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Die Prinzen von Amber

Titel: Die Prinzen von Amber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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kniete mich darauf und betastete die Rille. Ich war etwa halb durch.
    Dann hörte ich das leise Lachen.
    Es ertönte hinter mir.
    Ich wandte mich um und brauchte gar nicht erst meine Augen zu bemühen, um zu wissen, daß noch jemand in der Zelle war.
    Unmittelbar vor der linken Wand stand ein Mann und kicherte vor sich hin.
    »Wer seid Ihr?« fragte ich, und meine Stimme hörte sich seltsam an. Da wurde mir bewußt, daß ich seit langer Zeit nicht mehr gesprochen hatte.
    »Fliehen«, sagte er. »Er versucht zu fliehen.« Und wieder lachte er.
    »Wie seid Ihr hier hereingekommen?«
    »Zu Fuß«, entgegnete er.
    »Von wo? Wie?«
    Ich riß ein Streichholz an. Das Licht schmerzte meinen noch sehr empfindlichen Augen, doch ich hielt es in die Höhe.
    Ein kleiner Mann. Winzig, könnte man sagen. Etwa fünf Fuß groß und bucklig. Haar und Bart waren so lang und dicht wie bei mir. Das einzige hervorstechende Merkmal in der Pelzpracht waren die lange Hakennase und die nahezu pechschwarzen Augen, die sich im Lichtschein zusammengezogen hatten.
    »Dworkin!« rief ich überrascht.
    Und er lachte.
    »So heiße ich. Und wie heißt Ihr?«
    »Kennt Ihr mich nicht wieder, Dworkin?« Ich zündete ein zweites Streichholz an und hielt es mir vors Gesicht. »Schaut einmal genau hin. Vergeßt den Bart und das Haar. Stellt Euch vor, ich wäre etliche Pfund schwerer. Ihr habt mich in exquisitem Detail auf mehreren Kartenspielen festgehalten.«
    »Corwin«, sagte er schließlich. »Ich erinnere mich an Euch. Jawohl.«
    »Ich hatte Euch für tot gehalten.«
    »Das bin ich aber nicht. Seht Ihr?« Und er drehte sich im Kreise. »Wie geht es Eurem Vater? Habt Ihr ihn kürzlich gesehen? Hat er Euch hierhergesteckt?«
    »Oberon ist nicht mehr in Amber«, erwiderte ich. »Mein Bruder Eric herrscht in der Stadt, und ich bin sein Gefangener.«
    »Dann habe ich gewisse Vorrechte«, sagte er, »denn ich bin Oberons Gefangener.«
    »Oh? Niemand von uns wußte, daß Vater Euch eingesperrt hatte.«
    Ich hörte ihn weinen.
    »Ja«, sagte er nach einer Weile. »Er hat mir nicht getraut.«
    »Warum nicht?«
    »Ich sagte ihm, ich hätte eine Möglichkeit gefunden, Amber zu vernichten. Ich habe ihm die Methode beschrieben, und da hat er mich eingesperrt.«
    »Das war ungerecht von ihm«, sagte ich.
    »Ich weiß«, stimmte er zu, »aber er gab mir eine schöne Wohnung und viele Dinge, die ich erforschen konnte. Nur besuchte er mich nach einer gewissen Zeit nicht mehr. Er brachte immer Männer mit, die mir Tintenkleckse zeigten und mich aufforderten, Geschichten darüber zu erzählen. Das war ganz lustig, bis ich eine Geschichte erzählte, die mir selbst nicht gefiel, und einen seiner Begleiter in einen Frosch verwandelte. Der König war zornig, als ich ihn nicht zurückverwandeln wollte. Ich habe inzwischen so lange niemanden mehr gesehen, daß ich den Kerl sogar jetzt noch zurückverwandeln würde, wenn er darauf bestünde. Einmal ...«
    »Wie seid Ihr hierher gekommen, in meine Zelle?« fragte ich noch einmal.
    »Ich hab´s Euch doch gesagt. Zu Fuß.«
    »Durch die Mauer?«
    »Natürlich nicht. Durch die Schatten-Mauer.«
    »Niemand kann in Amber durch die Schatten schreiten.
    In Amber gibt es keine Schatten.«
    »Hihi, man muß sich nur auskennen und ein bißchen schummeln«, sagte er.
    »Wie?«
    »Ich entwarf einen neuen Trumpf und bin hindurchgeschritten, um mal zu sehen, was sich auf dieser Seite der Mauer tut. Ach je – da fällt mir ein ... ich kann ja ohne den Trumpf nicht zurück! Ich muß einen neuen zeichnen. Habt Ihr irgend etwas zu essen?«
    »Nehmt ein Stück Brot«, sagte ich und reichte ihm den Laib. »Und hier ist ein Stück Käse dazu.«
    »Dank sei Euch, Corwin«, und er verschlang die Brocken und trank anschließend meinen Wasserkrug leer. »Wenn Ihr mir jetzt einen Stift und ein Stück Pergament geben könntet, kann ich in meine Räume zurückkehren. Ich möchte gern noch ein Buch zu Ende lesen. Unser Gespräch hat mich gefreut. Die Sache mit Eric ist bedauerlich. Ich komme ein andermal wieder, dann können wir uns ausführlicher unterhalten. Wenn Ihr Euren Vater seht, sagt ihm bitte, er soll nicht zornig sein, weil ich ...«
    »Ich habe weder Schreibstift noch Pergament«, stellte ich fest.
    »Meine Güte!« rief er aus. »Wie unzivilisiert.«
    »Ich weiß. Eric ist eben nicht besonders zivilisiert.«
    »Nun denn, was habt Ihr statt dessen? Meine Räume gefallen mir doch besser als dieser Ort. Zumindest sind sie besser

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