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Die Prinzen von Amber

Titel: Die Prinzen von Amber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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Erschrecken über deinen Besuch ... In meinem Gehirn ist irgend etwas zerbrochen. Das weißt du. Anders kann es nicht sein. Auch das ist dir bekannt.«
    »Mag schon sein«, erwiderte ich. »Warum erzählst du mir nicht noch einmal alles im Zusammenhang? Vielleicht führt das bloße Reden dazu, daß du dich besser fühlst, und gib mir die Chance, etwas auszumachen, was ich bisher übersehen habe. Erzähl mir eine Geschichte.«
    Wieder lachte er.
    »Wie du willst. Irgendwelche Wünsche – was möchtest du hören? Meine Flucht aus dem Chaos auf diese kleine seltsame Insel im Meer der Nacht? Meine Meditationen über den Abgrund? Die Enthüllung des Musters in einem Juwel, das um den Hals eines Einhorns hing? Meine Übertragung dieses Musters durch Blitz, Blut und Lyra, während unsere Väter verwirrt tobten, zu spät, um mich zurückzurufen, während das Gedicht des Feuers jene erste Route in meinem Gehirn durchlief und mich mit seinem Formwillen ansteckte. Zu spät! Zu spät ... Besessen von den Scheußlichkeiten, die sich aus der Krankheit ergaben, außerhalb ihrer Hilfsmöglichkeiten und ihrer Macht plante und baute ich, Gefangener meines neuen Ich. Ist das die Geschichte, die du noch einmal hören möchtest? Oder soll ich dir lieber von ihrer Ausheilung erzählen?«
    Meine Gedanken wirbelten um all die Brocken, die er mir eben mit vollen Händen hingestreut hatte. Ich vermochte nicht zu erkennen, ob ich ihn wörtlich nehmen mußte oder ob er sich im übertragenen Sinne äußerte oder womöglich nur paranoide Wahnvorstellungen mitteilte; jedenfalls interessierte ich mich für Dinge, die der Gegenwart näher waren. Ich blickte also auf das umschattete Abbild meiner selbst, von dem die alte Stimme ausging, und sagte: »Berichte mir von deiner Heilung.«
    Daraufhin legte er die Fingerspitzen zusammen und sprach darunter hindurch.
    »In einem sehr realen Sinne bin ich das Muster«, sagte er. »Als es durch meinen Geist wanderte, um die Form anzunehmen, die es jetzt aufweist, das Fundament Ambers, zeichnete es mich so gewiß, wie ich Einfluß darauf hatte. Ich erkannte eines Tages, daß ich sowohl das Muster als auch ich selbst bin und daß das Muster im Zuge seiner Entstehung gezwungen war, zugleich Dworkin zu werden. Bei Geburt dieses Ortes und dieser Zeit gab es gegenseitige Anpassungen, und hierin lag unsere Schwäche wie auch unsere Stärke. Mir ging nämlich auf, daß ein Defekt am Muster automatisch auch mir schaden würde, während sich eine Beeinträchtigung meiner selbst umgekehrt dem Muster mitteilen würde. Dennoch konnte mir nichts Ernsthaftes zustoßen, denn das Muster schützt mich, und wer außer mir könnte dem Muster schaden? Ein wunderhübsches, in sich geschlossenes System, so sah es aus, die Schwächen von den Stärken völlig abgeschirmt.«
    Er schwieg. Ich lauschte dem Knacken des Feuers. Was seine Ohren zu hören versuchten, weiß ich nicht.
    »Ich irrte mich«, fuhr er fort. »Es war nur eine Kleinigkeit ... Mein Blut, mit dem ich das Muster zeichnete, konnte es auch wieder auslöschen. Aber es dauerte Ewigkeiten, bis ich erkannte, daß das Blut meines Blutes dieselbe Eigenschaft hatte. Man konnte es benutzen, konnte es auch verändern – ja, bis in die dritte Generation.«
    Es überraschte mich nicht, zu erfahren, daß er der Ur-Vater von uns allen war. Irgendwie hatte ich das Gefühl, von Anfang an darüber Bescheid gewußt zu haben, ohne es mir jemals deutlich zu machen. Und doch ... womöglich ergaben sich aus dieser Entdeckung mehr Fragen, als beantwortet wurden.
Nimm eine Generation deiner Vorfahren. Rücke auf das Feld der Verwirrung vor.
Ich wußte nun weniger denn je, was Dworkin eigentlich war. Und zu allem anderen die Tatsache, die er selbst anerkannte: Es war die Geschichte eines Wahnsinnigen.
    »Aber um es zu reparieren ...?« begann ich.
    Er lächelte; mein eigenes Gesicht verzog sich vor mir.
    »Hast du die Lust daran verloren, ein Herr der lebendigen Leere zu sein, ein König des Chaos?« fragte er.
    »Mag sein«, erwiderte ich.
    »Beim Einhorn, deiner Mutter – wußte ich doch, daß es so weit kommen würde! Das Muster ist so stark in dir ausgeprägt wie das Reich. Was ersehnst du dir dann?«
    »Ich möchte das Land erhalten.«
     
    Er schüttelte den Kopf. »Es wäre einfacher, alles zu vernichten und einen Neuanfang zu versuchen – das habe ich dir schon so oft gepredigt.«
    »Ich bin stur. Predige es mir noch einmal«, sagte ich und versuchte Vaters barschen Ton

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