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Die Prinzen von Amber

Titel: Die Prinzen von Amber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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Das Knacken setzt sich fort, wird lauter ...
    Aus dem Norden pfeift ein Wind herbei, zuerst schwach, dann stärker werdend. In diese Richtung schauend, sehe ich, wie sich eine dunkle Wolkenmasse aufbaut.
    Ich weiß, ich muß jetzt galoppieren wie nie zuvor in meinem Leben. Sternstunden der Vernichtung und Schöpfung ereignen sich an dem Ort, den ich besucht habe – wann? Egal. Die Wellen bewegen sich von Amber auswärts, und selbst Amber mag untergehen – und ich mit ihm. Wenn Vater nicht wieder alles in den Griff bekommt.
    Ich schüttle die Zügel. Wir galoppieren nach Süden.
    Eine Ebene ... Bäume ... etliche zerstörte Gebäude ... Schneller ...
    Rauch über einem brennenden Wald ... eine Flammenwand ... vorbei ...
    Gelber Himmel, blaue Wolken ... eine Armada von Segelschiffen, die vor mir vorbeikreuzen ...
    Schneller ...
    Die Sonne senkt sich wie ein Stück glühendes Eisen in einen Eimer Wasser, die Sterne werden zu Funken ... Helles Licht auf einem geraden Weg ... Geräusche im Dopplereffekt von dunklen Verschmierungen entstellt, ein Heulen ... Heller das Licht, schwächer die Aussicht ... grau zu meiner Rechten, zu meiner Linken ... Noch heller ... vor meinen Augen nichts als der Weg, auf dem ich reiten muß ... Das Heulen steigert sich zu schrillem Kreischen ... Umrisse laufen ineinander ... Wir stürmen durch einen Tunnel aus Schatten ... Er beginnt sich zu drehen ...
    Drehen, sich winden ... Nur die Straße ist real ... Die Welten wirbeln vorbei ... Ich habe meine Kontrolle über die Welten aufgegeben und reite nun im Schwung der eigentlichen Kraft, erfüllt von dem einzigen Ziel, von Amber loszukommen und in Richtung Chaos zu rasen ... Wind überfällt mich, und in meinen Ohren gellt der Schrei ... Nie zuvor habe ich meine Macht über die Schatten bis an ihre Grenzen ausgelotet ... Der Tunnel wird so glatt und nahtlos wie Glas ... ich glaube, durch einen Wirbel zu reiten, durch einen Mahlstrom, durch das Herz eines Tornados ... Star und ich sind in Schweiß gebadet ... Ein unbezwingbares Gefühl des Fliehenmüssens überkommt mich, als würde ich verfolgt ... Die Straße ist zu einer Abstraktion geworden ... Meine Augen schmerzen, als ich den Schweiß fortzublinzeln versuche ... diesen Ritt vermag ich nicht viel länger durchzuhalten ... an der Schädelbasis pulsiert ein Schmerz ...
    Sanft ziehe ich die Zügel an, und Star verliert an Tempo ...
    Die Mauern meines Lichttunnels werden körnig ... es herrscht keine Einheitlichkeit der Färbung mehr, sondern ein Gewirr von Grau, Schwarz und Weiß ... auch Braun ... ein Hauch von Blau ... Grün ... Das Jaulen wird zu einem Summen, zu einem Grollen, verblassend. Der Wind kommt sanfter ... Umrisse kommen und gehen ...
    Langsamer, immer langsamer ...
    Es gibt keinen Weg. Ich reite über moosbewachsenen Boden. Der Himmel ist blau, die Wolken weiß. Mir ist ganz leicht im Kopf. Ich zügele das Tier. Ich ...
    Winzig.
    Entsetzt senkte ich den Blick. Ich stand am Rand eines Spielzeugdorfes. Häuser, die ich in der Hand halten könnte, winzige Straßen, kleine Fahrzeuge, die sich darauf bewegten.
    Ich schaute zurück. Etliche kleine Behausungen hatten wir bereits zertreten. Ich sah mich um. Zur Linken war die Bebauung nicht so dicht. Vorsichtig führte ich Star in diese Richtung und machte erst wieder Halt, als wir den seltsamen Ort verlassen hatten. Ich hatte ein schlechtes Gewissen wegen dieser seltsamen Siedlung – was immer sie sein mochte, wer immer dort auch leben mochte. Aber ich konnte nicht das geringste für diese Lebewesen tun.
    So setzte ich meinen Weg fort, durch die Schatten reitend, bis ich eine Art verlassenen Steinbruch unter einem grünen Himmel erreichte. Hier kam ich mir schwerer vor. Ich stieg ab, trank einen Schluck Wasser und wanderte ein wenig auf und ab.
    In tiefen Zügen genoß ich die feuchte Luft, die mich einhüllte. Ich war fern von Amber, so. weit entfernt, wie man es überhaupt nur sein kann, und hatte damit schon ein gutes Stück des Weges zum Chaos zurückgelegt. Selten war ich so weit von meinem Ausgangspunkt weg gewesen. Ich hatte mir diesen Ort zur Rast ausgesucht, weil er der Normalität so nahe kam, wie ich es nur irgend einrichten könnte; ich wußte aber, daß die Veränderungen bald immer radikaler werden würden.
    Eben streckte ich meine müden Muskeln, als ich hoch über mir den Schrei hörte.
    Aufblickend sah ich das dunkle Gebilde herniederzucken und zog automatisch Grayswandir. Doch in seinem weiteren Flug brach es das

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