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Die Prinzen von Amber

Titel: Die Prinzen von Amber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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antwortete nicht sofort, und er wiederholte seinen Ruf.
    »Corwin? Komm her!«
    Da ich kaum eine andere Wahl hatte, stemmte ich mich hoch und trat vor. Ich blieb stehen, als ich spürte, daß ich dicht vor ihm stand.
    »Was willst du?«
    »Komm mit!« Und er packte mich am Arm.
    Wir gingen durch den Korridor, und er sagte nichts, und ich hätte mir eher die Zunge abgebissen, als ihm eine Frage zu stellen.
    Die Echos verrieten mir den Augenblick, da wir den großen Saal betraten. Gleich darauf führte er mich die Treppe hinauf.
    Wir stiegen empor und erreichten den eigentlichen Palast.
    Ich wurde in ein Zimmer geführt und in einen Sessel gedrückt. Ein Friseur machte sich an meinem Haar und Bart zu schaffen. Ich erkannte seine Stimme nicht, als er mich fragte, ob er den Bart stutzen oder ganz abschneiden sollte.
    »Abschneiden«, sagte ich, während sich jemand daran machte, meine Finger- und Fußnägel zu maniküren.
    Dann wurde ich gebadet, und jemand half mir in saubere Sachen, die lose an mir herabhingen. Außerdem wurde ich entlaust, aber das sollten Sie lieber vergessen.
    Dann wurde ich an einen anderen düsteren Ort geführt, wo es Musik, herrliche Essensgerüche, Stimmengemurmel und Gelächter gab. Ich erkannte den Speisesaal.
    Die Stimmen wurden etwas leiser, als Julian mich hereinführte und Platz nehmen ließ.
    Ich blieb sitzen, bis die Fanfarenstöße erklangen, woraufhin ich aufstehen mußte.
    Ich hörte den Trinkspruch.
    »Auf Eric den Ersten. König von Amber! Lang lebe der König!«
    Ich trank nicht, was aber niemand zu bemerken schien. Caines Stimme hatte den Spruch ausgebracht, ein gutes Stück weiter oben am Tisch.
    Ich aß soviel ich konnte, denn es war das beste Essen, das mir seit der Krönung vorgesetzt worden war. Aus Gesprächen, die ich mitbekam, ging hervor, daß heute der Jahrestag von Erics Krönung war – ich hatte also ein ganzes Jahr in meinem Verlies zugebracht!
    Niemand richtete das Wort an mich, und ich bemühte mich auch nicht um ein Gespräch. Ich war lediglich als Gespenst zugegen. Sicher um mich zu erniedrigen, aber auch als lebendes Mahnmal für meine Brüder – das Opfer einer Auflehnung gegen den Herrscher. Und allen war befohlen worden, mich zu vergessen.
    Das Fest währte bis tief in die Nacht. Irgend jemand versorgte mich ständig mit Wein, immerhin, und ich saß da und lauschte auf die Musik und die Tänze.
    Inzwischen waren die Tische fortgeräumt worden, und ich saß irgendwo in einer Ecke.
    Ich betrank mich sinnlos und wurde schließlich am Morgen in meine Zelle zurückgeschleift. Ich bedauerte nur, daß mir nicht richtig übel geworden war. Zu gern hätte ich jemandem auf den sauberen Boden oder über das Hemd gekotzt.
    So ging mein erstes Jahr der Dunkelheit zu Ende.
     

9
    Ich möchte Sie nicht mit Wiederholungen langweilen. Das zweite Jahr verlief mehr oder weniger wie das erste und hatte dasselbe Finale. Das dritte ebenso. Im zweiten Jahr besuchte mich Rein zweimal mit einem Korb voller schöner Sachen und einem Mund voller Klatsch. Beide Male verbat ich ihm, mich jemals wieder aufzusuchen. Im dritten Jahr ließ er sich sechsmal sehen, jeden zweiten Monat, und jedesmal wiederholte ich mein Verbot und aß seine Gaben und hörte mir an, was er zu sagen hatte.
    Irgend etwas stimmte nicht in Amber. Seltsame
Dinge
bewegten sich durch die Schatten und machten sich überall gewalttätig bemerkbar. Natürlich wurden sie vernichtet. Eric versuchte sich noch darüber klar zu werden, wie sie sich hatten bilden können. Ich sagte nichts von meinem Fluch, wenn ich mich auch innerlich freute, daß er solche Wirkungen gezeitigt hatte.
    Random war ebenso wie ich noch gefangen. Inzwischen hatte er jedoch seine Frau bei sich. Die Stellung meiner anderen Brüder und Schwestern war unverändert. Dies half mir durch den dritten Jahrestag der Krönung, verlieh mir das Gefühl, fast wieder am Leben zu sein.
    Es.
    Es!
Eines Tages war es da, und es erfüllte mich mit einem solchen Wohlgefühl, daß ich sofort die letzte Flasche Wein aufmachte und die letzte Schachtel Zigaretten anbrach, die ich mir aufgehoben hatte.
    Ich rauchte und trank und genoß das Gefühl, Eric irgendwie besiegt zu haben. Wenn er die Wahrheit erfuhr, mochten die Folgen für mich tödlich sein. Aber ich wußte, daß er keine Ahnung hatte.
    Also freute ich mich, rauchte und trank und streckte mich im Lichte dessen, was geschehen war.
    Ja, im
Licht.
    Ich hatte einen winzigen Streifen Helligkeit entdeckt, irgendwo

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