Die Prinzen Von Irland
deinem Hof. Du selbst kannst nicht zum
O’Neill–König zurückkehren, nachdem Brian dich zu sich befohlen hat; ich denke,
deine Söhne werden bei ihm in jedem Fall sicher genug sein. Aber du musst mir
versprechen, dass du mir nicht in diese Schlacht folgst. Versprichst du mir
das?«
»Einerseits
will ich dich nicht verlassen«, sagte Harold. »Aber du hast so viel für mich
getan, dass ich dir andererseits deinen Wunsch nicht abschlagen möchte. Bist du
ganz sicher, dass du das möchtest?«
»Das
ist das Einzige, worum ich dich bitte«, sagte Morann und umarmte seinen Freund
kurz.
Und
so brach Harold in Richtung seines Bauernhofs auf, während Morann sich nach
Westen wandte, um zu König Brian zu stoßen, den er gerade um die Gesellschaft
eines großherzigen Mannes gebracht hatte.
* * *
»Der Mönch soll das
Buch persönlich überbringen. König Brian hat es ausdrücklich befohlen«, meldete
der Bote. »Ist es fertig?«
»Ja,
es ist fertig«, sagte der Abt. »Seit zehn Tagen. Das ist eine Ehre für dich,
Bruder Osgar. Ich nehme an, dass der König dir persönlich danken will.«
»Wir
reiten also nach Dyflin hinunter, wo die Schlacht stattfinden wird?«, fragte
Bruder Osgar.
»Ja,
so ist es«, bestätigte der Bote.
Der
Bote war Mitte April, am Freitag vor der Karwoche, eingetroffen. Am
Sonntagmorgen ritt er mit Osgar bei Tagesanbruch wieder durch das große Torhaus
von Glendalough hinaus, und sie wandten sich nach Norden dem langen Pass zu,
der über die Berge nach Dyflin führte. Als sie das offene Hochland erreichten,
war der Himmel wolkenlos blau.
Während
ihm der feuchte Wind um das Gesicht wehte, erinnerte Osgar sich unwillkürlich
an den Tag, da er schon einmal diese Berge überquert hatte, um Caoilinn
mitzuteilen, dass er in das Kloster eintreten werde. Einige Augenblicke lang
fühlte er sich, als sei er wieder genau derselbe junge Mann wie damals – und er
war überrascht, wie deutlich und wie heftig er dies fühlte. Er dachte an
Caoilinn, und sein Herz raste. Würde er sie Wiedersehen?
Sie
passierten die hohe Bresche zwischen den Bergen und folgten dem Weg nach
Nordwesten. Das Wetter war angenehm mild, der Aprilhimmel blieb die ganze Zeit
über ungewöhnlich klar. Am Nachmittag erreichten sie die nördlichen Ausläufer
der Berge und sahen im Osten die ausgedehnte Pracht der Liffey–Mündung und das
weite Rund der Bucht.
Und
dann sah Osgar die Wikingersegel.
Es
war die gesamte Wikingerflotte, die sich von der Nordkurve der Bucht bis endlos
weit in die offene See hinaus reihte, wo sie im Nebel, der über dem Meer lag,
verschwand. Quadratische Segel: er konnte sehen, dass diejenigen, die der
Mündung am nächsten standen, von leuchtender Farbe waren. Wie viele Segel? Er
zählte drei Dutzend; zweifellos waren es noch viel mehr. Wie viele bewaffnete
Krieger? Tausend? Noch mehr? Ein ähnlicher Anblick hatte sich ihm noch nie
geboten. Er starrte voller Grauen in die Ferne, und ihn beschlich eine
entsetzliche, kalte Angst.
* * *
Am Palmsonntag gingen
die Christen von Dyflin mit allen möglichen grünen Zweigen in der Hand in die
Kirche. Caoilinn trug eine Garbe langer Wiesengräser.
Es
war ein wunderlicher Anblick, wie der Strom von Gläubigen mit ihrem Grünzeug in
den Händen und von den Männern der Langschiffe begafft durch die
holzgepflasterten Straßen zog. Einige der Krieger, die über die nördlichen
Meere gekommen waren, bemerkte Caoilinn anerkennend, waren gute Christen und
schlossen sich der Prozession an. Aber die meisten schienen entweder Heiden
oder religiösen Dingen gegenüber gleichgültig zu sein und standen an den Zäunen
oder in den Hofeingängen, stützten sich auf ihre Streitäxte, sahen dem Treiben
zu, unterhielten sich oder tranken Ale.
Es
war ein nicht weniger ungewohnter Anblick gewesen, als am Abend zuvor ihre
Langschiffe in die Liffey–Mündung segelten. Beide Flotten waren zur gleichen
Zeit eingetroffen. Der Graf von Orkney hatte Wikinger aus allen nördlichen
Regionen, von den Orkneys und der Isle of Skye, von der Küste von Argyll und
dem Mull of Kintyre mitgebracht. Der narbengesichtige Kriegsherr Brodar von der
Isle of Man hatte dagegen eine Schrecken erregende Mannschaft mitgeführt, die
er, so schien es, wahllos in den Häfen aller möglichen Länder angeheuert hatte.
Blondhaarige Norweger, stämmige Dänen; manche waren hellhäutig, manche von
dunklerer Hautfarbe und mit schwarzem Haar. Viele, so fand sie, waren nichts weiter
als Piraten. Und doch waren dies
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