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Die Prinzen Von Irland

Die Prinzen Von Irland

Titel: Die Prinzen Von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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ausschließlich
wikingischen Norwegern, deren Furcht einflößende Gesichter er noch nie zuvor
gesehen hatte. Als er einen von Brians Heerführern erblickte, fragte er ihn,
wer sie waren.
    »Das
sind unsere Freunde: Ospak und Wolf der Streitsüchtige. Kampfgestählte Horden,
stark gefürchtet auf den Meeren, wie die Leute sagen.« Er grinste. »Wenn der
König von Dyflin im Stande ist, Freunde von jenseits des Wassers zu Hilfe zu
rufen, dann folgt König Brian lediglich seinem Beispiel. Du musst zugeben, der
Alte ist um keine List verlegen.«
    »Die
sehen aber mehr wie Piraten aus«, meinte Morann.
    »Dyflin
hat seine Piraten, und wir haben die unseren«, entgegnete der Heerführer befriedigt.
»Alles, was zum Sieg verhilft, ist ihm genehm, Morann: Du kennst doch Brian. Wo
bleibt übrigens der König von Tara?«
    »Er
ist im Anrücken«, sagte Morann.
    Er
fand König Brian in der Mitte des Lagers in einem großen Zelt auf einem mit
Seide bedeckten Stuhl sitzend. Mit seinem weißen Bart und seinem tief
zerfurchten Gesicht wirkte der betagte König ein wenig erschöpft, aber sein
Geist war wie immer hellwach, und er schien bester Laune zu sein. Morann
entschuldigte sich rasch für Harolds Abwesenheit. »Sein Ross ist gestrauchelt,
als wir über einen Fluss setzten, und er ist gestürzt. Mit seinem verkrüppelten
Bein habe ich ihn, versteht Ihr, lieber nach Hause geschickt.« Obwohl König
Brian ihm darauf einen zynischen Blick zuwarf, schien er zu viele andere Dinge
im Kopf zu haben, um der Sache weiter nachzugehen. Das Erste, was er zu hören
wünschte, waren Neuigkeiten vom O’Neill–König, und er hörte aufmerksam zu,
während Morann ihm sorgfältig Bericht erstattete. Am Ende machte Brian ein
nachdenkliches Gesicht.
    »Er
wird also kommen. Das ist klar. Er sagt, er kann mich nicht im Stich lassen.
Wie interessant! Was, glaubst du, hat er wirklich im Sinn?«
    »Das,
was er sagt. Nicht mehr, nicht weniger. Er wird seinen Eid nicht brechen, aber
er wird die Schlacht aussitzen und seine eigenen Kräfte schonen, während die
Euren aufgerieben werden. Er wird erst in die Schlacht eingreifen, wenn er
glaubt, Ihr seid in Gefahr, sie zu verlieren.«
    »Das
glaube ich auch.« Brian blickte einen Augenblick betrübt in die Ferne. »Mein Sohn
wird die Schlacht befehligen, denn ich bin dafür zu alt.« Dann blickte er zu
Morann auf, und seine Augen funkelten durchtrieben. »Aber planen werde ich die
Schlacht.«
    Der
König hatte bereits eine große Abordnung seiner Armee ausrücken lassen, um die
Teile von Leinster zu verwüsten. Er plauderte mit Morann kurz über diese
Ereignisse, dann verfiel er in Schweigen; und der Schmied wollte gerade wieder
Abschied nehmen, als Brian plötzlich auf einen Tisch neben sich griff und ein
kleines Buch in die Hand nahm.
    »Sieh
dir das an, Morann. Hast du jemals so etwas gesehen?« Und er blätterte durch
die Seiten und zeigte Morann die verschlungenen und doch planvollen
Buchmalereien des Mönchs aus Glendalough. »Schick mir diesen Mönch herein«,
befahl er, und wenige Augenblicke später hatte Morann die Freude, Osgar
wiederzusehen. »Ihr kennt euch. Das ist gut. Dann werdet ihr euch beide an
meiner Seite halten.« Brian Boru schmunzelte. »Unser Freund hier wollte sofort
wieder nach Glendalough zurückkehren, aber ich habe ihm befohlen, hier zu
bleiben und für den Sieg zu beten.« Bruder Osgar sah ziemlich bleich aus. »Mach
dir keine Sorgen«, sagte der König freundlich zu ihm, »die Kämpfe werden sich
nicht bis hier herauf ziehen.« Und mit einem schelmischen Seitenblick auf Morann
fügte er hinzu. »Es sei denn – und das verhüte Gott! –, deine Gebete versagen.«
    Am
Ende des folgenden Tages sahen sie von Norden her das gewaltige Heer des Königs
von Tara anrücken. Es schlug sein Lager ein Stück weit entfernt, aber noch in
Sichtweite auf den Hängen unterhalb der Ebene der Vogelscharen auf.
    Am
nächsten Morgen erschien der König von Tara mit mehreren seiner Hauptleute. Sie
zogen sich in Brians Zelt zurück und verbrachten dort eine geraume Weile, bevor
sie wieder herauskamen. Als Brian an jenem Nachmittag eine Runde durch sein
Lager machte, erblickte er zufällig Morann.
    »Wir
haben Kriegsrat gehalten«, erzählte er ihm. »Nun werden wir sie herauslocken
müssen, um auf unserem Terrain zu kämpfen.«
    »Wie
wollt Ihr das erreichen?«
    »Indem
wir sie provozieren. Inzwischen dürften bei ihnen Meldungen von dem Schaden
eingehen, den meine Stoßtrupps hinter ihrem

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