Die Prinzen Von Irland
besten Krieger–Clans im Norden eine gewaltige
Armee zusammengestellt. Als Morann ihm Harold und seine Söhne vorstellte, hieß
er sie willkommen und sagte zu ihnen: »Wenn der Kampf beginnt, werdet Ihr bei
mir bleiben« – eine Anordnung, die, wie Morann feststellte, für seine Freunde
nicht nur eine Ehre bedeutete, sondern auch ihre Sicherheit garantierte.
Morann
schätzte, dass sich fast tausend kämpfende Krieger im Lager befanden. Nur
selten hatte man auf der keltischen Insel eine größere Streitmacht gesehen;
selbst Brian Boru hatte zur Belagerung von Dyflin nicht mehr Krieger
versammelt. Viele waren aus dem zentralen Königreich Meath zusammengezogen
worden; aber ständig trafen noch weitere aus größeren Entfernungen ein. Alle
waren gute Krieger. Morann sah ihnen zu, wie sie sich im Einzelkampf übten. Der
alte König hatte vor, so lange in seinem Lager zu bleiben, bis er hörte, dass
Brian in der Liffey–Ebene eingetroffen war; dann würde er nach Süden ziehen und
über Tara zu ihm stoßen.
Aber
was würde er tun, sobald er ihn erreicht hatte? Alles schien darauf
hinzudeuten, dass er die Absicht hatte, Brian gegenüber sein Wort zu halten und
zu kämpfen. Oder hatte er noch einen gerisseneren Plan? Während Morann das
zerklüftete, durchtriebene Gesicht des Königs von Tara betrachtete, war er
außerstande, die wahren Absichten, die sich dahinter verbargen, zu
entschlüsseln; vielleicht, so hoffte der Kunstschmied, ließ sich die Wahrheit
in einer Unterredung herausfinden, die er mit dem König am nächsten Tag führen
sollte. Der alte Monarch hatte ihn zu sich befohlen und schien in
nachdenklicher Stimmung zu sein. Sie sprachen sehr ausführlich miteinander,
über die Männer, die er mitgebracht hatte, über die erwartete Armee aus Munster
und über die Streitkräfte, die er ihr entgegenstellte.
»Wie
du weißt, Morann, hat Brian viele Feinde. Er möchte als Hochkönig mit noch
größerer Macht regieren, als die O’Neills je besessen hatten; denn wir haben
uns niemals wirklich die gesamte Insel unterworfen. Diese Leinster–Könige
hassen ihn ganz besonders. Sie sind fast genauso stolz wie wir. Und sie sind
nicht die Einzigen.« Er warf einen raschen, eindringlichen Blick auf Morann.
»Aber wenn du die Sache recht bedenkst, Morann, dann wirst du feststellen, dass
wir es uns in Wahrheit nicht leisten können, ihn im Stich zu lassen.«
»Ihr
fürchtet die Ostmänner.«
»Natürlich.
Wir haben gesehen, wie Canute und seine Dänen im Handstreich England genommen
haben. Wenn Brian Boru diese Schlacht jetzt verliert, dann werden Ostmänner aus
sämtlichen Winkeln der Nordmeere über uns herfallen. Und dann können wir ihnen
vielleicht nicht mehr widerstehen.«
»Aber
mit der ganzen Geschichte hat doch Leinster angefangen.«
»Ja,
leider. Aus Stolz. Und zweitens glauben sie, dass sie allein aus dem Grund,
weil sie enge familiäre Verbindungen zum Ostmänner-König von Dyflin haben, von
jedem Ostmann, der die Insel überfällt, in Ehren gehalten werden. Aber wenn
sämtliche Flotten aus dem Norden landen würden, dann würde es Leinster genauso
wie dem Rest von uns ergehen. Da ihr Gebiet so nah an Dyflin grenzt, würde es
sogar als Erstes vereinnahmt werden. Und dann werden sie unter die Knute eines
Ostmann–Königs anstatt unter die von Brian geraten.« Er lächelte traurig. »Und
wenn das geschieht, Morann, dann werden wir uns unsrerseits von der
Oberherrschaft über das Land zurückziehen. Dann werden wir uns wie die Tuatha
De Danann alle unter den Hügel verkriechen.« Er nickte versonnen. »Du siehst
also, Morann, egal was geschieht: Brian muss gewinnen.«
Am
folgenden Morgen traf König Brians Bote mit dem Befehl im Lager ein, der König
von Tara möge umgehend ausrücken und sich auf dem nördlichen Liffey–Ufer mit
der Armee von Munster vereinen. Er brachte auch eine Nachricht für Morann mit.
Der Schmied solle sich so rasch wie möglich in Brians Lager einfinden, und wenn
sein Freund, der Norweger, bei ihm sei, so wünsche König Brian, dass Morann ihn
auch mitbringe. Der erste Teil der Aufforderung kam für Morann nicht
überraschend, aber dass sie auch Harold einschloss, hatte er nicht erwartet.
Als er sich aber erinnerte, wie amüsiert er den Norweger bewundert hatte, als
er gekommen war, um den Besitz von Rathmines zu retten, glaubte er ihn jedoch
zu verstehen. Was hatte Brian zu ihm gesagt: »Halte dich in Zeiten der Gefahr
von großherzigen Männern umgeben. Den Mutigen gehört die
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