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Die Prinzen von Amber

Titel: Die Prinzen von Amber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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wohl seltsam, Verwandte zu haben und doch ohne Familie zu sein – denn unser ganzes Leben hindurch waren wir getrennte Wege gegangen. Himmel! Wir redeten den Mond vom Himmel! Zuletzt schlug mir Bleys auf die gesunde Schulter und verkündete, er beginne den Alkohol zu spüren, und ein Bediensteter würde mir am nächsten Morgen das Frühstück bringen. Ich nickte, wir umarmten uns, und er zog sich zurück. Dann trat ich ans Fenster. Von hier oben vermochte ich weit in den Abgrund zu blicken.
    Die Lagerfeuer in der Tiefe funkelten wie Sterne. Es waren viele tausend. Hier wurde deutlich, daß Bleys eine gewaltige Streitmacht zusammengezogen hatte, und ich war neidisch auf ihn. Andererseits hatte diese Situation ihr Gutes. Wenn es überhaupt jemand mit Eric aufnehmen konnte, dann wahrscheinlich Bleys. Bleys auf dem Thron von Amber – das wäre keine üble Sache; nur hätte ich mich selbst dort oben lieber gesehen.
    Ich schaute noch eine Zeitlang hinab und sah, daß sich seltsame Gestalten zwischen den Lichtern bewegten. Da begann ich mich zu fragen, woraus seine Armee bestehen mochte.
    Wie auch immer, es war mehr, als ich besaß.
    Ich tastete mich zum Tisch zurück und schenkte mir ein letztes Glas ein.
    Doch ehe ich den Alkohol hinabstürzte, zündete ich eine Kerze an.
    In ihrem Licht nahm ich das Kartenspiel zur Hand, das ich gestohlen hatte.
    Ich breitete die Karten vor mir aus, bis ich die Abbildung Erics erreichte. Ich legte sie in die Mitte des Tisches und steckte die übrigen wieder fort.
    Nach einer Weile belebte sich das Bild; und ich sah Eric in Schlafkleidung und hörte die Worte: »Wer ist da?« Sein Arm war verbunden.
    »Ich«, sagte ich, »Corwin. Wie geht es dir?«
    Da begann er zu fluchen, und ich lachte. Ich trieb ein gefährliches Spiel, zu dem mich der Whisky verleitet haben mochte, doch ich fuhr fort: »Mir war gerade danach, dir zu sagen, daß bei mir alles zum Besten steht. Ich wollte dir auch sagen, daß du recht hattest, als du vom unruhigen Schlaf des Herrschenden sprachst. Du wirst nicht mehr lange schlafen können. Leb wohl, Bruder! Der Tag, an dem ich nach Amber zurückkehre, ist zugleich dein letzter! Das wollte ich dir nur sagen – da dieser Tag nicht mehr allzu fern ist.«
    »Komm ruhig«, erwiderte er, »und ich werde mich hinsichtlich deiner Todesart nicht lumpen lassen.«
    Da richtete sich sein Blick auf mich, und wir waren uns ganz nahe.
    Ich machte ihm eine lange Nase und fuhr mit der Handfläche über die Karte.
    Es war, als hätte ich einen Telefonhörer aufgelegt. Ich schob Eric zwischen die übrigen Karten.
    Als sich der Schlaf herabsenkte, begann ich mir dennoch Gedanken über Bleys´ Truppen zu machen, die in der Schlucht unter uns lagerten, und ich dachte an Erics Abwehr.
    Es würde nicht einfach werden.
     

6
    Das Land hieß Avernus, und die versammelten Truppen waren nicht ganz menschlich. Ich besichtigte sie am folgenden Morgen, wenige Schritte hinter Bleys gehend. Die Soldaten waren etwa sieben Fuß groß, hatten eine sehr rote Haut und wenig Haar, katzenähnliche Augen, sechsgliedrige Hände und Füße. Ihre Ohren liefen spitz zu, und die Finger besaßen Klauennägel.
    Die Kämpfer trugen Kleidungsstücke, die leicht wie Seide aussahen, aber aus einem ganz anderen Stoff bestanden und vorwiegend grau oder blau waren, und jeder war mit zwei kurzen Klingen bewaffnet, die am Ende Haken aufwiesen.
    Das Klima war mild, die Vielfalt der Farben war verwirrend, und alle hielten uns für Götter.
    Bleys hatte Wesen gefunden, deren Religion sich um Brudergötter drehte, die wie wir aussahen und die ihre speziellen Sorgen hatten. Nach den Erwartungen dieses Mythos sollte ein böser Bruder die Macht übernehmen und die guten Brüder zu unterdrücken versuchen.
    Und natürlich gab es die Sage von der Apokalypse, bei der alle aufgerufen waren, für die überlebenden guten Brüder Partei zu ergreifen.
    Ich trug den linken Arm in einer schwarzen Schlinge und betrachtete die Wesen, die nicht mehr lange zu leben hatten.
    Ich stand vor einem Soldaten und starrte ihn an. »Weißt du, wer Eric ist?« fragte ich.
    »Der Herr des Bösen«, erwiderte er.
    »Sehr gut«, sagte ich, nickte und ging weiter.
    Bleys hatte sein Kanonenfutter gefunden.
    »Wie groß ist deine Armee?« fragte ich ihn.
    »Etwa fünfzigtausend Mann stark«, entgegnete er.
    »Ich grüße jene, die ihr Leben hingeben werden«, sagte ich. »Mit fünfzigtausend Mann kannst du Amber nicht erobern, selbst wenn du sie heil und

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