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Die Prinzen Von Irland

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Titel: Die Prinzen Von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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Gilpatrick leise, »was mein Vater dazu sagen wird.«
    Ein schwieriges Jahr
lag hinter ihnen. Fionnualas Hochzeit mit Ruairi O’Byrne war natürlich
unumgänglich gewesen. Ihr Vater war hart geblieben, und das mit Recht. Auch die
O’Byrnes hatten darauf beharrt. »Ruairi wird die Ui Fergusa nicht entehren«,
hatten sie erklärt. Gilpatrick hielt es tatsächlich für möglich, dass Brendan
O’Byrne auch deswegen bei der Hochzeit gewesen war, um sich davon zu überzeugen,
dass Ruairi auch wirklich heiratete. Jeder machte gute Miene zum bösen Spiel.
Gilpatricks Vater hatte die Trauung vorgenommen. Doch es gab keinen Zweifel
über den Zustand der Braut. Und obwohl Erzbischof O’Toole zum Zeichen seiner
Freundschaft zugegen war, spürte die ganze Familie, dass ihr Ansehen in den
Augen aller gesunken war. Nachdem der König ihnen ihren Landbesitz weggenommen hatte,
war dies ein weiterer bitterer Schlag.
    Es waren düstere
Zeiten für die meisten alten Dubliner Familien, mit einer bemerkenswerten
Ausnahme.
    Ailred der Palmer
hatte seinen Sohn wieder, was eine große Freude war. Obwohl es ihm nicht
gelungen war, wie sein Vater eine Pilgerreise nach Jerusalem zu machen, war er
als Geschäftspartner von Doyle, dem Bristoler Kaufmann, zurückgekehrt und hatte
sich dadurch einen gewissen Wohlstand im Dubliner Hafen gesichert. Er lebte
jetzt in einem Haus an den Fish Shambles. Doch am bemerkenswertesten war seine
Heirat mit Una MacGowan kurz nach seiner Heimkehr. Offenbar hatte er sie gemäß
den Wünschen seines Vaters und insbesondere seiner Mutter geehelicht. Und als
glückliches Ergebnis dieser Verbindung hatte der neue
Schwiegersohn Unas Vater, als er in diesem Sommer mit seiner Familie als
kranker Mann zurückkehrte, in seinem eigenen Haus untergebracht, da es sich nun
im Besitz des Kaufmanns Doyle befand. Obwohl Gilpatrick sie nicht persönlich
kannte, freute er sich für die Familie und besonders für Una, die er einmal vor
einem üblen Schicksal bewahrt hatte. Wenn ihn diese Ereignisse, die sich zum
Guten gewendet hatten, auch daran erinnerten, dass Gott stets über das Leben
der Menschen wachte, dann schien ihm das Pergament in seinen Händen nun zu
zeigen – wenn es denn nicht schon ein Sakrileg war, so etwas zu vermuten –, dass
das Auge Gottes auf irgendetwas anderem ruhte.
    Die besagten
Dokumente waren Briefe des Papstes aus Rom. Einer war an den Erzbischof und an
seine Bischofskollegen gerichtet; der zweite richtete sich an die Könige und Fürsten
Irlands. Der dritte war die Abschrift eines Briefes an König Heinrich von
England.
    Der kürzeste galt den
irischen Fürsten. Er empfahl ihnen, sich »unserem liebsten Sohn in Christus,
Heinrich« zu unterwerfen. So also bezeichnete der Papst den Mann, der vor noch
nicht allzu langer Zeit den Mord an Thomas Becket veranlasst hatte! Er teilte
ihnen mit, Heinrich sei gekommen, um die Kirche Irlands zu reformieren. Und er
mahnte sie, demütig und unterwürfig dem englischen König zu gehorchen, sonst
würden sie den Zorn des Papstes kennen lernen. Den Bischöfen empfahl er
Heinrich als einen christlichen Herrscher an, der die Kirche Irlands von ihrem
schrecklichen Laster und der Bestechung befreien würde, und drängte sie,
Gehorsam »mit kirchlichem Tadel« zu erzwingen.
    »Meint er, wir sollen
jeden unserer Stammesoberhäupter exkommunizieren, der ihm nicht gehorcht?«,
fragte O’Toole verwundert. »Der Heilige Vater scheint auch davon auszugehen«,
fügte er mürrisch an, »alle irischen Fürsten hätten sich in König Heinrichs
Haus begeben, was ja nicht stimmt.«
    »Der Heilige Vater
versteht nichts von irischen Gegebenheiten«, sagte Gilpatrick traurig.
    »Sicher nicht«, brach
es aus O’Toole heraus, der jetzt auf eine Zeile im dritten Brief deutete und
ihn voller Abscheu vom Tisch warf.
    Tatsächlich waren die
Briefe eine glatte Beleidigung der Iren. Sie waren, laut dem Papst, ein
»ignorantes und undiszipliniertes« Volk, das in »monströsem und ekelhaftem
Laster« schwelgte. Sie waren »barbarisch, unkultiviert und unbekannt mit dem
göttlichen Gesetz«. Man könnte meinen, die siebenhundert Jahre seit dem
heiligen Patrick, die bedeutenden Klosterschulen, die irischen Missionare, das
Book of Keils und all die anderen Herrlichkeiten der irischen christlichen Kunst
hätte es nie gegeben.
    »Was kann er meinen?
Woran denkt er bloß?«, wollte der fromme Erzbischof wissen.
    Für Gilpatrick lag
die Antwort im dritten Brief, im Brief an Heinrich II.
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