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Die Prinzen von Amber

Titel: Die Prinzen von Amber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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beleuchtet.«
    »Ihr habt mit mir gegessen«, sagte ich, »und jetzt möchte ich Euch um einen Gefallen bitten. Wenn Ihr mir die Bitte erfüllt, dann will ich alles in meiner Macht Stehende tun, um die Angelegenheit zwischen Euch und Vater zu bereinigen, das verspreche ich Euch.«
    »Was wollt Ihr?« fragte er.
    »Ich bin seit langer Zeit ein großer Bewunderer Eurer Arbeit«, sagte ich. »Und es gibt ein Motiv, das ich mir stets von Eurer Hand gewünscht habe. Kennt Ihr den Leuchtturm von Cabra?«
    »Natürlich. Ich bin oft dort gewesen. Ich kenne den Wächter Jopin. Früher habe ich öfter mit ihm Schach gespielt.«
    »Vor allen Dingen habe ich mir eins ersehnt – eine Eurer magischen Skizzen des großen grauen Turms – das ist mein Herzenswunsch.«
    »Ein einfaches Thema«, sagte er, »und auch ganz reizvoll. Ich habe früher einmal ein paar Grundskizzen davon gemacht, doch weiter bin ich nicht gekommen. Es kam mir immer andere Arbeit dazwischen. Wenn Ihr möchtet, hole ich Euch eine der Zeichnungen.«
    »Nein«, sagte ich. »Ich wünsche mir etwas Dauerhafteres, das mir hier in der Zelle Gesellschaft leisten soll – um mich zu trösten, und andere, die vielleicht nach mir hier leben müssen.«
    »Löblich«, sagte er. »Was habt Ihr Euch als Material gedacht?«
    »Ich habe hier einen Stift«, erwiderte ich (der Löffel war inzwischen ziemlich scharf) »und hätte das Bild gern an der gegenüberliegenden Wand, damit ich es anschauen kann, wenn ich mich ausruhe.«
    Er schwieg einen Augenblick lang und sagte dann: »Die Beleuchtung ist aber ziemlich schlecht.«
    »Ich habe mehrere Streichholzheftchen«, erwiderte ich. »Ich werde die Hölzer aneinander anzünden und hochhalten. Wenn der Vorrat knapp wird, können wir auch etwas von dem Stroh verbrennen.«
    »Die Arbeitsbedingungen sind nicht gerade ideal ...«
    »Ich weiß«, sagte ich, »und ich entschuldige mich dafür, großer Dworkin, aber etwas Besseres kann ich Euch leider nicht bieten. Ein Kunstwerk von Eurer Hand würde mein bescheidenes Dasein unvorstellbar bereichern.«
    Er kicherte vor sich hin.
    »Also gut. Aber Ihr müßt mir versprechen, daß Ihr mir hinterher Licht zur Verfügung stellt, damit ich mir einen Rückweg in meine Gemächer aufzeichnen kann.«
    »Einverstanden«, sagte ich und griff in die Tasche.
    Ich hatte drei volle Streichholzhefte und ein angebrochenes.
    Ich drückte ihm den Löffel in die Hand und führte ihn zur Wand.
    »Habt Ihr Euch mit dem Stift vertraut gemacht?« fragte ich.
    »Ja – ein angespitzter Löffel, nicht wahr?«
    »Ja. Ich mache Licht, sobald Ihr bereit seid. Ihr müßt schnell zeichnen, da mein Vorrat an Streichhölzern beschränkt ist. Ich sehe die Hälfte für den Leuchtturm vor, und die andere Hälfte für Eure Sache.«
    »Gut«, sagte er. Ich zündete ein Streichholz an, und er begann die feuchte graue Wand mit Linien zu überziehen.
    Zuerst zeichnete er ein hohes Rechteck als eine Art Rahmen. Dann begann er mit energischen Strichen den Leuchtturm zu umreißen.
    So unzurechnungsfähig er sonst war – seine Zeichenkunst war ungeschmälert. Ich hielt jedes Streichholz mit den Fingerspitzen, spuckte mir auf Daumen und Zeigefinger der anderen Hand und ergriff das bereits abgebrannte Ende, drehte das ganze Gebilde herum und ließ das Streichholz völlig abbrennen, ehe ich das nächste anzündete.
    Als das erste Heft mit Streichhölzern aufgebraucht war, hatte er den Turm abgeschlossen und beschäftigte sich mit Meer und Himmel. Ich ermutigte ihn, indem ich mit jedem Strich anerkennend vor mich hin murmelte.
    »Großartig, wirklich großartig«, sagte ich, als das Werk fast vollendet war. Zuletzt ließ er mich ein weiteres Streichholz verschwenden, damit er seine Signatur anbringen konnte. Ich war nun fast mit der zweiten Packung am Ende.
    »Jetzt wollen wir es bewundern«, meinte er.
    »Wenn Ihr in Eure Räumlichkeiten zurück wollt, müßt Ihr mir das Bewundern überlassen«, sagte ich. »Wir haben zu wenige Streichhölzer, um uns noch als Kunstkritiker zu betätigen.«
    Er schmollte ein wenig, ging dann aber an die andere Wand und begann zu zeichnen, sobald das erste Streichholz entflammt war.
    Er zeichnete einen Arbeitsraum mit einem Schädel auf dem Tisch, daneben einen Globus, reihenweise Bücher an allen Wänden.
    »Das ist gut«, sagte er, als ich mit dem dritten Heftchen durch war und den angebrochenen Streichholzvorrat in Angriff nahm.
    Es kostete sechs weitere Streichhölzer, bis er fertig war und das

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