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Die Prinzen von Amber

Titel: Die Prinzen von Amber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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daß die Hunde den Manticora erledigt hätten, doch in diesem Augenblick kamen die Reiter über den Hügel und galoppierten den Hang herab. Es waren fünf, angeführt von Julian. Er trug seine schuppige weiße Rüstung, und das Jagdhorn hing ihm um den Hals. Er ritt sein Riesenpferd Morgenstern, ein Ungeheuer, das mich seit jeher haßt. Er hob die lange Lanze, die er bei sich hatte, und grüßte damit in meine Richtung. Dann senkte er die Spitze und rief den Hunden einen Befehl zu. Widerstrebend ließen sie von ihrer Beute ab. Sogar der Hund auf dem Rücken des Manticoras ließ los und sprang zu Boden. Sie alle wichen zurück, als Julian Morgenstern die Sporen gab.
    Das Ungeheuer wandte sich in seine Richtung, stieß einen letzten trotzigen Schrei aus und sprang mit hochgezogenen Lefzen los. Die beiden stießen zusammen, und einen Augenblick lang versperrte mir Morgensterns Schulter die Sicht. Doch schon ließ mich das Verhalten des Pferdes erkennen, daß der Stich gesessen hatte.
    Eine Wende, und ich sah das Ungeheuer am Boden liegen; auf seiner Brust und am dunklen Stiel der Lanze war viel Blut zu sehen.
    Julian stieg ab. Er sagte etwas zu den anderen Reitern; ich verstand die Worte nicht. Sie blieben in den Sätteln sitzen. Er betrachtete den noch zuckenden Manticora, blickte schließlich mich an und lächelte. Er näherte sich dem Ungeheuer, stellte ihm den Fuß in die Flanke, packte die Lanze mit einer Hand und riß sie aus dem Leib. Blut schoß aus der Wunde. Dann stieß er die Lanze in den Boden und band Morgenstern am Schaft fest. Er hob die Hand und tätschelte dem Pferd die Flanke, blickte wieder zu mir, machte kehrt und kam herüber.
    Als er vor mir stand, sagte er: »Ich wünschte, du hättest Bela nicht umgebracht.«
    »Bela?« fragte ich.
    Er blickte zum Himmel. Ich folgte seinem Blick. Keiner der Vögel war zu sehen.
    »Er war einer meiner Lieblinge.«
    »Das tut mir leid«, sagte ich. »Ich wußte nicht, was hier los war.«
    Er nickte.
    »Na schön. Ich habe etwas für dich getan. Dafür kannst du mir erzählen, was passiert ist, seit ich den Palast verließ. Hat Brand es geschafft?«
    »Ja«, erwiderte ich. »Doch in dieser Angelegenheit bist du aus dem Schneider. Er behauptet, der Messerstich wäre von Fiona gekommen. Und sie steht ebenfalls nicht für ein Verhör zur Verfügung. Wie du verschwand sie während der Nacht. Ein Wunder, daß ihr euch nicht über den Weg gelaufen seid.«
    Er lächelte. »Etwas Ähnliches habe ich mir gedacht«, sagte er.
    »Warum bist du unter so verdächtigen Umständen geflohen?« wollte ich wissen. »Das hat dich in einem wirklich schlechten Licht dastehen lassen.«
    Er zuckte die Achseln.
    »Wäre nicht das erstemal gewesen, daß man mich zu unrecht verdächtigt. Genau genommen bin ich so schuldig wie unsere kleine Schwester, wenn man die Absicht mitzählt. Ich hätt´s selbst getan, wenn ich rangekommen wäre. Ich hatte sogar das Messer parat an jenem Abend. Nur wurde ich zur Seite gedrängt, als er durchkam.«
    »Aber warum?« fragte ich.
    Er lachte.
    »Warum? Ich habe Angst vor dem Schweinehund, das ist der Grund! Lange Zeit hatte ich angenommen, er wäre tot – jedenfalls hatte ich gehofft, daß er endlich von den finsteren Kräften verschlungen worden wäre, mit denen er sich einließ. Wieviel weißt du eigentlich über ihn, Corwin?«
    »Wir haben uns lange unterhalten.«
    »Und ...?«
    »Er gab zu, daß er und Bleys und Fiona Absichten auf den Thron hatten. Sie wollten Bleys krönen lassen, doch die eigentliche Macht sollte von den beiden ausgehen. Die drei spannten die Kräfte ein, die du eben erwähntest, um für Vaters Verschwinden zu sorgen. Brand sagte, er habe versucht, Caine für die Gruppe zu gewinnen, doch Caine habe sich für dich und Eric entschieden. Ihr drei hättet dann eine ähnliche Gruppe geformt mit dem Ziel, Eric auf den Thron zu bringen, ehe ihr soweit wart.«
    Er nickte.
    »Die Ereignisse stimmen, aber die Gründe nicht. Wir wollten den Thron gar nicht, zumindest nicht so plötzlich, jedenfalls damals nicht. Unsere Gruppe formierte sich als Gegenstück zur ihren; sie
mußte
sich konstituieren, um den Thron zu schützen. Zuerst konnten wir Eric nur dazu bringen, eine Art Protektorat zu übernehmen. Er hatte Angst, daß er nicht mehr lange zu leben hätte, wenn er in der damaligen Situation sich zum Herrscher krönen ließ. Plötzlich tauchtest du wieder auf, mit deinem durchaus rechtmäßigen Anspruch. Wir konnten es uns damals nicht

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