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Die Prinzen von Amber

Titel: Die Prinzen von Amber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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Machtverhältnisse sich erneut verändert haben? Er war schwach und geradezu hilflos. Welchen Schaden kann er heute noch anrichten?«
    Er seufzte.
    »Ich verstehe die Kräfte nicht, die er besitzt«, sagte er, »aber sie sind beträchtlich. So weiß ich, daß er mit dem Verstand durch die Schatten wandern kann; daß er ein Objekt in den Schatten ausfindig machen und es dann durch reine Willenskraft zu sich holen kann, ohne sich aus seinem Stuhl zu erheben; außerdem vermag er sich auf ähnliche Weise physisch durch die Schatten zu bewegen. Er richtet seinen Geist auf den Ort, den er besuchen möchte, bildet eine Art gedankliche Tür und tritt einfach hindurch. Analog dazu nehme ich an, daß er manchmal deuten kann, was ein anderer denkt. Es ist fast, als wäre er selbst eine Art lebendiger Trumpf. Ich weiß von diesen Dingen, weil ich selbst beobachtet habe, wie er so etwas tut. Während wir ihn im Palast unter Beobachtung hielten, entwischte er uns auf diese Weise – etwa zu der Zeit, da er auf die Schatten-Erde reiste und dich in ein Institut einliefern ließ. Als wir ihn wieder eingefangen hatten, blieb einer von uns stets bei ihm. Damals wußten wir allerdings noch nicht, daß er Wesen durch die Schatten holen konnte. Als er erfuhr, daß du entkommen warst, beschwor er ein entsetzliches Ungeheuer herauf, das Caine angriff, der gerade sein Leibwächter war. Dann setzte er sich wieder auf deine Fährte. Offenbar haben ihn Bleys und Fiona kurz darauf in ihre Gewalt gebracht, ehe wir an ihn herankamen; ich bekam ihn erst wieder an jenem Abend in der Bibliothek zu Gesicht, als wir ihn zurückholten. Ich habe Angst vor ihm, da er über gefährliche Kräfte verfügt, die ich nicht begreife.«
    »Wenn das so ist, würde ich gern wissen, wie ihn die beiden überhaupt festsetzen konnten.«
    »Fiona besitzt ähnliche Fähigkeiten, was ich auch von Bleys annehme. Gemeinsam vermochten die beiden Brands Attacken offenbar abzublocken, während sie einen Ort schufen, an dem er machtlos war.«
    »Aber nicht völlig«, wandte ich ein. »Er vermochte eine Nachricht an Random abzusetzen. Einmal hat er sogar mich erreicht, wenn auch nur schwach.«
    »Also nicht völlig machtlos«, sagte er. »Aber ausreichend. Bis wir alle Barrieren niederrissen.«
    »Was weißt du von den Aktionen der anderen Gruppe gegen mich – das Einsperren, der Mordversuch, dann meine Rettung?«
    »Das verstehe ich nun wieder nicht«, sagte er. »Es muß mit einem Machtkampf innerhalb der Gruppe zusammenhängen. Offenbar hat man sich gestritten: Die eine oder andere Seite hielt dich wohl für ganz nützlich. Folglich versuchte die eine Gruppe dich zu beseitigen, während die andere sich für deine Rettung einsetzte. In letzter Konsequenz holte natürlich Bleys das meiste aus dir heraus – bei dem Angriff, den er gegen Amber einleitete.«
    »Aber er war es doch, der mich auf der Schatten-Erde umzubringen versuchte«, sagte ich. »Er hat mir in die Reifen geschossen.«
    »Ach?«
    »Nun, jedenfalls hat Brand mir das erzählt, doch es paßt zu allen möglichen anderen Details.«
    Er zuckte die Achseln.
    »In diesem Punkt kann ich dir nicht weiterhelfen«, sagte er. »Ich weiß eben nicht im einzelnen, was sich damals in der Gruppe abspielte.«
    »Dennoch umschwärmst du Fiona«, sagte ich. »Genau genommen bist du mehr als freundlich zu ihr, wenn sie in deiner Nähe ist.«
    »Natürlich«, sagte er lächelnd. »Ich habe Fiona immer sehr gemocht. Sie ist jedenfalls die Hübscheste und Zivilisierteste von uns allen. Schade, daß Vater immer so sehr gegen Ehen zwischen Geschwistern war. Es machte mir ehrlich zu schaffen, daß wir so lange Gegner sein mußten. Nach Bleys´ Tod, nach deiner Gefangenschaft und Erics Krönung normalisierten sich die Dinge aber wieder einigermaßen. Sie nahm ihre Niederlage gelassen hin, und das war´s dann. Offensichtlich hatte sie vor Brands Rückkehr ebenso große Angst wie ich.«
    »Brand hat das alles aber ganz anders dargestellt«, erwiderte ich, »was natürlich kein Wunder ist. Zum einen behauptet er, Bleys lebe noch, er hätte ihn mit seinem Trumpf aufgespürt und wisse, daß er sich in den Schatten aufhalte und eine neue Streitmacht für den nächsten Angriff auf Amber zusammenstelle.«
    »Das mag durchaus richtig sein«, erwiderte Julian. »Aber wir sind doch mehr als ausreichend gerüstet, oder nicht?«
    »Er behauptet weiterhin, dieser Angriff werde eine Finte sein«, fuhr ich fort. »Der wirkliche Angriff soll angeblich

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