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Die Prinzen von Amber

Titel: Die Prinzen von Amber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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erfroren!
    Und wohin führte das alles?
    Natürlich auf den Thron von Amber.
    Denn der war ein ausreichender Grund für alles.
    Aber was war mit Brand?
    Wo steckte er? Was geschah mit ihm, und wer tat ihm dies an?
    Antworten? – Keine.
    Doch während ich in die Nacht hinausstarrte und dem Weg der blauen Scheibe mit den Blicken folgte, kamen mir Zweifel. Gab es etwas, das mir im großen Bild entging, ein Faktor, den ich nicht richtig begriff?
    Keine Antwort.
    Ich setzte mich wieder an den Tisch, ein kleines Glas in Reichweite.
    Ich blätterte durch den Stapel und fand Vaters Karte.
    Oberon, Lord von Amber, stand in seinem grüngoldenen Gewand vor mir. Groß, breit, rundlich, der schwarze Bart von Silberstreifen durchzogen wie das Haar. Grüne Ringe in Goldfassungen und eine goldfarbene Klinge. Ich hatte früher einmal angenommen, daß nichts den unsterblichen Herrscher Ambers von seinem Thron stürzen könne. Was war geschehen? Ich wußte es noch immer nicht. Aber er war fort. Wie hatte mein Vater geendet?
    Ich starrte auf die Karte und konzentrierte mich.
    Nichts, nichts ...
    Etwas?
    Etwas!
    Ich spürte die Reaktion einer Bewegung, wenn auch sehr schwach, und die Gestalt auf der Karte wandelte sich, schrumpfte zu einem Schatten des Mannes, der Vater einmal gewesen war.
    »Vater?« fragte ich.
    Nichts.
    »Vater?«
    »Ja ...« Sehr schwach und weit entfernt, wie durch das Rauschen einer Muschel, eingebettet in das ewige Summen.
    »Wo bist du? Was ist geschehen?«
    »Ich ...« Eine lange Pause.
    »Ja? Hier spricht Corwin, dein Sohn. Was ist in Amber geschehen, daß du jetzt fort bist?«
    »Meine Zeit war gekommen«, erwiderte er – und seine Stimme schien sich noch weiter entfernt zu haben.
    »Soll das heißen, daß du abgedankt hast? Keiner meiner Brüder hat mir bisher davon erzählt, und ich traue ihnen nicht so sehr, daß ich sie fragen möchte. Ich weiß nur, daß der Thron anscheinend jedem offensteht, der danach greifen will. Eric hält die Stadt, und Julian bewacht den Wald von Arden. Caine und Gérard herrschen über die Meere. Bleys möchte gegen alle kämpfen, und ich habe mich mit ihm verbündet. Wie sehen deine Wünsche in dieser Angelegenheit aus?«
    »Du bist der einzige, der – danach – gefragt – hat«, keuchte er. »Ja ...«
    »›Ja‹ was?«
    »Ja – kämpfe gegen – sie ...«
    »Was ist mit dir? Wie kann ich dir helfen?«
    »Mir kann niemand mehr helfen. Ersteige den Thron ...«
    »Ich? Oder Bleys und ich?«
    »Du!« sagte er.
    »Ja?«
    »Du hast meinen Segen ... Ersteige den Thron – und beeil – dich – damit.«
    »Warum, Vater?«
    »Ich habe den Atem nicht mehr – ersteige ihn!«
    Dann war auch er fort.
    Vater lebte also.
    Das war interessant. Was sollte ich tun?
    Ich trank aus meinem Glas und überlegte.
    Er lebte noch immer, irgendwo, und er war König in Amber. Warum war er nicht mehr hier? Wohin war er gegangen? Welcher Art ... was ... wie viele ...?
    Diese Art Fragen stellte ich mir.
    Wer wußte Bescheid? Ich jedenfalls nicht. Im Augenblick gab es dazu nicht mehr zu sagen.
    Aber ...
    Ich konnte die Sache nicht auf sich beruhen lassen. Sie müssen wissen, daß Vater und ich nie so richtig miteinander ausgekommen sind. Ich habe ihn nicht gehaßt, wie etwa Random oder einige andere seiner Söhne, aber ich hatte andererseits auch keinen Grund, ihn besonders zu mögen. Er war groß und mächtig gewesen – er war
da
gewesen. Das war so etwa alles. Er war zugleich identisch mit dem größten Teil der Geschichte von Amber, wie wir sie kannten – und die Geschichte Ambers geht so viele Jahrtausende zurück, daß man sie gar nicht erst zu zählen braucht. Was also war zu tun?
    Am nächsten Morgen nahm ich an einer Besprechung von Bleys´ Generalstab teil. Er hatte vier Admiräle, die jeweils etwa ein Viertel seiner Flotte kommandierten, und eine ganze Messe voller Armeeoffiziere. Insgesamt waren etwa dreißig hochstehende Chargen versammelt – groß und rothäutig oder klein und pelzig, je nach dem.
    Die Besprechung dauerte etwa vier Stunden, ehe wir alle eine Mittagspause machten. Man kam überein, daß wir in drei Tagen angreifen würden. Da ein Mann des Blutes von Amber erforderlich war, um den Weg zur Stadt zu öffnen, sollte ich von Bord des Flaggschiffs aus die Flotte leiten, während Bleys die Infanterie durch die Länder des Schattens führen wollte.
    Dieser Plan beunruhigte mich, und ich fragte ihn, was er tun würde, wenn ich nicht gekommen wäre, um ihm diese Hilfe zu

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