenden Brokken mit einer ruckhaften Kopfbewegung auf und verzehrte ihn mit mahlenden Kiefern.
    Dworkin grinste zu mir empor.
    »Überrascht?« fragte er.
    »Worüber?«
    »Du dachtest, ich hätte Angst vor ihm. Du dachtest, ich würde mich nie mit ihm anfreunden. Du hast ihn hier draußen postiert, um mich einzusperren – damit ich nicht an das Muster herankomme.«
    »Habe ich das jemals behauptet?«
    »Das brauchtest du gar nicht. Ich bin kein Dummkopf.«
    »Wie du willst.«
    Er lachte leise, stand auf und setzte seinen Weg durch den Tunnel fort.
    Ich folgte ihm; der Weg wurde nun wieder eben. Die Decke wich zurück, der Gang verbreiterte sich. Endlich erreichten wir die Höhlenöffnung. Dworkin stand einen Augenblick lang als Silhouette vor mir; er hatte den Stab angehoben. Draußen herrschte tiefe Nacht, eine saubere salzige Brise vertrieb den muffigen Höhlengeruch aus meiner Nase.
    Nach kurzem Zögern ging er weiter; er trat in eine Welt aus Himmelskerzen und blauem Velours hinaus. Ich folgte ihm. Mir stockte der Atem bei der erstaunlichen Szene. Meine Reaktion galt nicht nur den Sternen, die in übernatürlichem Glanz schimmerten, und auch nicht der Tatsache, daß die Grenze zwischen Himmel und Meer wieder einmal völlig ausgelöscht war. Vielmehr glühte das Muster mit der azetylen-blauen Helligkeit eines Schweißbogens vor dem Himmel-Meer, und all die Sterne über, neben und unter uns waren mit geometrischer Präzision arrangiert und bildeten ein fantastisches undurchdringliches Gerüst, das vor allem den Eindruck erzeugte, als hingen wir in einem kosmischen Netz, dessen eigentliche Mitte das Muster war – der Rest des strahlenden Gewirrs, eine genaue Konsequenz seiner Existenz, Konfiguration und Position.
    Dworkin wanderte zum Rand des Musters hinab, wo die abgedunkelte Stelle begann. Er schwenkte den Stab darüber und wandte sich zu mir um.
    »Dort hast du es«, verkündete er, »das Loch in meinem Geist. Durch diese Lücke kann ich nicht mehr denken, ich muß mich irgendwie herumpirschen. Ich weiß nicht mehr, was zu geschehen hat, um etwas zu reparieren, das mir längst abgeht. Wenn du meinst, daß du es schaffst, mußt du auf die sofortige Vernichtung gefaßt sein, sobald du das Muster verläßt, um diese Bruchstelle zu beschreiten. Die Vernichtung würde nicht von der dunklen Stelle ausgehen, sondern vom Muster selbst, sobald du die Verbindung unterbrichst. Dabei mag dir das Juwel helfen – vielleicht aber auch nicht. Ich weiß es nicht. Jedenfalls wird der Gang durch das Muster nicht leichter, sondern mit jeder Wende schwieriger, und deine Kräfte werden ständig nachlassen. Als wir das letztemal darüber sprachen, hattest du Angst. Willst du etwa behaupten, du hättest seither einen Born der Kühnheit gefunden?«
    »Mag sein«, sagte ich. »Eine andere Möglichkeit siehst du nicht?«
    »Ich weiß, daß es zu schaffen ist, indem man ganz von vorn anfängt; so habe ich es nämlich gemacht. Abgesehen davon sehe ich keine Alternative. Je länger du wartest, desto schlimmer wird die Situation. Warum holst du nicht das Juwel und leihst mir deine Klinge, Sohn? Ich wüßte keinen anderen Weg.«
    »Nein«, antwortete ich. »Ich muß mehr wissen. Erzähl mir noch einmal, wie der Schaden entstanden ist.«
    »Bis heute weiß ich nicht, welches deiner Kinder unser Blut an dieser Stelle vergossen hat – wenn du das meinst. Jedenfalls ist es geschehen. Laß es dabei bewenden. In den Kindern ist die dunkle Seite unserer Natur längst ausgeprägt. Wahrscheinlich leben sie zu nahe an jedem Chaos, aus dem wir hervorgegangen sind; sie sind aufgewachsen ohne die Willenanstrengungen, die von uns gefordert wurden, damit wir es abstreifen konnten. Ich hatte angenommen, daß das Ritual des Muster-Durchschreitens für sie genügen müßte. Etwas Schwierigeres ist mir nicht eingefallen. Aber es hat nicht genügt. Und jetzt

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