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Die Prinzen von Amber

Titel: Die Prinzen von Amber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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rechts von mir.
    Können Sie sich vorstellen, was mir das bedeutete?
    Sehen wir es mal so: Ich war in einem Krankenhausbett erwacht und erfuhr, daß ich mich viel zu schnell erholt hatte. Wissen Sie, was ich damit sagen will?
    Meine Wunden heilen schneller als die Verletzungen anderer. Alle Lords und Ladies von Amber besitzen diese Fähigkeit.
    Ich hatte die Pest überlebt, ich hatte den Marsch auf Moskau überstanden ...
    Mein Körper regeneriert sich schneller und besser, als ich es jemals bei anderen erlebt habe. Bei Nervengewebe dauert es nur etwas länger, das ist alles. Mein Sehvermögen kehrte zurück – das hatte diese Entdeckung zu bedeuten, dieser herrliche Streifen Helligkeit, irgendwo rechts von mir.
    Nach einer Weile wußte ich, daß es sich um das kleine vergitterte Fenster in meiner Zellentür handelte.
    Meine Finger ertasteten die Tatsache, daß mir neue Augen gewachsen waren. Dieser Vorgang hatte drei Jahre gedauert, aber ich hatte es geschafft. Dies war die winzige Chance, die ich schon erwähnt habe – jener Vorgang, den nicht einmal Eric richtig abzuschätzen wußte, weil die Familienmitglieder in mancher Hinsicht doch sehr verschieden sind. Insoweit hatte ich ihn besiegt; ich wußte, daß mir neue Augäpfel wachsen konnten. Mir war bald klar geworden, daß das Nervengewebe meines Körpers nachwachsen konnte, wenn man ihm genug Zeit ließ. In den preußisch-französischen Kriegen hatte ich eine schwere Rückgratverletzung davongetragen. Nach zwei Jahren war die Lähmung verschwunden gewesen. Ich hatte von Anfang an die Hoffnung genährt – eine vage Hoffnung, das will ich gern eingestehen –, daß ich dasselbe mit meinen ausgebrannten Augäpfeln vollbringen könnte. Und ich hatte recht behalten. Das Sehvermögen kehrte langsam zurück.
    Wie lange noch bis zum Jahrestag von Erics Krönung? Ich blieb stehen, und mein Herz begann schneller zu klopfen. Sobald man bemerkte, daß ich das Augenlicht zurück-gewonnen hatte, würde ich es wieder verlieren.
    Deshalb mußte ich fliehen, ehe die vier Jahre vorüber waren.
    Aber wie?
    Bis jetzt hatte ich mir kaum Gedanken darüber gemacht, denn selbst wenn ich eine Möglichkeit fand, aus der Zelle auszubrechen, war mir doch der Weg aus der Stadt – oder auch nur aus dem Palast – ganz gewiß versperrt; immerhin war ich blind und allein.
    Doch jetzt ...
    Die Tür zu meiner Zelle war ein großes, schweres, metallgefaßtes Ding, in etwa fünf Fuß Höhe von einem winzigen Gitter durchbrochen, durch das man sehen konnte, ob ich noch lebte – falls sich jemand dafür interessierte. Selbst wenn ich das Gitter herausnehmen konnte, vermochte ich durch die Öffnung nicht an das Schloß heranzukommen. Unten gab es eine kleine Klappe – groß genug für das Essen, und das war schon alles. Die Scharniere befanden sich entweder draußen oder zwischen Tür und Türpfosten; ich konnte ihre Stellung nicht genau bestimmen. Jedenfalls kam ich nicht heran. Es gab keine Fenster und keine anderen Türen.
    Es war fast, als wäre ich blind – nur war da eben das schwache und beruhigende Licht hinter dem Gitter. Ich wußte, daß meine Sehkraft noch nicht völlig wiederhergestellt war. Bis dahin war es noch ein weiter Weg. Aber selbst wenn ich wieder richtig hätte sehen können – in der Zelle war es pechschwarz. Dies war mir bekannt – weil ich die Verliese unter Amber eben kannte.
    Ich wanderte erneut hin und her und überdachte meine Lage, beschäftigte mich mit allem, was mir vielleicht helfen konnte. Da war meine Kleidung, meine Matratze und genug feuchtes Stroh. Ich hatte auch Streichhölzer – gab aber den Gedanken, das Stroh anzuzünden, schnell wieder auf. Ich glaubte nicht, daß jemand herbeieilen und die Tür öffnen würde. Eher würde mich der Wächter auslachen, wenn er überhaupt etwas bemerkte. Beim letzten Bankett hatte ich einen Löffel mitgehen lassen. Eigentlich wollte ich ja ein Messer stibitzen, doch Julian hatte mich dabei erwischt, wie ich eins zur Hand nahm, und hatte es mir entrissen. Er wußte allerdings nicht, daß dies mein zweiter Versuch war. Der Löffel steckte bereits in meinem Stiefel.
    Aber was konnte mir das gute Stück jetzt nützen?
    Ich hatte Geschichten von Gefangenen gehört, die sich mit den seltsamsten Gegenständen einen Weg in die Freiheit graben konnten – Gürtelschnallen (so etwas besaß ich nicht) und so weiter. Aber ich hatte nicht die Zeit, den Grafen von Monte Christo zu spielen. Ich mußte innerhalb weniger Monate

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