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Die Prinzen Von Irland

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Titel: Die Prinzen Von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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floh.
    Brians
Diener und Morann sahen sich an. Keiner von beiden wollte den König in einem
solchen Moment stören. Aber es musste sein.
    »Die
Leinstermänner sind zusammengebrochen. Sie ergreifen die Flucht.«
    Hatte
der Alte es gehört? Das war schwer zu sagen. Einige Männer der Leibgarde, die
die Schildmauer bildeten, reizte es offenbar gewaltig, sich nun, wo die Gefahr
für den König vorüber war, ebenfalls ins Gewühl zu stürzen. Nach einer kurzen
Pause entschloss sich der Kunstschmied, für Boru zu sprechen.
    »Möchte
vielleicht jemand von der Garde hinuntergehen, um sie zu erledigen?«, fragte
er. Die Männer nickten zustimmend. Wenige Augenblicke später stürmte die Hälfte
der Garde hinunter zum Wasser, die Übrigen blieben auf ihrem Posten beim König.
    Brian
Boru saß noch eine Weile schweigend und mit gesenktem Kopf da. Obwohl er gerade
den größten Sieg seines Lebens errungen hatte, schien ihn dies nicht zu
interessieren. Mit einem Mal sah er sehr alt aus.
    Unterdessen
spielte sich einige hundert Yards weit entfernt eine grauenvolle Szene ab. Die
Leinstermänner und ihre Verbündeten waren in Richtung Strand geflohen, aber als
sie den erreicht hatten, saßen sie in der Falle, da es keinen weiteren
Fluchtweg gab. Diejenigen, die nach Westen rannten, wurden abgefangen, als sie
wieder zurück durch den Fluss waten wollten. Wohin sie auch rannten, sie wurden
gnadenlos niedergemetzelt. Inzwischen bildeten die Leichen bereits ganze Berge
in der Tolka oder trieben in der Liffey–Mündung hinaus in die Bucht.
    König
Boru sah nicht hin. Er hielt weiter den Kopf gesenkt und seine Schultern
gekrümmt vor Schmerz. Schließlich wandte er seine Augen betrübt nach Bruder
Osgar und befahl ihn zu sich.
    »Bete
mit mir, Mönch«, bat er ihn still. »Beten wir für meinen armen Sohn.« Osgar tat
wie befohlen, kniete an seiner Seite nieder, und sie begannen gemeinsam zu
beten.
    Da
Morann ihn nicht stören wollte, zog er sich an den Rand der Schildmauer zurück
und trat zwischen den Männern hinaus. Die verbliebenen Leibwachen verfolgten
die Geschehnisse unten am Wasser. Sonderbarerweise wirkte das Massaker, obwohl
es nur ein paar hundert Yards weit entfernt stattfand, wie entrückt, beinahe
unwirklich, während rings um Brian Boru gespenstische Stille herrschte.
    Die
Schlacht von Clontarf war beendet, und er war immer noch am Leben. Morann
musste zugeben, dass er überrascht war. War seine Vorahnung bei den Grabhügeln
am Ufer des Boyne etwa falsch gewesen?
    Einige
Augenblicke später sah er, dass sich zu seiner Rechten in der Ferne etwas
bewegte. Außer ihm hatte niemand diese Bewegung bemerkt. Sie kam von dem
kleinen Wäldchen, das sich bis zu dem Dorf Clontarf hinunterzog. Es waren
Wikinger, mindestens ein Dutzend. Die Männer am Wasser unten kehrten ihnen den
Rücken zu. Die wilden Gestalten waren voll bewaffnet und stürmten nun zu König
Brians Stellung herauf.
    Morann
stieß einen Schrei aus.
    * * *
    Caoilinn hatte genug
gesehen. Sie konnte nicht genau erkennen, was unten am Strand geschah, aber der
Ausgang der Schlacht bei Clontarf war klar. Die Männer von Leinster und Dyflin
hatten verloren, und Brians Männer waren im Begriff, die Letzten von ihnen
abzuschlachten.
    »Kommt,
Kinder«, sagte sie, »es wird Zeit, dass wir aufbrechen.«
    »Wohin
denn, Mutter?«, fragten sie.
    »Nach
Fingal.«
    Sie
wandten sich nach Norden. Zuerst trieb Caoilinn ihr Pferd in einen kurzen
Galopp. Immerhin würde es besser aussehen, wenn sie möglichst rasch, noch bevor
Harold von der Niederlage von Leinster erfuhr, den Hof erreichten. Sie könnte
behaupten, sie sei bereits am Morgen aufgebrochen und unterwegs von anrückenden
Truppen am Weiterreiten gehindert worden, anstatt zugeben zu müssen, dass sie
zuerst den Ausgang der Schlacht abgewartet hatte. Natürlich müsste sie auch
ihren Kindern eintrichtern, nur diese Version ihrer Geschichte zu erzählen.
Aber dann schüttelte sie den Kopf und musste beinah über sich selbst lachen.
Was für ein absurder Gedanke! Welch eine Beleidigung für Harolds Verstand! Wenn
sie heiraten wollten, müsste schon mehr Aufrichtigkeit zwischen ihnen
herrschen.
    Sobald
Caoilinn ganz sicher war, dass sie außer Gefahr waren, zügelte sie ihr Pferd zu
einem langsameren Schritt. Sie wollte sich Zeit lassen. Und sie wollte
möglichst vorteilhaft aussehen.
    * * *
    Osgar war bereits
aufgesprungen, als Morann wieder in die schützende Stellung zurückkehrte.
    Die
Leibgarde, die von diesem Angriff

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