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Die Prinzen Von Irland

Die Prinzen Von Irland

Titel: Die Prinzen Von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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kämpften, konnte Morann kleine
Blitze sehen, wenn beim Aufprall der Schläge auf ihre Kettenhemden Funken
sprühten. Je weiter die Zeit voranschritt, desto seltener wurden die
Schlachtrufe. Bei jedem Schlag zuckte Morann zusammen. Osgars Augen waren
dagegen weit aufgerissen in einer Art fasziniertem Grauen. Und vielleicht
konnte Brian Boru die Angst des Mönchs, der hinter ihm stand, spüren, denn nach
einer Weile wandte er sich zu ihm um und schmunzelte.
    »Sing
uns einen Psalm, Bruder Osgar«, forderte er ihn freundlich auf, »denn Gott ist
auf unsrer Seite.« Er griff in eine Schatulle und zog ein kleines Buch heraus.
»Du siehst, ich habe deine Evangelien immer dabei. Ich werde sie mir ansehen,
während du singst.« Und Morann war so sprachlos wie von Bewunderung erfüllt, als
er sah, dass der alte König genau dies tat und wie nebenbei zu seinem Diener
sagte: »Behalt die Schlacht im Auge und lass es mich wissen, wenn etwas
passiert.«
    Längst
hätte, so dachte der Kunstschmied, der König von Tara in die Schlacht
eingreifen müssen. Aber obwohl er sich nicht weit entfernt befand, hatte der
König sich bisher noch nicht von der Stelle gerührt. Morann Mac Goibnenn hütete
sich jedoch, dies auch nur mit einem Wort zu erwähnen. Wenn man sich König
Brian betrachtete, wie er seelenruhig in dem Buch blätterte, hätte man nie
geahnt, dass er überhaupt Unterstützung erwartete.
    Morann
war beinahe selbst überrascht, dass er keine große Angst verspürte. Der Grund
war nicht, dass er sich hinter der Schildmauer bei König Brian befand – denn
die Schlacht wütete mit all ihrer Besessenheit nur ein paar hundert Yards weit
entfernt. Nein, so wurde ihm klar, seine Ruhe rührte von etwas anderem her. Er
wusste bereits, dass er sterben würde.
    * * *
    Der Mittag war
vorbei, als Sigurd die Bewegung zu seiner Rechten bemerkte.
    Er
hatte intensiv nach Harold Ausschau gehalten, als die beiden Streitkräfte
aufeinander zurückten. Obwohl Harold Norweger war, hielt es Sigurd für das
Wahrscheinlichste, dass er sich, wenn er an der Schlacht teilnahm, in Brians
eigenem Clan oder unter den Munstermännern befand. Oder er könnte vielleicht
einer der Männer sein, die den alten König persönlich schützten. Bislang hatte
er ihn aber noch nicht entdeckt, und obwohl er mehrere
Männer in den verschiedenen Abteilungen gebeten hatte, sofort zu rufen, wenn
sie ihn sahen, hatte er nichts vernommen.
    In
dieser Schlacht hatte Sigurd bisher fünf Männer getötet und mindestens ein
Dutzend verwundet. Im Nahkampf fand er es besser zu stechen als eine Streitaxt
zu schwingen, daher hatte er ein Stahlschwert gewählt. Obwohl in Dyflin gute
Klingen geschmiedet wurden, waren die Waffen der Wikinger immer noch besser als
alles, was auf der keltischen Insel produziert wurde, und das zweischneidige
Schwert mit der stahlblauen Klinge, das er in Dänemark erstanden hatte, war
eine tödliche Waffe. Die Schlacht war härter und erbarmungsloser, als er vorher
geglaubt hatte, und nun zog er sich zu einer kurzen Rast zurück.
    Am
späten Vormittag war von Osten her eine schneidend kalte Brise aufgekommen. In
der Hitze der Schlacht hatte er sie kaum bemerkt, aber jetzt schlug sie ihm
mitten ins Gesicht, nass wie Sprühwasser aus Meeresgischt – nur war dies, so
wurde ihm plötzlich klar, nicht möglich. Dafür war sie zu warm. Auch war sie
ekelhaft klebrig, als sie ihm in die Augen drang. Sie schmeckte salzig auf
seinen Lippen. Er blinzelte, runzelte die Stirn – und stieß einen Fluch aus.
    Sie
kam überhaupt nicht vom Meer. Jedes Mal, wenn die Krieger vor ihm aufeinander
prallten, jedes Mal, wenn er den gewaltigen Krach eines niedersausenden Schlags
vernahm, flog bei seinem Aufprall vom Körper der Kämpfenden ein kleiner
Sprühregen aus Schweiß auf. Und aus Blut. Und nun war es nicht Meerwasser,
sondern ein Gemisch aus Blut und Schweiß, was ihm der Wind ins Gesicht wehte.
    Brodar
war von Wolf dem Streitsüchtigen und seinen Norwegern hart bedrängt worden. Es
sah so aus, als zöge er sich gerade von der Frontlinie zurück, um seine Leute
neu zu sammeln. Er hatte etwa ein Dutzend Männer bei sich. Sigurd konnte den
Kriegsherrn deutlich erkennen. Ja, Brodar machte eine Pause, um Atem zu
schöpfen.
    Oder
sollte er etwa…? Tatsächlich, nun begann sich die Gruppe unbemerkt von ihren
Kameraden, die vor ihnen kämpften, in Richtung auf das kleine Wäldchen in der
Nähe des Weilers zurückzuziehen.
    Sigurd
war kein Feigling; aber der Grund, weshalb

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