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Die Prinzen von Amber

Titel: Die Prinzen von Amber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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jener schwarze Streifen in der Ferne, und überall schimmernde Pyramiden, mächtig und beunruhigend ...
    Wir ermüden. Mir gefällt dieser Ort nicht ... Doch dem unbekannten Geschehnis, das uns verfolgt, sind wir zunächst entkommen. Zieh die Zügel an!
    Ich war müde, spürte jedoch eine seltsame Vitalität in mir. Sie schien von meiner Brust auszugehen ... Das Juwel, natürlich! Ich versuchte erneut auf seine Kraft zurückzugreifen. Ich spürte die Energie auswärts in meine Glieder strömen, kaum haltmachend an den Spitzen. Es war beinahe, als würde ich ...
    Ja. Ich projizierte meinen Willen und legte ihn auf die kahle geometrische Umgebung. Sie begann sich zu verändern.
    Eine Bewegung. Die Pyramiden rutschten vorbei und wurden dabei dunkler. Sie schrumpften, verschmolzen, verwandelten sich in Kies. Die Welt stellte sich auf den Kopf, und ich stand wie auf der Unterseite einer Wolke und sah Landschaften unter und über mir vorbeizucken.
    Licht strömte aufwärts, ausgehend von einer goldenen Sonne unter meinen Füßen, hüllte mich ein. Aber auch diese Erscheinung ging vorbei, und der weiche Boden verdunkelte sich, und Wasser schoß empor, um das vorbeiziehende Land aufzulösen. Blitze zuckten zur Welt über mir hinauf, wollten sie auseinanderbrechen lassen. Da und dort bröckelte sie, und die Bruchstücke fielen rings um mich nieder.
    In einer vorbeihuschenden Woge der Dunkelheit begannen sie zu trudeln.
    Als das Licht zurückkehrte, jetzt bläulich schimmernd, hatte es keinen Ausgangspunkt mehr und erhellte kein Land.
    ... Goldene Brücken durchqueren die Leere in gewaltigen Bögen, von denen sich einer funkelnd auch unter uns erstreckt. Wir folgen seinem Lauf, dabei stehen wir still wie ein Denkmal ... Dies dauert etwa ein Zeitalter. Ein Phänomen, das eine gewisse Ähnlichkeit mit Schnellstraßenhypnose hat, macht sich durch meine Augen bemerkbar, läßt mich gefährlich träge werden.
    Ich tue, was ich kann, um unser Vorankommen zu beschleunigen. Ein weiteres Zeitalter vergeht.
    Endlich erscheint weit vor uns als vager, vernebelter Fleck unser Ziel, das trotz unserer großen Geschwindigkeit nur langsam wächst.
    Als wir es endlich erreichen, ist es gigantisch – eine Insel in der Leere, mit metallischen goldenen Bäumen bewaldet ...
    Ich stoppe die Bewegung, die uns bis jetzt mitgerissen hat, und wir traben aus eigener Kraft weiter, in den seltsamen Wald hinein. Unter den Hufen knirscht Gras wie Aluminiumfolie. Seltsame Früchte, bleich schimmernd, hängen von den Bäumen ringsum. Von tierischem Leben ist nicht sofort etwas zu spüren. Weiter in den Wald vordringend, erreichen wir eine kleine Lichtung, die von einem quecksilbernen Bach geteilt wird. Dort steige ich ab.
    »Bruder Corwin«, ertönt da die Stimme von neuem. »Ich habe auf dich gewartet.«
     

4
    Ich drehte mich zum Wald um, sah ihn daraus hervortreten. Ich zog meine Waffe nicht, da auch er nicht danach gegriffen hatte. Allerdings stieß ich mit dem Verstand tief in das Juwel vor. Nach der eben beendeten Übung war mir klar, daß ich nun weitaus mehr damit erreichen konnte, als nur das Wetter zu steuern. Wie groß Brands Macht auch sein mochte, ich spürte, daß ich nun eine Waffe besaß, mit der ich ihm widerstehen konnte. Das Pulsieren des Juwels verstärkte sich, als ich mich darauf konzentrierte.
    »Waffenstillstand«, sagte Brand. »Einverstanden? Können wir reden?«
    »Ich glaube nicht, daß wir einander irgend etwas zu sagen haben«, gab ich zurück.
    »Wenn du mir keine Gelegenheit dazu gibst, wirst du es nie erfahren, oder?«
    Etwa sieben Meter entfernt blieb er stehen, warf sich den grünen Mantel über die linke Schulter und lächelte.
    »Also gut. Sag, was du zu sagen hast«, knurrte ich.
    »Ich wollte dich aufhalten«, begann er. »Vorhin, dort hinten. Dabei ging es mir um das Juwel. Offensichtlich weißt du inzwischen, was es damit auf sich hat, wie wichtig es ist.«
    Ich schwieg.
    »Vater hat es bereits gebraucht«, fuhr er fort, »und ich muß dir leider sagen, daß er das selbstgesteckte Ziel damit nicht erreicht hat.«
    »Was? Woher willst du das wissen?«
    »Ich kann durch die Schatten blicken, Corwin. Eigentlich hatte ich angenommen, deine Schwester hätte dich in diesen Dingen gründlicher unterwiesen. Es kostet mich nur ein wenig geistige Anstrengung, und ich kann alles wahrnehmen, was ich sehen will. Natürlich interessierte mich das Ergebnis dieser Affäre. Ich habe also zugesehen. Er ist tot, Corwin. Die Anstrengung

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