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Die Prinzen Von Irland

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Titel: Die Prinzen Von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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letzten
Lebensjahre seines Vaters waren nicht glücklich gewesen. Nach Heinrichs II.
Besuch hatte der alte Mann miterleben müssen, wie seine Welt nach und nach
verändert wurde. Der Beschluss der neuen Kirchensynode, allen Erbpriestern die
Privilegien zu entziehen und sie zu enteignen, traf ihn ins Mark. Erzbischof
O’Toole stemmte sich mit aller Kraft gegen diesen Beschluss, doch vergeblich;
nur ein halbes Jahr nach Lawrence O’Tooles Tod segnete auch Gilpatricks Vater
das Zeitliche: Er hatte einen Spaziergang zum alten Thingmount unternommen und
dort am Grab seines Vorfahren Fergus einen tödlichen Anfall erlitten. Ein
passendes Ende für den Letzten der Ui Fergusa, dachte Gilpatrick.
    Er selbst hatte als
zölibatärer Priester keine Erben. Und sein Bruder Lorcan hatte entweder aus
Zufall oder als göttliche Strafe für die Ehe mit der Witwe seines Bruders nur
Töchter, aber keinen Sohn geschenkt bekommen. In der männlichen Linie starb
somit die Familie der Stammesführer aus, die seit unvordenklichen Zeiten Ath
Cliath bewacht hatten.
    Eine letzte Schmach
hielt dieser Tag für Gilpatrick noch bereit. Es war wahrhaftig eine Gnade, dass
sein Vater nicht mehr miterlebte, was er nach der Kirchenweihe erledigen musste.
    Nachdem König
Heinrich II. Irland wieder verlassen hatte, schien es eine Weile so, als
könnten die beiden Parteien, die das Land beherrschten, friedlich nebeneinander
leben. Der Plantagenet–Monarch und der O’Connor–Hochkönig hatten sogar einen
neuen Vertrag geschlossen, der die Insel zwischen ihnen aufteilte, fast wie in
früheren Zeiten, als sie in Leth Cuinn und Leth Moga, in Nord und Süd,
aufgeteilt war. In dem von den Engländern besetzten Gebiet entstanden
normannische Bastionen. Große hölzerne Palisaden umgaben einen hohen Erdhügel,
den eine aus Holz gezimmerte Burg krönte. Diese robusten Forts dominierten die
Landgüter, die Strongbow und seinen Gefolgsleuten gehörten. Aber die neuen
Siedler gierten nach noch mehr Land. Bald wurde die Waffenruhe gebrochen, und
die Lords der Landgüter im Grenzland fielen in das Gebiet des Hochkönigs ein
und stahlen ihm Land. Der Tod von Strongbow änderte nichts daran der Landraub
hatte eine Eigendynamik entwickelt.
    Im Jahre 1185 hatte
Irland zum zweiten Mal königlichen Besuch bekommen; dieses Mal nicht von
Heinrich II., sondern von seinem jüngsten Sohn.
    Prinz Johann hatte
nichts vom Glanz seines älteren Bruders Richard Löwenherz. Er war schlau, aber
taktlos und in seinen Handlungen überstürzt. Als er in Irland landete und mit
irischen Stammesoberhäuptern zusammentraf, deren Kleidung und wallende Bärte
ihm merkwürdig vorkamen, verhöhnte er sie offen. Prinz Johann scherte sich
nicht um die Gefühle der Iren: Er hatte skrupellose Gefolgsmänner mitgebracht,
mit Namen wie de Burgh oder Butler, eine Familie von Verwaltern, die
unerbittlich eine neue Ordnung durchsetzten: Die Sitze bescheidener
Stammesoberhäupter wurden zu befestigten Landgütern bewaffneter englischer
Ritter. Englische Höfe, englische Steuern, englische Sitten, sogar englische counties , Verwaltungsbezirke,
waren geplant. Außerdem waren da weitere Kontingente an Rittern, darunter vieleFreunde des Prinzen, denen irisches Land gegeben werden sollte.
Was natürlich bedeutete, dass noch einige Iren mehr von ihrem Land verjagt
werden mussten.
    Zu den Leidtragenden
gehörte auch Ailred der Palmer. Eines Tages erhielt er die Nachricht, seine
Besitzungen westlich der Stadt, auf denen das Hospiz stand, seien zwei
englischen Bekannten von Prinz Johann übereignet worden; und obwohl sein Sohn
Harold und Doyles Enkel inzwischen bedeutende Männer in Dublin waren, hatte ihr
Einfluss dies nicht verhindern können. Doch statt sich dem Zorn hinzugeben, hatten
der freundliche Palmer und seine Frau innerhalb weniger Monate beide Männer,
die sein Land erhalten hatten, überzeugt, den größten Teil davon wieder dem
Hospiz zu übertragen, welches bald darauf den öffentlichen Segen des Papstes
erhielt. »Siehst du«, frohlockte seine Frau, »am Ende wendet sich alles zum
Guten.«
    Wäre doch mein Bruder
nur ebenso klug gewesen, dachte Gilpatrick. Doch habe ich mich nicht auch
schuldig gemacht? War ich nicht zu sehr mit kirchlichen Angelegenheiten
beschäftigt gewesen, um die Gefahr zu bemerken, in der mein Bruder schwebte?
    Als König Heinrich
das ehemalige Land der Ui Fergusa in Besitz genommen hatte, hatte er es in zwei
große Landgüter, in ein nördliches und ein südliches,

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